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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)
Autoren: Charlotte Parsons
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ich bin einfach nicht ganz da.«
    »Womit bewiesen wäre, dass du ohnehin viel zu müde zum Autofahren wärst. Es war also ganz richtig, dass du das Auto zu Hause gelassen hast. Los, komm, schöne Frau! Vergiss die Rushhour in der U-Bahn. Was du jetzt brauchst, ist ein Spaziergang am Kanal, an dessen Ende Rührei mit Speck auf dich wartet.« Damien nahm ihre Hand und führte sie weg vom Parkplatz, hin zum Kanal.
    »Iih!«, sagte Cynthia und verzog beim Gedanken an Essen das Gesicht. Zu ihrem Erstaunen merkte sie jedoch, dass sie Lust auf einen Spaziergang hatte. Damiens unverhofftes Auftauchen hatte ihr einen Energieschub verpasst – etwas, das vier Tassen Kaffee nicht geschafft hatten. Sie ließ sich von ihm über einen kopfsteingepflasterten Innenhof führen, der zum riesigen Camden Market gehörte. Verkäufer bauten ihre Tische auf, boten Secondhandklamotten, Perlenketten und Cupcakes feil. Essensgerüche stiegen von den Imbissständen auf und vermischten sich mit weihnachtlichem Glühweinduft. Überall herrschte geschäftiges Treiben. In ihrem übernächtigten Zustand fühlte sich Cynthia desorientiert und aus dem Rhythmus gebracht: als wäre sie in eine fremde Welt hineingestolpert, in der alles schneller geschah.
    Sie schloss die Augen und ließ sich von Damien an den Ständen vorbei- und durch den steinernen Torbogen geleiten, der den Hof vom Kanal trennte.
    »Das tut gut«, sagte sie, als sie den verlassenen Treidelpfad betraten. Sie holte tief Luft und hüllte sich in die ruhige, friedliche Atmosphäre wie in eine weiche Decke. Das graue Band des Kanals lag direkt vor ihr. Zu ihrer Linkenbefand sich die Schleuse Camden Lock, zu ihrer Rechten der Regent’s Park.
    »Und wohin jetzt?«, fragte sie.
    Er deutete mit dem Kopf nach rechts. »Joes Café, würde ich sagen. Der Küchenchef macht fantastische Sandwiches. Er ist der unbesungene Held der Londoner Gastronomie.«
    »Unbesungen«, wiederholte Cynthia und ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen, während sie sich Hand in Hand nach rechts wandten. Vor ihnen schlängelte sich der Pfad unter einer tiefen Brücke hindurch, bevor er weiter nach Westen führte. »Das ist aber ganz schön traurig. Armer Sandwich-Mann.«
    » Wir können ja nachher ein Lied auf ihn singen.«
    »Gute Idee. Und das nennen wir dann ›Ode auf ein fettiges Frühstück‹. Eine Art Musicalversion der Keats’schen ›Ode auf eine griechische Urne‹. Nur mit Sandwiches.«
    »Ja, ich habe schon immer das Gefühl gehabt, dass diesem Gedicht noch was fehlt.«
    Cynthia lachte leise. Hab ich ein Glück!, dachte sie, als Damien den Arm um ihre Taille legte und sie an sich zog. Wie kann ich nur so ein Glück haben?
    Sie hörte ihn gähnen und lächelte. »Meine Müdigkeit scheint ansteckend zu sein. Oder warst du noch auf und hast dir mal wieder einen deiner berühmten Mitternachtsimbisse gegönnt?«
    Als er nicht reagierte, blickte sie zu ihm auf. Kurz glaubte sie, einen Schatten über sein Gesicht gleiten zu sehen. Er schluckte und starrte geradeaus. Auf einmal war sie beunruhigt. »Damien, was ist? Hast du irgendwas?«
    »Nein, natürlich nicht«, sagte er ein bisschen zu schnell. »Was ist so schlimm daran, früh aufzustehen und mit der eigenen Freundin frühstücken zu gehen? Um sie vielleicht anschließend für einen Quickie ins Schlafzimmer zu locken …« Er gab ihr einen spielerischen Klaps auf den Po.
    »Ja, sicher!«, sagte sie, ohne den Blick abzuwenden. »Ich war die ganze Nacht auf den Beinen, es grenzt an ein Wunder, dass ich überhaupt noch wach bin.«
    Damien zuckte die Achseln. »Wer sagt denn, dass du wach sein musst? Ich bin da nicht so. Hauptsache, du bist nackt und liegst in meinem Bett. Ich kriege meinen Quickie und du ein Nickerchen. Die reinste Win-win-Situation.«
    »Hmmm, ich glaube, so was Ähnliches hat Romeo auch zu Julia gesagt.«
    »Jede Wette! Männer dürfen den größten Mist reden – Hauptsache, es reimt sich!« Er zwinkerte ihr zu, und sie war fast schon sicher, dass sie sich die dunkle Wolke, die über sein Gesicht hinweggezogen war, bloß eingebildet hatte. Vielleicht hatte sie Halluzinationen wegen des Schlafmangels. Sie schmiegte sich an ihn und entspannte sich. Alles war bestens, nein, mehr als das: perfekt. Sie gingen unter der Brücke hindurch, die sie in Dunkelheit und scharfen Uringestank tauchte.
    »Und, wie läuft’s in der Arbeit?«, fragte sie lächelnd.
    Er legte den Kopf schief. »Wir beginnen heute mit einer neuen Studie. Sie ist
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