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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici
Autoren: Administrator
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ihm nicht bekommen«, sagte ich zu Jana, die ihm hinterhersah. Sie wandte sich mir zu.
    »Hmm? Nein, mehr bekomme ich nicht. Es ist weit mehr als das, was ich erwartet habe.« Sie schüttelte den Kopf. »Mir tut es auch Leid, Antonio Pratini«, sagte sie leise. »Mir auch.«
     
     
    5.
     
    L
    orenzos Männer führten uns auf dem kürzesten Weg zum Fondaco. Als ich an dem Tor die Gasse hinuntersah und den Fackelschein und die lauten Stimmen aus der Richtung des Gefängnisses hörte, blieb ich stehen. Jana nahm meine Hand fester.
    »Geh nicht hin«, sagte sie. »Sie bringen Johann Kleinschmidt hinein.«
    »Nein, dafür ist es zu früh. Ich möchte nur noch mal kurz sehen, was dort los ist.«
    Jana erschauerte. Sie zog die Schultern hoch. »Ich warte hier auf dich.«
    Ich nickte und gab den Wachen einen Wink, bei Jana zu bleiben. Dann marschierte ich die Straße hinunter. Wie ich erwartet hatte, stammte der Fackelschein und der Lärm von einer Abordnung aus dem Fondaco. Zwei Nonnen standen etwas abseits und schienen mit gesenkten Köpfen zu beten. Ferdinand Boehl war der Anführer der Gruppe. Als er mich herankommen sah, blieb ihm seine Schimpftirade im Hals stecken.
    »Was macht Ihr denn hier mitten in der Nacht?«, erkundigte ich mich.
    »Da fragt er auch noch«, keuchte Boehl fassungslos. »Wir sind hier, um Euch aus dem Gefängnis zu holen. Wenn uns diese Hornochsen hier nur hineinlassen würden. Das heißt… jetzt weiß ich, warum sie sich so dumm gestellt haben.« Er kratzte sich am Kopf. Plötzlich schwoll sein Hals an, und er schrie mit voller Lautstärke: »Jetzt weiß ich es, ja! Aber dazu musste ich mir die Beine in den Bauch stehen und mit Gefängniswärtern herumstreiten, die nicht mal ihren eigenen Namen lesen könnten, wenn man ihn mit Torten auf der Straße auslegen würde. Und der feine Herr läuft derweil frei herum! Was glaubt Ihr eigentlich, wen Ihr vor Euch habt?«
    »Gebt mir bitte die Nachricht wieder, die ich Euch hinterlassen habe.«
    »Was für eine Nachricht? Dieser Wisch?« Er zerrte mit vor Wut flatternden Händen ein Pergament aus seinem Wams. »Damit habt Ihr mich doch hergelockt! Als Ihr am Abend noch nicht zurück wart, habe ich Eure Kammer durchsuchen lassen. Beschwert Euch bloß nicht darüber. Das haben wir dabei gefunden!«
    »Ich fürchte, Ihr habt es nicht richtig gelesen.«
    »Nicht richtig gelesen? Ha! Auswendig könnte ich es hersagen!«
    »Weshalb sagt Ihr dann, dass Ihr mich aus dem Gefängnis holen wolltet? Ich habe doch klar genug geschrieben, dass ich den Zunftpfennig und die Schulden der Fugger-Kaufleute mit Janas Geld bezahlt habe und dass deshalb sie als Zunftmitglied zu betrachten sei statt meiner – und dass es Eure Pflicht sei, sie aus dem Gefängnis zu befreien und nicht mich.«
    »Na«, knurrte er, diesmal etwas leiser. »Was glaubt Ihr wohl, wozu die beiden heiligen Frauen hier sind? Um Vernunft in die Köpfe der Wärter zu beten?« Er drehte sich zu seinen Männern um, die mich ungnädig musterten und zu tuscheln begannen. »Abmarsch!«, rief er. »Wir werden hier nicht mehr gebraucht.«
    Ich hielt die Hand auf, und er drückte mir das Pergament hinein. »Ist doch richtig so?«, fragte er und grinste. »Wenn Ihr wieder frei seid und das Papier haben wollt, dann ist Eure Gefährtin auch frei.«
    Ich nickte. »Sie wartet oben beim Tor auf mich.«
    »Dann stellt mich Ihr gefälligst vor. Ich will doch sehen, ob ich ihr nicht klarmachen kann, dass sie sich mit dem lästigsten Kerl seit dem Propheten Hesekiel verbandelt hat.«
    »Warum habt Ihr gesagt, Ihr wärt hier, um mich zu befreien anstatt Jana?«
    Er brummte etwas in seiner Kehle, das ich nicht verstand.
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte, in meiner Berechnung des Zunftpfennigs hatte sich ein Fehler eingeschlichen. Ich habe festgestellt, dass er doch für zwei reicht. Da habe ich die Zunftmitgliedschaft auf Euch beide ausgedehnt. Euer sauberer Freund der Küchenmägde war ja nicht mehr da.«
    Ich lächelte und begann damit, das Pergament zu zerknüllen. Es war der Notnagel, den ich Ser Lorenzo gegenüber erwähnt hatte. Er sah mir neugierig dabei zu, wie ich es auf den Boden legte und dann mit einem Fußtritt in eine dunkle Seitengasse schoss.
    »Gehen wir jetzt endlich, damit ich Eure schönere Hälfte kennen lerne?«, fragte er.
    »Schneller, als ein Stein ins Wasser fällt«, erwiderte ich.

 
    Nachwort
     
    D
    as Grundgerüst dieses Buches ist, wie bei meinen vorangegangenen Werken, eine verbriefte
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