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Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
Autoren: Jo Clayton
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kommen die blockierten Figuren wieder ins Spiel.« Sie schaute bewußt nicht Ser Noris an, als sie sich zum Spielbrett umdrehte, sich auf dem weichen, alten Leder niederließ, wo sie zuvor schon gehockt hatte und das Muster der Steine betrachtete. »Ich bin am Zug, glaube ich.«
     

1
MIJLOC
    Tuli setzte sich auf, schlug die Steppdecken zurück und war wütend, so früh ins Bett geschickt worden zu sein.
Als ob ich noch ein Baby wäre.
Sie fuhr sich mit den Fingern durch das zerzauste Haar und schnaubte verächtlich beim Anblick der ordentlich geglätteten Decken auf dem Bett ihrer ältesten Schwester.
Bah! Wenn ich so eine Petze wie Nilis wäre ...
Sie zog die Nase in Richtung des leeren Bettes kraus...
Dann
würde ich
zu
Pap laufen und ihm sagen, wie sie hinter diesem schrecklichen Agli her ist, während sie angeblich hier bei uns schläft.
Sie betrachtete nachdenklich die Decken, seufzte und unterdrückte den Drang, sie zusammenzuraffen und aus dem Fenster zu werfen. Das war den Ärger nicht wert, den Nilis verursachen würde. Sie zog die Beine an, schlang die Arme darum, lauschte auf die Geräusche, die durch die scheiben- und ladenlosen Fenster drangen und beobachtete, wie die aufgehenden Monde ein Geisterbild auf die gewienerten Bodendielen warfen.
    Als sie der Meinung war, der rechte Zeitpunkt wäre nun gekommen, kroch sie zum Fußende des Bettes, legte sich flach auf den Bauch und fischte aus den Zwischenräumen des Gitterrostes unter der Matratze ihre Jagdkleidung hervor, eine Bluse und Hosen, die ihr Zwillingsbruder abgelegt hatte. Sie rutschte von der Matratze herunter, wand sich aus ihrem Nachthemd, schleuderte es auf ihr Kopfkissen, schlüpfte hastig in die Hosen und schauderte dabei vor Kälte. Sie zerrte sich die Bluse über den Kopf, zog sie herunter und grollte über die Veränderungen an ihrem Körper, die andere Veränderungen nach sich ziehen würden – Beschneidungen ihrer persönlichen Freiheit. Sie band sich die kurzen, braunen Haare aus dem Gesicht, und ihr Blick ruhte dabei auf ihrer zweitältesten Schwester, die friedlich in dem dritten Bett an der Wand unter einem der Fenster schlief. Sananis Gesicht wirkte im stärker werdenden Mondlicht wie ein verschwommenes Oval, in dem die dunklen Bögen der dichten Wimpern sich von der bleichen Haut abhoben. Sie atmete leicht und ruhig.
    In der Gewißheit, daß ihre Schwester nicht aufwachen und ihre Abwesenheit bemerken würde, trat Tuli ans Fenster und beugte sich hinaus. Nijilic TheDom stand nun frei über den Bergen und glitt zwischen den Wolken dahin, die die Überreste des nachmittäglichen Gewitters bildeten. Die Zerstreuungsstürme ließen endlich nach. Es würde ein schlimmer Winter werden. Tuli verschränkte die Arme auf dem Fensterbrett und schaute an dem Mondscheinbaum vorbei auf die dunklen Umrisse der Scheune. Ihr tat noch der Rücken weh vom raschen Ährenlesen hinter den Schnittern – wobei jeder, Mann, Frau und Kind auf den Feldern gewesen war, um das Korn einzubringen, ehe der Regen noch mehr verdarb. Bei allen Bemühungen waren die Kornbehälter in der Scheune erst halb voll – und Sanani sagte, Gradintar wäre noch das Anwesen mit dem größten Glück. Die Früchte auf den Bäumen waren spärlich. Knollen, Hülsenfrüchte und Erdnüsse waren von Schädlingen heimgesucht oder schwarz und weich vom Schimmel. Und es gab nicht genügend Futter für die Hauhaus und die Macain, so daß Auslese unter ihnen betrieben werden müßte. Sie schauderte bei dem Gedanken, verdrängte ihn dann aber entschieden und zog sich auf das Sims. Sie atmete tief ein und genoß die scharfen Nachtdüfte, die der frische Abendwind ihr zutrug – Strohgeruch von den Feldern, der saure Gestank des Dungs aus den Hauhauställen, wo die massigen Tiere auf das morgendliche Melken warteten, das schwere, süße Parfum von den Flügeln der weißen Falter, die an den Knospen des Mondscheinbaumes hingen. Sie umklammerte das Fensterbrett und beugte sich weiter hinaus, um am Haus entlang zu dem Zimmer sehen zu können, wo ihre beiden Brüder schliefen.
    Teras streckte seinen zottigen Kopf heraus und grinste sie an, seine Zähne blitzten in dem sonnengebräunten Gesicht. Er deutete nach unten, schwang sich dann hinaus und kletterte rasch hinab, um in dem durch Mauern begrenzten Garten auf sie zu warten.
    Tuli rutschte hinaus, bis sie mit dem Bauch auf dem Fensterrahmen hing, und tastete mit den Füßen nach den Wappensteinen im Gips. Als sie Halt fand, kletterte sie
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