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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)
Autoren: Charlotte Parsons
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drückte ein paar Tasten. Man hörte ein Mahlen und Summen, dann kam ein Plastikbecher aus den Eingeweiden der Maschine, der rasch von einem Strahl brauner Flüssigkeit gefüllt wurde. Damien nippte daran, während er sich gegen die Kante des benachbarten Tisches lehnte und seine langen Beine an den Knöcheln verschränkte. Er trug abgewetzte schwarze Turnschuhe, die gar nicht zum grellen Licht und den glänzenden Oberflächenpassen wollten. Er musterte Cynthia über den Rand seines Bechers hinweg. Ganz offensichtlich hatte er nicht die Absicht, sich in der nächsten Zeit von der Stelle zu rühren. Seine verschiedenfarbigen Augen machten sie nervös.
    »Sagen Sie, Cynthia«, sagte Ken spitz. »Wollten Sie schon immer Journalistin werden?«
    »Schon immer«, erwiderte sie und sah ihn an, während sie weiterhin Damiens Blick auf sich spürte. »Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als loszuziehen und mich mit den interessantesten oder schrecklichsten Dingen zu beschäftigen, die um mich herum passieren. So viel wie möglich zu erfahren und darüber zu schreiben. Also habe ich Journalistik studiert, bin als Volontärin auf einen Politskandal gestoßen und sitze jetzt, sechs Jahre später, bei Ihnen.«
    »Ja«, warf Damien ein und nickte. »Hier sitzen Sie also. Um über vorzeitige Todesfälle und Korruption bei einer dubiosen Pharmafirma zu berichten, in der ahnungslosen Patienten Organe entnommen und an den Meistbietenden verkauft werden.«
    Cynthia lächelte. »Das ist der Plot von Coma .«
    »Verflixt, habe ich schon wieder Realität mit Fiktion verwechselt? Ich hasse das! Bei all dem Glamour und der Dramatik hier fällt es mir manchmal schwer, beides zu unterscheiden. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, ich muss noch zweiunddreißig Männern dabei zusehen, wie sie in Plastikbecher pinkeln.« Er schenkte ihr ein kurzes Lächeln, löste sich von der Tischkante und ging zur Doppeltür der Cafeteria, den Kaffeebecher noch in der Hand. Cynthia hatte gar nicht bemerkt, dass sie ihm hinterherstarrte, bis er sich plötzlich umsah. Schnell schaute sie woandershin.
    Cynthia war so gut wie fertig mit ihrem Interview, als Kens Handy klingelte. Er zog es aus seiner Tasche und musterte stirnrunzelnd das Display.
    »Entschuldigen Sie, aber diesen Anruf muss ich leider entgegennehmen«, sagte er und wandte sich ab. Sie tat so, als lauschte sie nicht, während er leise und eindringlich hineinsprach, die Hand schützend um das Gerät gelegt. »Wie hoch ist sein Blutdruck, haben Sie gesagt? Oh Gott, welcher? … Was soll das heißen, er ist nicht der … Er … was?! Egal. Funken Sie den Arzt an und warten Sie auf mich. Ich komme sofort.«
    Ken verstaute sein Handy und setzte ein gespenstisches Lächeln auf. »Ich fürchte, ich muss kurz zurück in die Klinik und mich um eine … äh … Angelegenheit kümmern, die sich soeben ergeben hat. Würde es Ihnen etwas ausmachen, ein paar Minuten zu warten? Es dürfte nicht lange dauern.«
    »Klar, kein Problem.«
    Cynthia wartete, bis Ken die Cafeteria verlassen hatte, und stand dann auf. Irgendwas war bei der Medikamentenstudie schiefgelaufen. Anders waren Kens Gesichtsausdruck und seine kurzen Sätze am Telefon nicht zu deuten. Sie spürte, wie die altbekannte Erregung sie packte. Wäre es nicht cool, wenn aus diesem öden Möchtegern-Auftrag noch eine echte Titelstory würde? Rocky, der Nachrichtenchef, wäre bestimmt beeindruckt. Vorausgesetzt, sie fand tatsächlich raus, was hier eigentlich los war.
    Sie schob die Cafeteria-Tür vorsichtig auf und sah Ken den Flur hinunterlaufen. Sobald er um die Ecke gebogen war, folgte sie ihm. Entdeckte er sie, würde sie einfach behaupten, sie hätte die Toilette gesucht. Dagegen trauten sich Männer nie etwas zu sagen. Aber er erreichte den Durchgang zum Klinikbereich, ohne sich noch einmal umzuschauen, und hielt seinen Ausweis an einen Sensor, um die Tür zu öffnen. Cynthia schlüpfte in einen Nebenraum und blickte sich rasch in dem kleinen Zimmer um: ein Tisch und sechs Plastikstühle, eine kleine Spüle voll schmutziger Kaffeebecher, ein schwarzes Brett, an dem ein Zettel mit derAufschrift »Fahrrad zu verkaufen« hing, der untere Rand war eingeschnitten und mit Telefonnummern versehen. An einem Haken neben der Spüle hing ein Laborkittel. Sie zögerte. Damit konnte sie den Klinikbereich vielleicht unbemerkt betreten. Aber wenn Ken sie darin ertappte, konnte sie die Toilettenausrede vergessen. Ihr Chef wäre wenig erfreut
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