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Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)

Titel: Du sollst nicht schlafen: Thriller (German Edition)
Autoren: Charlotte Parsons
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vorbereitet sein. Sie umklammerte ihren Notizblock und holte tief Luft. Es stank nach Desinfektionsmitteln und Urin.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Doktor Samji. Er war um die vierzig, hatte eine goldbraune Hautfarbe und dickes, schwarzes Haar. Sein Lächeln war herzlich. Cynthia nickte angespannt.
    »Keine Sorge«, sagte er. »Der Wärter und ich sind die ganze Zeit dabei. Wir können jederzeit eingreifen, wenn es Probleme geben sollte.«
    Sie lächelte dankbar. Dann wurde die Tür aufgeschlossen, und der Wärter bezog direkt dahinter Posten. Langsam ging sie auf den Tisch zu. Jeff Loomis sah zu ihr empor, und seine Miene hellte sich auf.
    »Katrina!«, rief er, während sie ihm gegenüber Platz nahm. Die schwarzen Ringe um seine Augen glichen überfließenden Teichen, sie bedeckten mittlerweile fast ein Drittel seines Gesichts. Die übrige Haut war gelb. Seine Arme waren erschreckend dünn und wiesen tiefe Kratzspuren auf.
    »Hallo, Jeff … ich bin Cynthia. Wie geht es Ihnen?«
    Ein Grinsen verzerrte das gelb-schwarze Gesicht. »Ich wusste, dass du kommen würdest!«, rief er entzückt. »Ich wusste es!« Und zu Cynthias Entsetzen warf er sich über die Tischplatte, um sie zu umarmen. Der abgestandene Schweißgeruch und die fiebrige Hitze seiner Haut überwältigten sie schier. Der Wärter machte einen Schritt nach vorn.
    »Das genügt, Jeff!«, sagte Cynthia laut. Die Arme, die sie umfasst hielten, zogen sich zurück. Der Wärter ebenfalls.
    »Tut mir leid, Katrina«, sagte Loomis zerknirscht. »Ich weiß, dass du wütend auf mich bist, aber ich dachte …«
    »Ich bin nicht wütend. Ich will nur wissen, warum Sie diese Frauen getötet haben.«
    Sie sah, wie seine Kiefer mahlten. Seine Augen bekamen einen flehenden Ausdruck.
    »Ich liebe dich so sehr!«, wimmerte er. »Manchmal konnte ich gar nicht glauben, dass du mir gehörst. Ich hatte Angst, jemand könnte dich mir wegnehmen, jemand Besseres …« Dann verfinsterte sich seine Miene, und sein Blick huschte zu Doktor Samji. »Wer ist das?«, schrie Loomis. Er sprang auf, und Cynthia zuckte zurück, wobei sie fast mit dem Stuhl hintüber gekippt wäre. Der Wärter trat erneut vor und legte ihm schwer die Hand auf die Schulter. Das Gesicht des Barbie-Killers verzerrte sich zu einem animalischen Grinsen. »Was hast du mit diesem Typen zu schaffen? Glaub bloß nicht, ich merke nicht, was da läuft! Mir kannst du nichts vormachen, Katrina!« Dann verschwand das Grinsen, und seine Züge entspannten sich. Einen kurzen Moment lang schien er vollkommen klar im Kopf zu sein. »Wer sind Sie?«, fragte er blinzelnd, während er sich in der blauen Zelle umsah. »Wo bin ich hier?«
    »Ich heiße Cynthia«, sagte sie. »Sie sind in einem … Krankenhaus. Ich wollte Ihnen ein paar Fragen stellen …«
    Aber das Gesicht vor ihr veränderte sich erneut. Die Klarheitverschwand daraus, eine Maske des Entsetzens trat an ihre Stelle. »Eine Schlange!«, kreischte er und sprang wieder von seinem Stuhl auf, während sein Blick durch den Raum irrte. »Und da ist noch eine! Neiiin!« Er rannte in den hintersten Winkel, rollte sich wie ein Embryo zusammen und stieß jammernde Laute aus.
    Cynthia drehte sich erschüttert zu dem Arzt um. »Können Sie ihm nicht irgendetwas zur Beruhigung geben?«
    Der hob hilflos die Hände. »Wir haben ihm Valium verabreicht, bevor Sie kamen, aber das scheint keine große Wirkung auf ihn zu haben. Eine höhere Dosis wäre nicht zu verantworten.«
    Ihren Notizblock umklammernd, erhob sie sich langsam, wobei sie die mitleiderregende Gestalt in der Ecke nicht aus den Augen ließ.
    »Überall Schlangen«, keuchte Loomis mit angstgeweiteten Augen. »Warum verschwinden die nicht?«
    Sie würde kein vernünftiges Wort mehr aus ihm herausbekommen. Sie schauderte, als sich die Tür hinter ihnen schloss. »Ist er immer so?«
    »Im Grunde ja«, sagte Doktor Samji. »Die REM-Blocker wirken nicht mehr – das ist der Wirkstoff in 24/7, der Wachträume verhindern soll.«
    Cynthia drehte sich noch einmal zu der Tür zum blauen Raum um. »Er hat also gar nicht wirklich Halluzinationen? Das sind Träume … oder besser gesagt Albträume?«
    »In gewisser Weise ja«, sagte der Arzt und führte sie durch den Flur, vorbei an mehreren schweren Metalltüren. Hinter einer davon schrie eine Stimme Obszönitäten. »Die Erfinder des Anti-Schlaf-Mittels haben das menschliche Bedürfnis, zu träumen, eindeutig unterschätzt. Wahrscheinlich weil niemand wirklich weiß, wozu genau
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