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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici
Autoren: Administrator
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Bruchstücke zusammengesetzt?«
    »Nur zum Teil. Kleinschmidt war die ganze Zeit eine Behinderung. Lediglich bei der Untersuchung von Janas Bankkonten zeigte er sich kooperativ, weil er wusste, dass sich nichts an der Sachlage änderte, wenn ich dort nichts Merkwürdiges fände, bei jeder Unregelmäßigkeit Janas Schuld jedoch noch bekräftigt wäre – und mit Unregelmäßigkeiten rechnete er, seitdem ich ihm erzählt hatte, wie Jana sich in die Stadt geschlichen hatte. Dank Tredittores unseligem Ausflug in die Geschäftemacherei mit dem Klerus fand sich sogar mehr als eine Unregelmäßigkeit, nämlich eine Zahlung an die Pazzi-Bank in Rom.«
    »Die über mein Bankhaus ging.«
    »Ja. Tredittore hat es auch nicht dumm angefangen. Noris Bankhaus hätte den Transfer niemals durchgeführt. Ihr als unabhängige Bank hingegen, die auch noch Ambitionen in Rom hat, habt Euch zwar abgesichert, aber die Transaktion nicht verweigert.«
    »Eure Worte hören sich an wie eine Beleidigung, doch wenn ich in Euer Gesicht sehe…«
    »Wenn Ihr in mein Gesicht seht, erblickt Ihr lediglich den Wunsch, dass diese unselige Geschichte endlich zu Ende kommt. Ich will jedoch Eure Neugier befriedigen. Es gab ein paar Kleinigkeiten, die mich erst hinterher stutzig machten, die ich aber zuerst Kleinschmidts Unfähigkeit zuschrieb: dass wir das Gefängnis beinahe nicht rechtzeitig erreichten, als Rudolf Gutswalter uns hineinschmuggeln wollte; dass er mit einer gezielten Bemerkung Umberto Velluti auf Dauer daran hinderte, mit mir sprechen zu wollen; dass immer dann, wenn ich ihn erfolgreich abgeschüttelt hatte, plötzlich der Steinmetz auftauchte, um mich zu beschatten.«
    »Das waren die kleinen Fehler, von denen Ihr gesprochen habt…«
    »So ist es. Den Ausschlag gab letztlich seine angebliche Abberufung aus Florenz genau einen Tag, nachdem er Tredittore angezeigt hatte. Tredittore würde das Hohelied von Janas Hochverrat singen, Jana würde verurteilt werden, die Suche nach mir eingestellt, und ich hätte keinen Grund mehr, in Florenz zu bleiben. Für meine Sicherheit war ebenso gesorgt wie für meine Abreise. Da er versprochen hatte, so schnell wie möglich aus Prato zurückzukommen, würde er just in dem Moment eintreffen, in dem ich mich reisefertig machte; und damit er das alles überwachen und im richtigen Moment wieder auftauchen konnte, verließ er Florenz in Wirklichkeit nie. Er ritt einfach bei der Porta al Prato zur Stadt hinaus und bei der Porta a Faenza wieder herein und versteckte sich bei den Humiliaten.
    Aber eines hätte Joachim Hochstetter garantiert nie im Leben getan: seinen Beauftragten aus der Stadt abgezogen, nachdem man die Kaufleute der Fugger bereits aus ihren Mauern verwiesen hatte und es keine Hinweise auf eine Verwicklung der Hochstetter in die Verschwörung gab. Er hätte im Gegenteil versucht, die Integrität seines Hauses herauszustellen und damit Geschäfte zu machen. Die Abberufung war eine Farce, die nur den Zweck hatte, Kleinschmidts scheinbaren Abgang aus der Stadt zu bemänteln und mich des letzten vermeintlichen Helfers zu berauben, sodass ich Janas Verurteilung tatenlos würde zusehen müssen und danach die Stadt für immer verlassen hätte.«
    Pratini nickte. Wir hatten uns wieder in Bewegung gesetzt, und er trabte neben uns her, ein kleiner Mann mit abstehenden Ohren und dem verzweifelten Wunsch, seine Seele zu retten, der sichtlich aus dem Gleichgewicht gebracht war von dem, was er in den vergangenen Stunden gelernt hatte.
    »Was ist in der Kapelle noch vor sich gegangen?«, fragte ich ihn nach einer Weile. Er tauchte wie aus tiefen Gedanken auf.
    »Ser Lorenzo hat Euren Schwiegersohn verhaften lassen. Ich denke, er wird ihm ein paar Fragen stellen und ihn dann ins Gefängnis schaffen lassen, um mit dem richtigen Verhör zu beginnen. Es sei denn, er bekommt jetzt gleich ein Geständnis. Ich weiß, dass Ser Lorenzo die Folter hasst und selbst bei seinen Feinden froh ist, wenn er darauf verzichten kann.«
    »Kleinschmidt war niemals sein Feind.«
    »Nein, er war nur ein dummer Junge, der unter mächtigem Druck stand und die Dummheit stündlich größer werden ließ.«
    »Das ist eine treffende Charakterisierung«, sagte ich.
    »Das war einfach. Ich habe nur in den Spiegel geschaut.«
    Ich blieb stehen. Pratini zuckte mit den Schultern und sah zu Jana hoch. In seinem Gesicht arbeitete es. »Es tut mir Leid«, stieß er schließlich hervor. Dann drehte er sich um und stapfte davon.
    »Mehr wirst du von
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