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Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
Autoren: Jo Clayton
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Hüften, Schweiß rann die von Zeit und Kummer zerfurchte, gegerbte Haut des ruhigen Gesichts hinab, in dem kein Lächeln stand.
    Das Spielbrett ruhte auf einer Granitplatte, die sich aus Erde und Gestrüpp emporschob wie ein Knochen aus zerfetztem Fleisch und ein oder zwei Schritte hinter dem kauernden Mann dreihundert Meter senkrecht ins Tal abfiel. Dort stöhnte der Boden unter der Last seiner eigenen Fruchtbarkeit, wo selbst in der reglosen Herbsthitze winzige schwarze Gestalten über das Land schwärmten, Korn schnitten und bündelten, von den Obstgärten der Plantagen goldene Früchte pflückten und gebückt zwischen den Pflanzenreihen der Felder einhergingen. Die Sonne schlug blutrote Funken aus dem Rubintropfen, der von einem Nasenflügel baumelte, als er sich nach vorn beugte, einen schwarzen Stein versetzte und damit um einen weißen Kiesel einen schwarzen Ring schloß. Er lächelte mit einem schnellen Empor- und Herabzucken der Lippen, nahm das weiße Steinchen aus dem Kreis heraus und hielt es mit zwei Fingern. »Gib auf, Reiki janja. Ich gewinne das Spiel. Oder stehe zumindest kurz davor.«
    Ihre Augen, vom hellen Blaugrün des Wassers in einem schattigen Teich, wurden traurig, als sie zusah, wie er aufstand, das Steinchen fortwarf und an den Rand der Klippe trat. Er blickte gierig ins Tal hinab und hielt die aschfahlen Hände über dem stumpfen Schwarz seines Gewandes auf dem Rücken verschränkt. »Nein«, sprach sie. Das Wort hing schwer in der heißen, stillen Luft. »Du hast damit angefangen. Nun führe es auch zu Ende.«
    Mit einem Schweißfilm auf dem bleichen Gesicht trat er unruhig gegen ein paar Steine, konnte keine passende Antwort finden und zürnte darüber um so mehr. Nach einem Augenblick angespannter Stille wandte er ihr den Blick zu, und seine Augen waren ausdruckslos und kalt. »Es zu Ende führen – wozu? Wegen Hern? Oder der Meie?« Sein Finger stach nach unten in Richtung des Gebäudes mit den vielen Innenhöfen. »Sie sind machtlos, solange sie dort sitzenbleiben, und sobald sie herauskommen, habe ich sie in meiner Gewalt. Wenn ich soweit bin, fege ich sie vom Brett.« Er machte eine weitausholende Armbewegung. »Mijloc ist bereits in jeder Hinsicht mein, janja. Jeden Tag werde ich stärker. Und du weichst weiter zurück.«
    »Vielleicht.« Reiki erhob sich mühsam, bog um das Spielbrett, strich beim Gehen ihren Rock glatt und zog ihre dicken Zöpfe wie Stränge vergilbten Elfenbeins nach vorn über die Schultern. Sie stellte sich neben ihn an den Rand der Klippe, faßte nach ihrer einzelnen Goldkette um den Hals, streichelte die herabbaumelnden Münzen und lächelte dabei angesichts der Erinnerungen, die ihr dabei kamen. Einst hatte sie zwei Dutzend davon besessen, doch sie hatte sie – bis auf die eine – an einem ruhigen Sommerabend vor langer Zeit verschenkt. »Sie wird dich überraschen, unsere kleine Mißgeburt von Meie. Die Veränderung in ihr hat schon begonnen. Mit allem, was du tust, stärkst du nur ihre Kraft, mein Freund. Jawohl, unsere Serroi wird dich immer und immer wieder überraschen.« Er zuckte zusammen, als wären ihre Worte Steine, die sie nach ihm schleuderte. Seufzend schob sie die Hände ineinander und ließ sie auf die Falten ihres Rocks sinken, während sie das geschäftige Treiben im Tal beobachtete. »Ernte«, sprach sie leise. »Der Winter folgt ihr auf dem Fuße. Durch den Schnee wird deine Armee nicht marschieren können.«
    »Der Winter kommt, wenn ich es will, vorher nicht.« Seine Stimme klang hart, seine Haut spannte sich über den Gesichtsknochen (einen Augenblick lang sah sie ihn als angriffsbereite Viper). Er sprach weiter, und sie hörte Zorn, der nicht ganz einen unbewußten Kummer übertönen konnte! »Serroi fühlt jede Nacht, wie ich die Hand nach ihr ausstrecke, janja. Wenn sie sich verändert, wird sie sich auf mich zuentwickeln. Sie wird recht bald zu mir kommen, wenn sie sieht, wie die Sonne jeden Tag heißer brennt, die Wasserläufe austrocknen und selbst die tiefsten Brunnen Staub aufwirbeln. Die Vorhut meiner Armee, janja – ein Wind wie aus einem Feuerofen und eine sengende Sonne.«
    »Wie du meinst. Warten wir's ab ... warten wir's ab.« Sie benutzte beide Hände, um ihre Augen zu schützen, als sie angespannt zu dem massiven Doppeltor in der großen Mauer blickte, die das schmale nördliche Ende des Tales abschnitt, und beobachtete, wie zwei Reiter das Tor passierten und die holprige Straße auf die Berge zutrotteten. »Also
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