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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben
Autoren: Peter James
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das? Weil ich es satt hatte, mit Schuhen zu ficken? Ist es das, was du damit meinst?«
    Er schwieg wieder.
    »Wie sieht meine Zukunft jetzt aus? Ich bin die Frau vom Schuh-Dieb. Bist du stolz darauf, dass du mein Leben zerstört hast? Maurice und Ulla, unsere Freunde, mit denen wir jeden Samstagabend zum Chinesen gehen, rufen mich nicht mehr zurück.«
    »Vielleicht haben sie dich ja nie gemocht«, erwiderte er. »Vielleicht mochten sie mich und haben dich nur ertragen, meine jammernde Xanthippe von einer Frau.«
    Schluchzend sagte sie: »Weißt du, was ich mache? Ich gehe nach Hause und bringe mich um. Was sagst du dazu?«
    »Mach’s bitte vernünftig.«

120
Jetzt
Montag, 19. Januar
    Denise Starling fuhr in ihrem schwarzen Mercedes Cabrio nach Hause. Durch einen Tränenschleier schaute sie auf die nasse Straße. Die Scheibenwischer quietschten über das Glas. Eine Frau schwatzte auf Southern Counties Radio fröhlich über die katastrophalen Ferienerlebnisse anderer Leute und lud die Zuhörer ein, anzurufen und selbst zu berichten.
    Jeder beschissene Urlaub mit Garry Starling war eine Katastrophe gewesen. Das ganze Leben mit Garry Starling war eine Katastrophe gewesen. Und nun wurde es noch schlimmer.
    Scheiße, du verdammtes Arschloch.
    Nach drei Jahren Ehe war sie schwanger geworden. Er hatte sie zur Abtreibung gezwungen. Er wollte keine Kinder in diese Welt bringen. Er hatte irgendein Gedicht zitiert von einem Dichter, dessen Name ihr nicht mehr einfiel, nach dem die Eltern ihre Kinder versauten.
    Sie hatte nie so ganz begriffen, was in seiner Kindheit wirklich passiert war. Aber es hatte ihn verkorkst, so viel war sicher. Ihn auf eine Weise verkorkst, die sie nie verstehen würde. Es gab Dinge, über die er nie mit ihr gesprochen hatte.
    Sie fuhr viel zu schnell die London Road entlang, vorbei am Preston Park und schrie »Ihr könnt mich mal!«, als sie geblitzt wurde. Die Kamera hatte sie völlig vergessen.
    Schließlich bog sie in den Roedean Crescent und die Einfahrt ihres großen Hauses im Pseudo-Tudorstil ein. Sie parkte vor Garrys grauem Volvo.
    Sie schloss die Haustür auf, die Augen noch immer voller Tränen. Es gelang ihr nicht auf Anhieb, die Alarmanlage auszuschalten. Typisch, dachte sie. Ausgerechnet jetzt ist Garry nicht da, um das zu regeln!
    Sie knallte die Tür zu und legte die Sicherheitskette vor. Bleib draußen, du Scheißwelt. Ihr wollt mich ignorieren? Na schön! Dann ignoriere ich euch auch. Ich mache mir jetzt eine Flasche von Garrys teuerstem Wein auf und besaufe mich bis zur Besinnungslosigkeit!
    Da sagte eine leise Stimme hinter ihr: »Shalimar! Ich mag Shalimar! Ich habe es schon gerochen, als wir uns das erste Mal begegnet sind!«
    Ein Arm legte sich um ihren Hals. Etwas Feuchtes, das widerlich süß roch, wurde auf ihre Nase gedrückt. Sie kämpfte, doch ihr schwanden die Sinne.
    Bevor sie bewusstlos wurde, hörte sie noch: »Du bist wie meine Mutter. Du machst schlimme Sachen mit Männern. Schlimme Sachen, die Männer dazu bringen, auch schlimme Sachen zu machen. Du bist widerlich. Du bist böse, genau wie meine Mutter. Im Taxi warst du unhöflich zu mir. Du hast deinen Mann kaputtgemacht, weißt du das? Jemand muss dich aufhalten, bevor du alle anderen zerstörst.«
    Da sie die Augen geschlossen hatte, flüsterte er ihr ins Ohr: »Ich mache was mit dir, das ich mal mit meiner Mutter gemacht habe. Bei ihr hab ich ein bisschen zu lange gewartet, also musste ich es anders machen. Aber danach fühlte es sich gut an. Ich weiß, dass sich das hier nachher auch gut anfühlt. Vielleicht sogar noch besser. Oh ja.«
    Jak schleppte ihren schlaffen Körper die Treppe hinauf, wobei ihre schwarzen Christian Louboutins geräuschvoll auf jede Stufe prallten.
    Er blieb stehen, als sie den Treppenabsatz erreicht hatten. Er schwitzte. Er beugte sich vor, hob mit behandschuhten Händen das blaue Abschleppseil auf, das er in der Garage gefunden hatte, und verknotete ein Ende an einem Deckenbalken, der sich in der Nähe der Treppe befand. Den anderen band er zu einer Henkerschlinge. Schätzte die Entfernung ein.
    Er legte die Schlinge um den Hals der bewusstlosen Frau und schob sie mühevoll über das Treppengeländer.
    Er sah, wie sie fiel, zuckte und sich wieder und wieder im Kreis drehte.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis sie völlig still war.
    Er starrte auf ihre Schuhe. Er konnte sich erinnern, dass sie sie getragen hatte, als sie zum ersten Mal in sein Taxi gestiegen war. Er verspürte den
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