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Du und Ich

Du und Ich

Titel: Du und Ich
Autoren: Niccolò Ammaniti
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den Diktator auszuschalten, schickt er sie alle nach Alaska. Irgendwann steht ein General auf, ein kleiner Mann, ein Computerexperte, der nie etwas sagt, weil er nichts zählt, und meint, dass er eine Idee hat. Alle schütteln den Kopf, doch der Präsident bedeutet ihm, er soll sprechen. Der kleine General erklärt, dass Saddam aus Angst vor versteckten Bomben nichts kauft. Einmal hatte er eine Ananas bestellt, und drinnen steckte eine Bombe, die seinen Koch umgebracht hat. Also lässt er alles, was er in der Villa hat, in den Kellern bauen. Fernseher, Videorekorder, Kühlschränke, Computer, alles. Doch es gibt eine Sache, die bekommen sie nicht hin. Deshalb muss er sie außerhalb kaufen: Swimmingpool-Reinigungsroboter. Saddams Swimmingpool ist so groß, dass sein Roboter die Orientierung verliert, und der Wüstenwind weht ohne Ende und trägt Sand in den Pool. Die besten Roboter, solche, die einen riesigen Swimmingpool wie seinen reinigen können, stellen sie nur in Amerika her.«
    Ich schwieg.
    »Hast du verstanden, Nonna?«
    Sie antwortete nicht. Ganz sachte versuchte ich, meine Hand freizubekommen.
    »Erzähl weiter …«, murmelte sie.
    »Saddam badete mit seinen zwölf Frauen, und der Boden des Swimmingpools war immer ganz schmutzig. Am Ende entscheidet er sich, auch wenn es gefährlich ist, einen Roboter aus Amerika per Post zu bestellen. Er lässt ihn von einem seiner Adjutanten kaufen, um keinen Verdacht zu erregen. Nur dass die CIA das Telefonat abgehört hat. Die Fabrik soll ihm in der nächsten Woche einen Roboter schicken. Der kleine General sagt, dass er eine geniale Idee hat. Er nimmt den Roboter und verändert ihn. Er baut ihm einen superintelligenten Computer ein, den er gerade erfunden hat, und programmiert ihn, Saddam zu töten. Außerdem stattet er ihn mit Miniatomraketen aus, mit Batterien, die Strom mit zweitausend Volt erzeugen, und Giftpfeile kann er auch abschießen. Der Präsident der Vereinigten Staaten ist zufrieden. Das ist eine tolle Idee. Er sagt zu dem kleinen General, dass er sich sofort an die Arbeit machen soll. Der kleine General geht in die Roboterfabrik, nimmt sich einen Roboter und arbeitet die ganze Nacht an ihm. Er baut ihm den Computer ein und programmiert ihn, Saddam zu töten und, um sicher zu sein, auch jeden, der mit ihm im Swimmingpool badet. Als er fertig ist, fühlt er sich todmüde, doch der Roboter ist perfekt, er sieht so aus wie alle anderen. Sein Codename ist K19. Nur dass am Morgen der Mann kommt, der ihn verschicken muss, und sich irrt. Er glaubt, es sei der reparierte Roboter für eine Familie, die in der Nähe von Los Angeles lebt. Er verpackt ihn und versendet ihn. Als er bei der Familie ankommt, nehmen sie ihn und setzen ihn in den Pool. K19 beginnt den Boden des Swimmingpools zu reinigen, das kann er nämlich auch sehr gut. Doch als der Vater und die Kinder baden gehen, werden sie augenblicklich durch einen Stromstoß getötet, der sie alle röstet.«
    »Wer waren sie denn? Die Enkel der Finotti?« Meine Großmutter hatte den Kopf vom Kissen gehoben.
    »Wer sind die Finotti?«, fragte ich.
    »Marino Finotti, der Ingenieur aus Terni … Sind die nicht im Swimmingpool umgekommen?«
    »Aber nei-hein, das hier sind Amerikaner, was hat Terni damit zu tun?«
    »Bist du sicher?« Sie wurde unruhig.
    »Ja, Nonna, beruhige dich.« Ich erzählte weiter. »Also … Der Roboter wartet zwei Tage, die Leichen schwimmen im Pool, doch Saddam kommt nicht, und da er ja ein intelligenter Roboter ist, begreift er, dass sie ihn in den falschen Swimmingpool gebracht haben müssen. Mit seinen Saugketten klettert er die Seitenwände hoch und steigt heraus, auf der Suche nach einem neuen Swimmingpool. Die Gegend in Amerika, wohin sie ihn geschickt haben, Nonna, ist voller Swimmingpools, bei jedem Haus gibt es einen, es sind wahnsinnig viele, Millionen, und er beginnt von einem zum anderen zu gehen und bringt auf der Suche nach Saddam alle um, die ein Bad nehmen. Wenn er einen anderen Roboter trifft, zerstört K19 ihn und putzt dann den Pool. Er richtet ein Gemetzel an. Halb Kalifornien wird umgebracht. Die Armee kommt. Sie lassen alle Soldaten gegen ihn marschieren, sie beschießen ihn mit Laser, doch es ist nichts zu machen. Zum Schluss fordern sie Flugzeuge an, die Bomben auf Kalifornien werfen. K19 wird getroffen, eine seiner Saugketten zerbricht, und er gerät ins Schleudern, doch er gibt nicht auf. Er läuft auf die Autobahn, verfolgt von Panzern, die auf ihn schießen.
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