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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)
Autoren: Charlotte Parsons
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Gruppe Verschwörer, als der Scheinwerferkegel des Kameramanns sie erfasste. Zwei schwarze Uniformen und in der Mitte eine weiße – es wirkte wie ein künstlerisches Foto. Während Cynthia sie nicht aus den Augen ließ, hielt einer der Beamten seine Hand hinter den Kopf und wackelte mit den Fingern. Die anderen nickten düster und warfen sich vielsagende Blicke zu. Auf ihren Gesichtern zeichnete sich Entsetzen ab.
    Sie wartete, bis sich der Mann in Weiß von seinen Kollegen verabschiedete, unter dem Absperrband hindurchschlüpfte und rasch in Richtung Fluss ging. Cynthia eilte ihm nach und verfiel in sein Schritttempo, sobald sie ihn erreicht hatte.
    »Hallo«, sagte sie. Der Gerichtsmediziner warf ihr einen kurzen Seitenblick zu, und sie setzte ihr entwaffnendstes Lächeln auf. Sie wusste, dass Männer sie attraktiv fanden. Warum dem so war, hatte sie nie wirklich verstanden: Wenn sie in den Spiegel schaute, sah sie nichts weiter als ein Chaos blonder Locken, die ein sommersprossiges Gesicht umrahmten, das nie schön braun wurde, aber dafür rot anlief, wenn sie verlegen wurde. Doch aus irgendeinem Grund sahen die Männer etwas anderes: etwas, das sie vorübergehend vergessen ließ, dass sie es mit einer quotengierigen Journalistin zu tun hatten. Manchmal verplapperten sie sich sogar richtiggehend.
    »Sie haben vermutlich noch eine lange Nacht vor sich«, fuhr sie fort und musterte den Gerichtsmediziner flüchtig von der Seite. Er war jünger als gedacht, etwa dreißig, wie sie. »Sieht ganz so aus, als würde noch jede Menge Arbeit auf Sie warten. Ich bin übrigens Cynthia Wills vom Sentinel .«
    Er nickte, ohne sich vorzustellen. »Ja, ich werde heute wohl nicht viel Schlaf bekommen.«
    Sie erreichten ein künstliches Hafenbecken, das hinter der Schleuse lag. Segelboote schaukelten sanft auf dem Wasser, erhellt vom Schein der Laternen am Ufer. Sie hörte die Masten ächzen, irgendwo in der Dunkelheit kreischte eine Möwe. Sie schlang die Arme um ihren Körper, um sich vor der Kälte zu schützen.
    »Und, was steckt dahinter?«, fragte sie vertraulich. »Gibt es schon irgendeine Spur?«
    Er lächelte grimmig. »Kein Kommentar.«
    »Ach, kommen Sie! Das ganze Aufgebot, das hier im Einsatz ist … Irgendeine Theorie muss es doch geben, wie sie ums Leben gekommen sein könnte.«
    Er schien sich ein wenig zu entspannen und lachte leise. »Tut mir leid, aber meine Antwort lautet nach wie vor: kein Kommentar.«
    Sie beschloss zu bluffen. »Und was ist damit?«, fragte sie, hielt eine Hand hinter den Kopf und wackelte mit den Fingern, in Nachahmung der Geste, die sie vorhin beobachtet hatte. »Das ist doch … irgendwie besorgniserregend, oder?«
    Der Mann blieb abrupt stehen, drehte sich zu ihr um, sah ihr direkt in die Augen. »Woher haben Sie das?«, fragte er brüsk.
    Cynthia fühlte die altbekannte Energie in sich aufflammen: Auch nach all den Jahren konnte ihr die Ahnung einer Exklusivstory immer noch einen unglaublichen Adrenalinkick versetzen, ihre Sinne schärfen und ihren Puls beschleunigen. Es war wie ein Stromstoß, der durch ihre Adern rann, bis ihr ganzer Körper davon vibrierte. Fast so wie sich zu verlieben.
    Sie verbarg ihre Aufregung hinter einem unschuldigen Lächeln: »Ich hab da so meine Quellen.«
    »Das dürfen Sie auf keinen Fall bringen!«, sagte er sofort, und alle Freundlichkeit war wie weggeblasen. »Das würde eine Massenpanik auslösen. Außerdem kann es reiner Zufall sein.« Seine nächsten Worte waren nur noch ein Murmeln, und sie musste sich anstrengen, ihn zu verstehen. »Wir können nur beten, dass es Zufall ist.« Damit wandte er sich ab und ging zu einem Polizeiwagen, der in der schmalen Straße parkte, die den Hafen säumte.
    Sie starrte ihm nach, und etwas anderes überlagerte ihre Erregung: ein unruhiges Kribbeln, als liefen Ameisen über ihre Haut. Sie rannte zum Wagen und erreichte ihn, als der Gerichtsmediziner gerade den Schlüssel ins Türschloss steckte.
    »Hallo noch mal!«, sagte sie atemlos. »Eine Frage noch, bevor Sie fahren. Ich weiß nicht genau, was Sie eben gemeint haben. Was genau könnte Zufall sein?«
    Aber der Mann in Weiß schüttelte nur den Kopf, stieg in den Wagen und knallte wortlos die Tür zu.
    Als Cynthia den Artikel fertig geschrieben hatte, war es fast vier Uhr morgens. Sie drückte auf »Senden« und lehnte sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück, streckte die Arme über den Kopf und gähnte. Jetzt blieb ihr nichts weiter zu tun als zu warten, bis die
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