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Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
Autoren: Jo Clayton
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Horizont steht.
    Ihre Trance wandelt sich. Jetzt kann sie nichts sehen. Sie sitzt in der Finsternis, in einem tiefgreifenden Nichts, das köstlich erholsam ist.
    Nun sieht sie ein Feuer vor sich brennen. Zuerst ist nicht klar, um welches Brennmaterial es sich handelt, dann sieht sie, daß das Feuer ihren Körper umlodert. Sie befindet sich nicht mehr in diesem Körper, sondern irgendwie in einem anderen. Sie weiß das, weil sie eine Hand ausstreckt. Sie kann die Hand sehen. Sie ist fest, klein und grün. Ihre Hand. Sie streckt ihre Hand in das Feuer, das brennt, aber ihren Körper nicht verzehrt. Ihre Hand brennt, die Knochen sind schwarz innerhalb des durchschimmernden, feuerfarbenen Fleisches.
    Die brennende Hand bewegt sich.
    Sie faßt zu: Nach einem gefiederten Schilf. Das Schilfrohr zerbröselt zu Asche.
    Sie faßt zu: Nach Wasser. Dampf steigt um die Hand herum auf. Rote und gelbe Fische schwimmen zwischen den feuerfarbenen Fingern, schwimmen sorglos an blauweißen Dampfschwaden vorüber und entgehen mühelos dem Zugriff der Finger.
    Sie faßt zu: Nach einer trompetenförmigen Blüte, einer hellblauen Blüte mit goldenem Kelch. Ein glattes, kühles Blau. So kühl, daß es das Feuer der Finger dämpft, das Feuer zu Wasser abkühlt und das Wasser herabtropft. Die Hand ist wieder grün und fest.
    Eine grüne Hand hält eine kühle, blaue Blüte.
    Eine Schlingpflanze rankt zarte Ausleger um das schmale, grüne Handgelenk.
    Die schlanken, grünen Finger streicheln die Ranke bis hinab ins Wasser, in den Schlamm. Im schwarzen Schlick schließen sich grüne Finger um eine saftige, knollige Wurzel, fühlen die glitschige, gläserne Haut und zerren die Wurzel aus dem Schlick.
    Die Hand kommt aus dem Wasser. Die Knollen liegen in der Handfläche und beginnen zu brodeln, bis nur noch eine cremigweiße Flüssigkeit zurückbleibt. Schwarze Stechmücken schwirren über der Flüssigkeit und schießen dann davon.
    Serroi blinzelt. Um sie her befanden sich keine Insekten mehr, Hern saß wieder auf dem anderen Schiffsrumpf, auch er wurde nicht mehr von Stechmücken geplagt. Das Fahrzeug glitt im Wind ächzend über die Wasseroberfläche.
    »Du bist also wieder da.«
    »Das bin ich.« Sie rieb sich mit tauber Hand die brennenden Augen. Vorsichtig streckte sie die Beine aus, begann ihre Knie zu massieren und schaute sich nach einem Anzeichen für die Kletterpflanze aus ihrem Traum um. Sie zog die Nase kraus. Gestern schien fast um jedes Schilfrohr eine der wippenden, blauen Blütenstände geschlungen zu sein, jetzt sah sie keinen einzigen. Sie seufzte und blickte zur Sonne empor. »Bald Zeit zum Essen.«
    »Hmm.«
    »Du bist ziemlich unfreundlich heute.«
    »Stich um Stich zu Tode gezwickt.«
    »Mit etwas Glück ist es damit bald vorbei.«
    »Was?« Er setzte sich auf. Das Boot schaukelte, Wasser schwappte über die Seite.
    »Ich glaube schon.« Sie tätschelte sich beim Gähnen auf den Mund. »Das hängt davon ab, ob wir eine dieser Winden finden.« Sie gähnte noch einmal. »Die mit den blauen Blüten.« »So eine?« er deutete ins Schilf.
    Hinter dem Rand des Segels sah sie etwas Blaues schimmern. »Genau.« Sie kroch nach vorn und machte sich daran, das Segel zu reffen. »Wenn du mir helfen möchtest, könntest du den Anker werfen, sobald ich das Segel unten habe.«
     
    Sie strichen den Saft der zermalmten und gedämpften Knolle auf ihre Haut. Das hielt zwar die Stechmücken ab, aber gegen die Eintönigkeit und Langeweile half er natürlich nicht. Tagaus, tagein nahezu reglos daliegen, weil das Boot auf die geringste Bewegung reagiert, wackelt, untertaucht und schaukelt. Warme, feuchte Luft und ein drückender, summender Wind, der unablässig bläst, Tag und Nacht landeinwärts bläst.
    Streckenweise gleitet das Boot nur über metertiefes Wasser dahin und gelangt manchmal zufällig in die Hauptströmung des Flusses, der in den Bergen entspringt und in Niederyallor in den Sinadeen mündet. Oft wurden sie aus der Hauptströmung getrieben, dann fanden sie sie wieder. Ein Tag war wie der andere. Nachts schliefen sie mit ausgeworfenem Anker und gestrichenen Segeln. Sie schliefen niemals gut, da sie nicht genug müde waren, um nicht von Alpträumen geplagt zu werden oder ständig wieder aufzuwachen. Sie stocherten in dem schwindenden Vorrat an Holzkohle und gingen sehr sparsam mit den Kräutern für ihren Fenekeltee um. Unablässig warfen sie die Netze aus, um ihre mageren Wegrationen mit Fisch zu bereichern.
    Eintönig, eintönig,
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