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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici
Autoren: Administrator
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Gesicht Tredittores Worte bestätigt.«
    »Hat er ihn auf dem Gewissen?«
    »Ich schätze nein. Er hat die Wahrheit gesagt: Er hat sich seit gestern nicht mehr aus der Kirche gewagt.«
    »Was wolltet Ihr mit der Aussage dieses Jammerlappens beweisen?«
    »Dass es möglich ist, dass jemand Janas Briefe durchsah und die beiden, die sich vom Text her am besten zu einer Fälschung eigneten, änderte.«
    »Es ist gut, dass Euch klar ist, dass Ihr den Tatbestand der Fälschung noch immer nicht bewiesen habt.«
    »Das ist mir sonnenklar.«
    Er seufzte und verschränkte die Arme. »Das Einzige, was dabei herausgekommen ist, ist, dass Eure Gefährtin sowohl von Antonio Pratini als auch von Stepan Tredittore hintergangen wurde – und dass der zarte Kardinal Riario, der unter meinem Dach wohnt, unverdient um einen Batzen Geld reicher geworden ist. Pratini ist ihr Geschäftskonkurrent, aber Tredittore sollte ein Mann ihres Vertrauens sein… über ihre Schuld oder Unschuld sagt all das nichts aus.«
    »Ich weiß«, sagte ich und massierte meine Schläfen, »ich weiß.«
    Er trat einen Schritt näher und sah mir ins Gesicht. »Sagt mir die Wahrheit: Habt Ihr erwartet, dass Stepan Tredittore die Fälschung der Briefe gestehen würde? Wenn das so ist, dann sollten wir mit dieser Farce jetzt aufhören. Ich will Euch zugute halten, dass Ihr wirklich gehofft habt, Ihr könntet ihn überführen. Ich habe Euch die Chance dazu gegeben. Jetzt muss die Wahrheit mit den Mitteln der Justiz gefunden werden. Es tut mir Leid für Euch und Eure Gefährtin.«
    »Ich wusste, dass Tredittore nichts mit der Fälschung zu tun hatte«, erklärte ich. »Er hat zwar die Unterschrift Janas auf der Transaktion zu Gunsten Riarios gefälscht, doch bei den Briefen an Boscoli und Cerchi wurde gerade die Unterschrift nicht gefälscht.«
    »Dann nehme ich an«, brummte Lorenzo de’ Medici nach einer Pause, »dass Eure Geschichte noch einen dritten Teil hat.«
    Ich nickte. Ich hatte den beinahe unüberwindlichen Wunsch, mich irgendwo hinzulegen, zusammenzurollen und davon zu träumen, dass ich diese Stadt niemals betreten hätte. Der schwierigste Teil lag noch vor mir.
    »Wusstet Ihr«, fragte ich, »dass die Brüder im Humiliatenkloster gegen ein paar Münzen zu kleineren Dienstleistungen bereit sind? Man kann sein Pferd dort unterstellen, um nur ein Beispiel zu nennen, oder sie zu Botengängen veranlassen, wenn man Einladungen zu einer Feierlichkeit verteilt. Wenn man oft genug mit ihnen Geschäfte gemacht hat und etwas mehr Geld springen lässt, kann man sicher auch ihre Gastfreundschaft für einige Zeit beanspruchen.«
    Lorenzo sah mich verständnislos an.
    »Im Kloster der Humiliatenbrüder hält sich der Mann verborgen, der den dritten Teil meiner Geschichte darstellt«, seufzte ich. »Und ich wünschte zu Gott, dieser Teil hätte niemals erzählt werden müssen.«
     
    Diesmal waren die Rollen vertauscht; statt Lorenzo de’ Medici stand ich unter dem Fresko an der Kapellenwand. Lorenzo saß auf meinem Platz in der Bank. Jana und Pratini, aber auch Stepan Tredittore waren dort geblieben, wo wir sie verlassen hatten. Tredittore stierte vor sich hin und schien an der weiteren Entwicklung der Geschichte keinen Anteil mehr nehmen zu wollen. Lorenzo hingegen hatte sich vorgebeugt und lauschte meinen Ausführungen.
    »Er hatte anfangs versucht, sich dem Usus hier anzupassen und den Mäzen für einen Künstler zu spielen. Leider reichte weder sein Kunstverstand weit genug, um zu erkennen, dass der Bildhauer, den er zur Förderung erkoren hatte, nur ein besserer Steinhauer war; noch waren seine Verbindungen in Florenz gut genug, um Aufträge für den Mann herbeizuschaffen. Zu guter Letzt bezahlte er ihn für nichts, und da befand er, er könne ihn genauso gut für andere Aufgaben einsetzen: beispielsweise um das Haus, in dem Jana und ich abgestiegen waren, zu überwachen. Er hatte sehr schnell erkannt, dass Jana der perfekte Sündenbock war, sollten seine Pläne und vor allem die Verschwörung fehlschlagen. Der Steinmetz wiederum hatte keine andere Wahl, als zu gehorchen; er wusste, dass er absolut abhängig war.
    Als der Steinmetz die Briefe abfing – ein wahrer Glückstreffer! –, pickte er die beiden heraus, bei denen sich der Text am einfachsten so abändern ließ, wie wir ihn heute an der Schandtafel im Bargello lesen können. Die anderen ließ er zustellen. Sie alle verschwinden zu lassen wäre aufgefallen.
    Als die Verschwörung fehlschlug, war es
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