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Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde
Autoren: Jo Clayton
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verflucht.«
    »Ich lebe gezwungenermaßen bei Anhängern der finstren Hexe. Ihr Böses besudelt mich. Läutere mich Soäreh. Sei mir Vater und Familie.«
    »Feuer läutert, das Licht läutert alles.«
    »Gesegnet sei das Licht.«
    »Vater, Mutter, Schwestern, Brüder, alle lehnen das Licht ab. Ich sündige wegen ihnen. Ich weiche dem Zorn. Ich zweifle am Richtigen. Sie sind die Wurzeln meiner Sünde. Ich sage mich los von ihnen.« Ihre glühenden Augen waren auf den Flammenbogen über ihrem Kopf gerichtet.
    »Gesegnet sei das Licht, das die Finsternis hinwegbrennt.« »Gesegnet sei das Licht.«
    »Laß meine Seele ein durchschimmerndes Strahlen sein, laß das Licht in mich hineinleuchten.« Mit diesem letzten Ausbruch senkte Nilis ihre Hände und warf die Arme wieder ins Feuer. Nach einem Augenblick schrie sie auf und konnte ein wildes, heiseres Stöhnen vor Vergnügen, das für ihren zierlichen Körper zuviel war, nicht unterdrücken.
    Als Nilis an ihren Platz zurückschwankte und ein anderer der Anhänger zum Feuer stolperte, schlug Tuli ihren Bruder aufs Bein und rutschte vom Fenster fort. Ohne auf ihn zu warten, kletterte sie wieder an der Mauer hinauf und ließ sich auf der anderen Seite zu Boden fallen.
    Teras sprang neben sie. »Wie konnte sie das tun?« Seine Stimme klang gequält. Seine übliche Beherrschung bröckelte ab, und er hieb mit einer Hand gegen die Lehmziegel. »Verräterin!«
    Tuli kämpfte gegen ihre eigene Wut, ergriff seine Hand und drückte sie fest. Daß er sie brauchte, war das einzige, was ihre Empörung mäßigen konnte. »Was sollen wir machen?«
    Er zog seine Hand aus der ihren und rieb sie fest über sein Gesicht.
    »Pap alles erzählen, das als erstes.« Seine Stimme klang heiser. »Das müssen wir, er muß erfahren, was sie getan hat.« Er trat gegen die Mauer, wandte den starren Blick von Tuli und blinzelte Tränen fort, deren er sich schämte. »Ich kann gar nicht glauben, was sie da getan hat, Tuli. Warum hat sie das gemacht? Warum?«
    »Sie ist eben Nilis, ich schätze, das ist der einzige Grund.« Tuli faßte nach seinem Arm. »Was können
wir
machen?«
    »Ich weiß es nicht.« Wieder schlug er mit der flachen Hand gegen die Mauer und raste dann an ihr entlang zur Straße. Tuli rannte hinter ihm her, packte ihn am Arm und hielt ihn fest. »Die Wache«, flüsterte sie.
    Er drückte den Rücken an die bröckelige Mauer. Da stand er mit geschlossenen Augen, zurückgelehntem Kopf und atmete stoßweise. Im Licht von Nijilic TheDom, der direkt über ihnen stand und nun aus der Wolkendecke getreten war, sah er viel älter aus als ein vierzehnjähriger Junge. Tuli schauderte, fröstelte sie doch unter einem Gefühl, etwas verloren zu haben –dann machte er die Augen auf, grinste sie an, und die Welt war wieder in Ordnung. Sie grinste zurück, deutete die Straße hinab und begann durch die Schatten der überhängenden Ladenfronten in der Gangart eines Fayar auf der Pirsch zu schleichen. Einige Läden weiter überquerte sie die Straße und machte dann den Bogen um den Schrein der Jungfrau, hinter dem Labby geduldig wartete und schläfrig gegen den Pfosten gesackt war.
     
    Während des schweigsamen Rittes hatte Tuli den Arm um die Taille des Bruders geschlungen und die Wange an seinen Rücken gedrückt. Keiner sprach ein Wort, bis die Scheunen des Gradin-Tar und der große, schwarze Wachturm vor ihnen aufragten, dann brachte Teras Labby zum Stehen. Er drehte sich mit ernstem Gesicht um. »Du kletterst besser über die Mauer, bevor ich hineingehe. Pap würde dir bei lebendigem Leib das Fell über die Ohren ziehen, wenn er wüßte, daß du draußen warst.« »Ja.« Sie lockerte ihren Griff und rückte zurück, bis sie auf der Hinterhand des Macai saß. »Meinst du, er wird dir glauben?« Mit leisem Grunzen stieg sie ab, blieb stehen und schaute zu ihm hoch.
    »Warum sollte er nicht?« Er schnalzte Labby zu und brachte ihn wieder in seinen langsamen Trott. »Wenn nicht, werde ich ihm sagen müssen, daß du dabei warst und das gleiche gehört hast.« Tuli schnitt eine Grimasse und schlug ihm auf den Hintern. »Mein Hinterteil heilt schnell, aber was Nilis uns antut ... Teras ...«
    »Hm?«
    »Sorge dafür, daß – wenn er immer noch gehen will – lieber gleich aufbricht und nicht bis zum Morgen wartet. Und er soll vorsichtig sein, ganz vorsichtig.«
    »Hah! Glaubst du, daran hätte ich nicht gedacht?« Er beugte sich nach vorn und spähte auf das mondbeschienene Stück vor dem Haus. Die
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