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Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
Autoren: Jo Clayton
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reichte ihr einen Steinzeugbecher. »Saft. Der verdrängt den Geschmack.«
    Dankbar nahm Tuli den Becher und trank ihn zur Hälfte aus, bevor sie ihn wieder senkte. »Die Jungfrau segne dich«, sagte sie.
    Vesset kicherte. »Dich segne sie. Hör zu. Du wirst vielleicht bald Krämpfe bekommen – vielleicht auch nicht. Jeder reagiert anders darauf. Selbst wenn es wirklich schlimm wird, mach dir deshalb keine Sorgen. Gegen Morgen wirst du ziemlich sicher sein, daß du es überlebst.«
    »Na, großartig.«
    Vesset beugte sich herab, strich über Tulis Wange, nahm die Lampe mit und ging leise hinaus.
    Tuli saß in der lautlosen Dunkelheit, nippte ihren Saft und war sich stärker als zuvor bewußt, sich in einem fremden Raum in einem fremden Bett zu befinden. Sie hatte ein unbestimmtes, bohrendes Gefühl. Sie berührte das Laken neben sich und strich mit der Hand über die Decke. Fremde Gerüche. Fremde Empfindungen. Einsamkeit. Ihr schauderte, sie vermißte das leise, nächtliche Atmen ihrer Familie. Niemals zuvor hatte sie alleine in einem Zimmer geschlafen. Sie war trotzig, ohne zu wissen warum, schüttete den Rest ihres Saftes hinunter und schob den Becher vorsichtig auf den Nachttisch. Sie legte sich flach aufs Bett, zog die Decke über sich, blieb liegen und starrte in die Dunkelheit. Sie war müde, aber die ersten Stunden des Schlafs hatten das größte Bedürfnis gestillt. Sie wollte nicht wieder einschlafen. Dann zwang sie sich, die Augen zu schließen und riß sie doch gleich wieder auf. Sie gähnte, blickte zur Decke empor und entspannte sich allmählich.
    Ich kann die Entscheidung vor mir herschieben,
dachte sie.
Vielleicht gibt es Biserica nicht einmal mehr, wenn das alles vorbei ist. Wenn ich nur wüßte, wirklich wüßte, was ich will. Ich muß Teras sprechen. Ich muß mit Mama reden.
Doch noch während sie das dachte, wußte sie, daß das nicht wirklich stimmte, Teras bedeutete keine Alternative mehr für sie. Rane hatte recht, sie mußte ihn seiner Wege ziehen lassen, und Mama mußte ihr die Wahl selbst überlassen.
Aber ich habe ja noch Zeit.
Sie legte die flache Hand auf den Magen.
Ich kann meine eigenen Entscheidungen fällen, muß sie mir nicht aufzwingen lassen. Mmmm. Wenn ich nach Mijloc zurückgehe, werde ich jemanden heiraten müssen. Ich frage mich, wen.
Sie zog in der Dunkelheit eine Grimasse.
Jedenfalls nicht Fayd, grrrr! Nicht diesen Chinj!
Sie ging in Gedanken die Jungen durch, die sie von Cymbank und Umgebung kannte, die so alt wie sie oder ein bißchen älter waren. Als sie langsam in den Schlaf hinüberdämmerte, verschwommen die vielen Gesichter, vermischten sich und wurden merkwürdigerweise zu Dinafars lachendem Antlitz.
    Etwa eine Stunde später wachte sie auf, als Krämpfe ihr wie Messerstiche den Leib zerfetzen wollten.
     
    Yael-mri und die Stallpria Melit ritten mit Rane und Tuli bis zum Tor. Außerhalb der schützenden Blase war die Luft heiß und trocken, wenn auch noch nicht ganz so schrecklich, wie sie im Laufe des Tages werden würde. Die nächtliche Wolkendecke war nun aufgerissen und dünner geworden, so daß die angeschwollene Sonne zwischen Wolken kurz über dem Horizont zu sehen war. Die Dämmerung war ruhig und der Wind soweit abgeflaut, daß er nur noch gelegentlich über ihre Gesichter strich. Die drei Frauen sprachen wenig, bis sie zum Großen Tor gelangten.
    Yael-mrHob die Hand, zog ihr Macai am Zügel und brachte es zum Stehen. Sie beugte sich herüber, um Ranes Arm zu streicheln. »Paß auf dich auf«, sagte sie. »Wir brauchen deine Informationen, aber nicht um den Preis deines Lebens.«
    Tuli rutschte ungeduldig im Sattel herum. Sie wollte diesen Ort hinter sich lassen, der ihr soviel abverlangte. Sie kochte vor Ungeduld, den Ritt nach Norden anzutreten. Sie war aufgeregt, nervös und voller Triumphgefühl. Wenn das vorüber wäre, hätte sie mehr Abenteuer erlebt als Teras. Sie wollte zurückkehren und ihm zeigen, daß er nicht der einzige war, der aufregende und wichtige Dinge vollbrachte. Alle Häuslermädchen mit ihrem Gekicher und ihren haßerfüllten, bösen Sticheleien wollte sie mit einer Miene ansehen, die ihnen sagen sollte
ihr seid nichts, niemand. Seht, was ich geleistet habe, während ihr herumgesessen und getuschelt habt.
Sie lächelte über ihre Phantasien und konnte selbst nicht daran glauben, daß es sich jemals so zutragen würde. Wenn sie auch jung war, wie Ammu Rin gesagt hatte, war sie doch alt genug, um zu wissen, daß Szenen, die man im
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