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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben
Autoren: Peter James
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Drang, sie ihr wegzunehmen.
    Sie sah wirklich ziemlich tot aus. Jetzt erinnerte sie ihn wieder an seine Mutter.
    Aber sie konnte keinem mehr wehtun.
    Genau wie seine Mutter.
    »Bei ihr habe ich ein Kissen benutzt«, rief er Denise zu. Sie antwortete nicht. Das hatte er auch nicht erwartet.
    Er beschloss, ihr die Schuhe zu lassen, und wenn sie noch so verlockend waren.
    Schließlich war es der Stil des Schuh-Diebs, sie mitzunehmen. Nicht seiner.

121
Jetzt
Montag, 19. Januar
    Es war ein guter Sonntagmorgen. Es war Flut, und das Baby auf dem Boot nebenan schrie nicht. Vielleicht war es gestorben, dachte Jak. Er hatte von dieser Sache namens Krippentod gehört. Vielleicht war das Baby dran gestorben. Vielleicht auch nicht. Aber er hoffte es.
    Er hatte sämtliche Ausgaben des Argus von dieser Woche auf dem Tisch ausgebreitet. Die Katze Bosun war darübergelaufen. Das war in Ordnung, sie hatten ein Abkommen getroffen. Dafür lief Bosun nicht mehr über seine Spülketten. Wenn er Zeitungen bevorzugte, kein Problem.
    Er freute sich über das, was er da las.
    Die Frau des Schuh-Diebs hatte Selbstmord begangen. Das war verständlich. Die Verhaftung ihres Mannes war ein furchtbares Trauma für sie gewesen. Garry Starling war ein wichtiger Mann in der Stadt. Gesellschaftlich angesehen. Die Schande seiner Verhaftung war für eine Ehefrau schwer zu ertragen. Sie hatte zu einigen Leuten gesagt, dass sie an Selbstmord denke, und dann hatte sie sich aufgehängt.
    Absolut verständlich.
    Oh ja.
    Er mochte es am liebsten, wenn Flut war und die Tom New bound auf dem Wasser trieb.
    Dann konnte er seine Angelschnüre einholen.
    Er hatte zwei Angelschnüre ausgeworfen und mit Gewichten beschwert, damit sie bei Ebbe tief im Schlamm versanken. Natürlich hatte er sich Sorgen gemacht, als die Polizei das Boot durchsuchte. Aber das wäre nicht nötig gewesen. Sie hatten jede Planke aus dem Boden der Bilgen gerissen und jeden einzelnen Hohlraum untersucht. Aber keiner war auf die Idee gekommen, eine der Angelschnüre einzuholen, so wie er es jetzt tat.
    Umso besser.
    Am Ende der zweiten Angelschnur war eine mit Gewichten versehene, wasserdichte Plastiktüte befestigt. Darin lagen die Schuhe von Mandy Thorpe. Die falschen Jimmy Choos. Er mochte keine gefälschten Schuhe. Sie hatten es verdient, dass man sie im Schlamm begrub.
    Und sie verdiente die Strafe, die ihr zuteil geworden war, weil sie sie getragen hatte.
    Aber es hatte auch richtig gut getan, sie zu bestrafen. Sie erinnerte ihn so sehr an seine Mutter. War fett wie seine Mutter. Roch wie seine Mutter. Er hatte lange darauf gewartet, seiner Mutter das anzutun und zu erleben, wie es sich anfühlte. Aber er hatte zu lange gewartet, und als er endlich den Mut fand, war sie zu krank gewesen. Mit Mandy Thorpe aber war es angenehm gewesen. Es hatte sich angefühlt, als bestrafe er seine Mutter. Es hatte wirklich gut getan.
    Aber nicht so gut wie die Strafe für Denise Starling.
    Es hatte ihm gefallen, wie sie sich immer und immer wieder gedreht hatte, wie ein Kreisel.
    Die Untersuchungshaft hatte ihm hingegen nicht gefallen. Es hatte ihm nicht gefallen, dass die Polizei so viele Sachen vom Boot geholt hatte. Dass sie alles durchsucht und seine Sammlungen durcheinandergebracht hatten. Das war schlimm.
    Wenigstens hatte er jetzt alles zurück. Es war, als hätte er sein Leben zurückbekommen.
    Das Beste aber war, dass ihn die Leute angerufen hatten, denen das Boot gehörte. Sie hatten gesagt, sie würden noch mindestens zwei Jahre in Goa bleiben. Darüber hatte er sich sehr gefreut.
    Auf einmal sah das Leben für ihn wieder sehr gut aus. Sehr friedlich.
    Und es war Flut. Es gab nichts Besseres.
    Oh ja.

122
Jetzt
Freitag, 20. März 2010
    Darren Spicer war gut gelaunt. Er hatte wie immer, wenn er von der Arbeit kam, einen Zwischenstopp im Pub eingelegt und die üblichen zwei Pints mit Whisky getrunken. Er wurde noch zum Gewohnheitstier! Man musste nicht unbedingt im Gefängnis sitzen, um einen festen Tagesablauf zu haben, das ging hier draußen genauso gut.
    Er genoss den festen Rhythmus und ging immer zu Fuß vom Obdachlosenheim zum Grand Hotel, um Geld zu sparen und fit zu bleiben. Im Hotel arbeitete eine Filipina namens Tia, die ihm gut gefiel – und er ihr auch, so wie es aussah. Sie war Anfang dreißig, hübsch und hatte ihren Freund verlassen, weil er sie geschlagen hatte. Sie kamen einander rasch näher, auch wenn sie es noch nicht gemacht hatten. Aber das war nur eine Frage der Zeit.
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