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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)
Autoren: Charlotte Parsons
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Das nächste Mal ziehe ich dir einen Stuhl über den Kopf und gehe.«
    »Okay.«
    »Das mit dem Stuhl ist übrigens ernst gemeint.«
    Eine lange Pause entstand, während sie nebeneinander am Fenster verharrten. Es hatte aufgehört zu regnen. Auf der Straße unter ihnen rasten die Autos vorbei und verwandelten Pfützen in Wasserfontänen. Der Park gegenüber war hell erleuchtet, gemäß den neuen Gesetzen. Ein paar Hundehalter umrundeten ihn gemächlich. Paare knutschten unter Bäumen, einige Frauen trotzten dem nassen Gras und picknickten. Damien sah auf die Uhr.
    »Halb fünf«, sagte er. »Wie viele einsame Stunden habe ich schon an diesem Fenster gestanden und mir vorgestellt, wie schön es wäre, wenn alle anderen auch wach wären!« Er wies mit dem Kinn auf den Park. »Jetzt ist es so weit.« Er drehte sich zu Cynthia um und sah ihr in die Augen. »Aber warum bin ich dann nicht glücklich?«
    Eine Brise wehte herein und brachte den sauberen Duft mit, den es nur nach Regen gibt. »Ich glaube, so einfach ist das nicht«, sagte sie sanft. »Es gibt noch einige Hürden, die du überwinden musst.«
    »Ja«, sagte er tonlos. »Das hast du heute Abend ziemlich deutlich gemacht.«
    Cynthia verschränkte die Arme vor der Brust. Sie würde jetzt keinen Rückzieher machen. »Ich habe nur ausgesprochen, was dringend einmal gesagt werden musste.«
    Damien zögerte, bevor er ihr mit einem kurzen Nicken recht gab.
    Sie holte tief Luft. »Damien, hör zu. Wegen 24/7 … Es gibt da etwas, das ich dir sagen muss …«
    »Ich weiß, was du mir sagen willst«, unterbrach er sie. »Du glaubst, dass ich es nehme, um meinem Albtraum zu entfliehen. Das stimmt auch, aber nicht nur. Nicht mehr. Es ist so, dass mich schon der Gedanke an Schlaf abstößt. All diese Körper, die erschlaffen, diese todesähnliche Leere.« Er schüttelte sich.
    Cynthia legte eine Hand auf seinen Arm. »Das liegt daran, dass du vergessen hast, wie es war, zu schlafen. Bevor es dir der Unfall unmöglich gemacht hat.« Ihre Hand wanderte zu seinen Fingern und drückte sie. »Würdest du mir einen Gefallen tun, Damien? Schließ die Augen und versetz dich zurück. Versuch, dich wirklich daran zu erinnern. Mir zuliebe.«
    Er schloss die Augen, und sie versuchte, ihm ihre Gedanken zu schicken: faule Sonntagvormittage in der gemütlichen Daunenhöhle. Zugezogene Vorhänge und ineinander verschlungene Gliedmaßen, Wärme und Leichtigkeit. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie die Augen fest zugemacht hatte, bis sie sie erneut öffnete und sah, dass er sie anschaute.
    »Ja«, sagte er leise. »Ich erinnere mich. Es ist nur so, dass … Ich weiß nicht, wie ich je wieder dorthin zurückfinden soll. Ob das überhaupt noch geht.«
    Sie wollte gerade etwas erwidern, als Damien die Hand hob und sich durchs Haar fuhr. Die Geste brachte wieder seinen Ärmel in ihr Blickfeld und damit auch diesen rostbraunen Fleck. Cynthia packte sein Handgelenk und zog es zu sich heran, um sich den Fleck genauer anzusehen.
    »Diese ›Rauferei‹ … Mit wem war die? Worum ging es?«
    Er lachte bitter auf. »Um nichts. Ich habe mich mit einem Unbekannten geprügelt. Wegen nichts. Wegen rein gar nichts.«
    Gewaltverbrechen nehmen zu. Die Leute sind gereizt, und man geht aufeinander los.
    Sie lockerte ihren Griff. »Das war nicht das erste Mal, stimmt’s?«
    »Nein«, sagte er leise. »Nein. Ich werde aus heiterem Himmel unglaublich wütend und kann mich dann einfach nicht mehr beherrschen. Ich weiß nicht, warum das immer wieder passiert.«
    Cynthia sah sein angespanntes Gesicht, seinen inneren Kampf. »Ich glaube, du weißt, warum«, sagte sie. »Du willst es bloß nicht wahrhaben.«
    Auf der anderen Straßenseite ertönte ein Schrei, und Cynthia sah abrupt auf. Sie rechnete schon mit einer Schlägerei, aber es waren nur ein paar junge Männer, die Fußball spielten. Der Ball rollte auf die Picknickenden zu und blieb am Rand ihrer Decke liegen. Eine der jungen Frauen hob ihn mit beiden Händen über den Kopf und warf ihn zurück, was mit einer dankenden Verbeugung quittiert wurde: eine Szene, die zu einem Sommernachmittag gepasst hätte. In dem grellen, künstlichen Licht wirkte sie irgendwie unpassend.
    Als Cynthia wieder zu Damien hinübersah, zog er etwas aus seiner Jeanstasche. Er öffnete die Hand und gab ein kleines, glänzendes Oval frei. Eine 24/7-Kapsel. Vermutlich die, die sie ihm zurückgegeben hatte. Er starrte sie an wie hypnotisiert. »Wenn ich die nicht nehme, kehren die
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