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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici
Autoren: Administrator
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historische Begebenheit: Diesmal handelt es sich um das Attentat auf Lorenzo und Giuliano de’ Medici zu Ostern des Jahres 1478 in Florenz. Die Verschwörer, vom sechzehnjährigen Kardinal Raffaelle Riario bis zum siebzigjährigen Jacopo de’ Pazzi, sind historische Persönlichkeiten; ebenso wie ihre Opfer aus dem Hause Medici und die mit ihnen verbundenen Menschen. Erfunden habe ich neben den Hauptpersonen Jana Dlugosz und Peter Bernward den Kaufmann Pratini und seine Familie, Janas Geschäftspartner (mit Ausnahme Francesco Noris), Peters Schwiegersohn Johann Kleinschmidt, Stepan Tredittore und Lapo Rucellai.
    Selbstverständlich musste ich, um der Dramaturgie eines Romans gerecht zu werden, die historischen Begebenheiten da und dort verändern; dabei habe ich hauptsächlich die Hintergründe der Verschwörung ein wenig vereinfacht. Tatsächlich ist es so, dass die Florentiner signoria die Ernennung Francesco Salviatis zum Bischof von Florenz ablehnte, ein altes Recht, das die Stadt bereits im vierzehnten Jahrhundert dem Heiligen Stuhl abgenötigt hatte, und dass Salviati seit dieser Zeit feindschaftliche Gefühle für die Stadt und ihre Bewohner hegte. Es stimmt, dass Lorenzo de’ Medici die Versuche des Papstes, seinem Nepoten Girolamo Riario das Herzogtum Imola zuzuschanzen, zu durchkreuzen versuchte und Sixtus den Medici deshalb aus Rache die Finanzverwaltung des Vatikan entzog. Die Feindschaft der Pazzi, einer alten, aber erst vor zwei Generationen zu Geld gekommenen Adelsfamilie zu den aus bürgerlichen Verhältnissen stammenden Medici habe ich ein wenig übertrieben. In Wahrheit weiß man von der ursprünglichen Weigerung Jacopo de’ Pazzis, bei diesem Mordkomplott mitzuwirken, und er gab erst auf das Drängen Franceschino de’ Pazzis nach. Im Großen und Ganzen darf man annehmen, dass die Motive und Beweggründe für die Verschwörung und die in ihrem Verlauf geplanten Morde vielschichtiger, komplizierter und vor allem schwerer darstellbar sind, als ich es getan habe – und dass die Mitwisserschaft des Papstes weit weniger eindeutig beweisbar ist.
    Die Handlungen der Florentiner, der Rückhalt, den Lorenzo de’ Medici fand, die gnadenlose Jagd auf die Verschwörer und vor allem das Scheitern des Aufstands habe ich jedoch exakt so wiedergegeben, wie ich sie in verschiedenen Quellen gefunden habe. Dies gilt auch für die Schicksale, welche die gescheiterten Verschwörer ereilten.
    Es ist zu lesen, dass der Lynchjustiz gleich nach dem Mord im Dom knapp hundert Menschen zum Opfer fielen. Die meisten davon dürften aus dem Tross Bischof Salviatis gewesen sein. Salviati besaß die ungeheure Dummheit (oder Arroganz), ohne Kunde vom tatsächlichen Gelingen des Mordanschlags in den Palazzo della Signoria (heute Palazzo Vecchio) zu spazieren und einfach vorauszusetzen, dass seine Pläne aufgegangen waren. Gonfaloniere Petrucci ließ ihn und seine Helfer nach kurzem Prozess am Nordfenster des Palazzo aufknüpfen. Die Mitglieder seines Trosses warf man einfach aus dem Fenster des Saales, in dem man sie eingesperrt hatte, auf den Platz hinaus; wo sie von den wütenden Medici-Anhängern in Stücke gerissen wurden. Wer vermag aber zu sagen, ob es daneben nicht auch Szenen gab wie die vor der Mutter-Gottes-Ikone, die ich erfunden habe, und Schicksale wie die des Bieco Alepri oder des Benozzo Cerchi?
    Der historischen Wahrheit entspricht auch die Hinrichtung der Giftmörderin in Prato – wenngleich dieses Ereignis nichts mit dem Aufstand gegen Lorenzo de’ Medici zu tun hatte und zu einer ganz anderen Zeit passiert ist.
    Was ich im Roman nicht erwähnt habe, aber als geschichtliche Kuriosität nicht im Dunkel bleiben sollte, ist die Tatsache, dass der berühmte Maler Sandro Botticelli den Auftrag erhielt, die gehängten Verschwörer als Fresko an der Außenwand des Palazzo della Signoria zu verewigen, nachdem ihre Körper verwest waren. Dieses Fresko blieb bis ins achtzehnte Jahrhundert hinein erhalten. Der Leichnam von Bernardo Bandini, dem eigentlichen Mörder Giuliano de’ Medicis, beschäftigte ebenfalls einen bekannten Künstler der Renaissance: Nachdem Bandini Monate nach der Verschwörung in Istanbul gefangen genommen und nach Florenz zurückgeschickt worden war, wo man ihn dem Strick überantwortete, zeichnete Leonardo da Vinci eine bis heute erhaltene Porträtskizze auf ein Stück Pergament.
    Das moralische Dilemma eines erfolgreichen Kaufmanns am Anfang der Renaissance, das ich am Beispiel Antonio
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