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Du sollst nicht hassen

Titel: Du sollst nicht hassen
Autoren: Izzeldin Abuelaish
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bereichert. Diese Welt muss gerechter und aufrichtiger werden, damit sie für alle Menschen eine bessere wird. Ich hoffe, meine Geschichte kann dazu beitragen, Herz, Sinn und Augen für die Lebensumstände der Menschen in Gaza zu öffnen und nicht mit falschen Argumenten und Verallgemeinerungen über sie zu urteilen. Ich möchte die Menschen, die in dieser Welt von Gewalt betroffen sind, dazu inspirieren, daran zu arbeiten, menschliches Leben vor zerstörerischer Feindseligkeit zu retten. Es ist an der Zeit, dass Politiker positiv und konstruktiv handeln, anstatt zu zerstören. Die Regierenden müssen den Mut haben, Risiken einzugehen. Nicht das Risiko, Soldaten zu schicken, sondern den Mut, endlich das Richtige zu tun, um das menschliche Antlitz der Welt wiederherzustellen.
    Wir müssen mit Eifer auf dem Weg zum Frieden voranschreiten. Hass und Dunkelheit können nur mit Liebe und Licht vertrieben werden. Lasst uns eine neue Generation begründen. Eine, die daran glaubt, dass es die gemeinsame Aufgabe aller Völker ist, die menschliche Zivilisation voranzubringen, und dass Freiheit und Gerechtigkeit die heiligsten Dinge im Universum sind. Wenn wir der ganzen Welt Frieden bringen wollen, sollten wir im heiligen Land Israels und Palästinas damit beginnen. Lasst uns Brücken des Friedens bauen statt Mauern. Ich bin überzeugt, dass unser Feind die Ignoranz gegenüber dem anderen ist. Übereinander zu urteilen, ohne etwas übereinander zu wissen, ist es, was Spannungen, Ängste, Misstrauen und Vorurteile hervorbringt. Das ist ein großer Fehler. Wenn wir uns die Zeit nehmen, uns unvoreingenommen zu begegnen und uns einfache, persönliche Fragen zu stellen, dann können wir anfangen, die Unterschiede zu respektieren; noch wichtiger aber: Wir werden erkennen, wie ähnlich wir uns sind.
    An den Rändern unseres Bewusstseins glauben wir, dass jeder Fremde eine Bedrohung für uns sei. Und dieser Eindruck lagert in der Tiefe unserer Seelen wie ein Entzündungsherd. Fragen Sie einen gesunden Menschen aus Israel, ob er sich mit einem Palästinenser im selben Raum aufhalten würde, so ist die Antwort mit Sicherheit »Nein«. Umgekehrt würde es einen gesunden Palästinenser bei dem Gedanken schaudern, den Raum mit einem Israeli zu teilen. Wenn sie jedoch krank werden und im selben Krankenhaus medizinisch betreut werden, ist es plötzlich in Ordnung, ein Zimmer zu teilen. Ihr gemeinsames Kranksein wird zu etwas Verbindendem. Sie haben plötzlich ein gemeinsames Thema, dieselben Sorgen, Befürchtungen und Ängste in Bezug auf die Familie. Vielleicht geben sie einander sogar Ratschläge, und – wer weiß? – vielleicht bleiben sie danach sogar in Verbindung, um zu erfahren, wie es dem anderen geht?
    Als Arzt verliere ich nie die Hoffnung, solange der Patient am Leben ist. Aber wenn ich sehe, dass sich der Gesundheitszustand verschlechtert, muss ich bereit sein, einen anderen Behandlungsweg einzuschlagen. Wir alle müssen nach den Ursachen suchen, warum wir auf dem Weg zum Frieden gescheitert sind. Die Ursache liegt in uns, in unseren eigenen Herzen und Köpfen.
    Hass ist eine chronische Krankheit, von der wir uns alle heilen müssen. Zunächst einmal müssen wir die Ignoranz bekämpfen. Wir müssen die gedanklichen und realen Hindernisse niederreißen und zerstören, die in jedem von uns und zwischen uns sind. Wir müssen reden und gemeinsam vorangehen, um eine hellere Zukunft zu erlangen. Wir sitzen alle im selben Boot und alles, was den Insassen des Bootes schadet, setzt uns der Gefahr des Ertrinkens aus. Wir müssen aufhören, einander die Schuld zu geben und uns die Werte des »unser« und »wir« zu eigen machen.
    Reden ist gut, aber nicht genug. Wir müssen handeln: Die kleinste Tat hat mehr Wirkung und überwindet mehr Grenzen als jedes Wort. Wie schon Martin Luther King sagte: »Unser Leben endet an dem Tag, an dem wir über Dinge schweigen, die wichtig sind. Am Ende werden wir uns nicht an die Worte unserer Feinde erinnern, sondern an das Schweigen unserer Freunde.«
    Was können wir also tun? Wir können für Gerechtigkeit für alle eintreten, indem wir unsere Stimme in unserer Familie, gegenüber Freunden, der Gemeinschaft, den Politikern und religiösen Führern erheben. Man kann Stiftungen unterstützen, die gute Arbeit leisten. Man kann ehrenamtlich für humanitäre Organisationen arbeiten. Man kann rückschrittliche Politiker abwählen.
    Am 24. März 2009 sprach der ehemalige Präsident des Europäischen
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