Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
Morgen waren sie verabredet.
    An den Abenden war es schwierig, weil er rechtzeitig im Obdachlosenheim sein musste, aber sie würden den ganzen Tag miteinander verbringen. Sie wohnte mit einer Bekannten in einer kleinen Wohnung nahe der Lewes Road und hatte kichernd erzählt, ihre Mitbewohnerin sei übers Wochenende verreist. Mit etwas Glück würden sie morgen den ganzen Tag im Bett verbringen.
    Er trank noch einen Whisky, um das zu feiern, diesmal einen guten, einen Glenlivet Single Malt. Er durfte nicht zu viel trinken, sonst würde man ihn im St. Patrick’s rauswerfen. Also nur noch den einen Whisky. Das Geld spielte beim Trinken natürlich auch eine Rolle, doch seine finanzielle Situation verbesserte sich zusehends.
    Er hatte es geschafft, in den Zimmerdienst versetzt zu werden, weil dort Personalmangel herrschte. Jetzt hatte er einen Generalschlüssel für alle Zimmer im Gebäude! Was er heute aus den Zimmersafes mitgenommen hatte, steckte sicher in seiner Tasche. Er war vorsichtig gewesen. Diesmal würde er das Versprechen, das er sich selbst gegeben hatte, halten und nicht wieder im Gefängnis landen. Er nahm nur einen winzigen Bruchteil des Bargeldes mit, das er in den Safes vorfand. Natürlich hatten ihn einige der teuren Uhren und Schmuckstücke gereizt, aber er war seinem Vorsatz treu geblieben und stolz auf seine Selbstdisziplin.
    In den vergangenen achteinhalb Wochen hatte er knapp viertausend in seinem Koffer gehortet, den er im Schließfach im St. Patricks aufbewahrte. Die Immobilienpreise waren wegen der Rezession gesunken. Wenn er so weitermachte, könnte er zusammen mit dem, was Tia verdiente, in einem Jahr die Anzahlung für eine kleine Wohnung irgendwo in der Gegend aufbringen. Oder weiter weg ziehen, wo es noch billiger war. Vielleicht auch wärmer.
    Vielleicht nach Spanien?
    Möglicherweise würde Tia gern in ein wärmeres Land ziehen.
    Natürlich waren das alles Hirngespinste. Er hatte noch gar nicht mit ihr über die Zukunft gesprochen. Bisher erstreckten sich seine Gedanken nur auf den morgigen Tag, an dem er mit ihr ins Bett wollte. Dennoch hatte er ein gutes Gefühl. Sie verströmte eine Wärme, die ihn glücklich machte, sobald er in ihrer Nähe war oder mit ihr sprach. Manchmal musste man einfach seinem Instinkt folgen.
    Als er zehn Minuten später in die Cambridge Road bog, sagte ihm eben dieser Instinkt, dass etwas nicht in Ordnung war.
    Vor der Tür des Obdachlosenheims parkte ein silberner Ford Focus in zweiter Reihe. Jemand saß am Steuer.
    Wenn man sein Leben damit verbracht hatte, einer Verhaftung zu entgehen, entwickelte man einen sechsten Sinn und hielt ständig Ausschau nach Polizisten in Zivil und ihren Fahrzeugen. Sein Blick fiel sofort auf die vier kurzen Antennen auf dem Autodach.
    Scheiße.
    Die Angst schoss durch seinen Körper. Einen Moment lang überlegte er, ob er kehrtmachen, weglaufen und irgendwo seine Taschen ausleeren sollte. Aber es war zu spät. Der bullige schwarze Detective Sergeant mit dem kahlen Kopf, der in der Haustür stand, hatte ihn schon bemerkt. Spicer musste es irgendwie durchstehen.
    Scheiße, dachte er wieder, als er seinen Traum verblassen sah. Den Nachmittagsfick mit der süßen Tia. Er spürte förmlich, wie ihn die grünen Wände des Gefängnisses von Lewes aufs Neue umschlossen.
    »Hallo, Darren«, begrüßte ihn der Ermittler fröhlich. »Wie läuft’s denn so?«
    Spicer schaute ihn argwöhnisch ein. »Ganz gut.«
    »Könnte ich kurz mit Ihnen sprechen?« Er zeigte auf die Tür. »Wir dürfen das Besprechungszimmer benutzen, ist das in Ordnung?«
    »Klar«, meinte Spicer achselzuckend. »Worum geht es denn?«
    »Ich will nur ein bisschen mit Ihnen plaudern. Ich habe Neuigkeiten, die Sie vielleicht interessieren.«
    Spicer setzte sich verunsichert. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Neuigkeiten, die Detective Sergeant Branson überbrachte, für ihn interessant sein konnten.
    Branson schloss die Tür und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. »Sie wissen sicher noch, wie wir uns das letzte Mal unterhalten und Sie mir den Tipp wegen der Garage hinter dem Mandalay Court gegeben haben.«
    Spicer blieb misstrauisch.
    »Sie wissen sicher auch noch, dass von einer Belohnung die Rede war. 50000 Pfund. Für Informationen, die zur Verhaftung und Verurteilung des Mannes führen würden, der Mrs Dee Burchmore überfallen wollte. Sie wurde von ihrem Ehemann ausgesetzt.«
    »Und?«
    »Nun, ich habe gute Neuigkeiten für Sie. Sieht aus, als kämen Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher