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Du sollst nicht hassen

Titel: Du sollst nicht hassen
Autoren: Izzeldin Abuelaish
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Leben und noch eins, man tut es immer und immer wieder. Man gibt nicht auf. Das gibt der anderen Seite die Gelegenheit, einem Israeli oder Palästinenser wirklich ins Gesicht statt nur in Gewehrläufe zu sehen. Für mich ist Izzeldin ein Partner. Er teilt meine Vision. Ich möchte ihm auf jede erdenkliche Art helfen. Einst hatten wir Pläne gemacht, um bessere Beziehungen zwischen den Ärzten in Gaza, der West Bank und Israel herzustellen. Wir wollten ein Schulungszentrum einrichten, um die Beziehungen zu verbessern, um zu lehren, zu lernen und uns auszutauschen. Ich denke, er wird zurückkehren, um die Sache zu Ende zu bringen.«
    Ich kann all meinen Freunden versichern, dass ich zurückkommen werde und dass ich in der Zwischenzeit meine Mission von hier aus fortführe.
    Was meiner Familie widerfahren ist, erscheint mir immer noch unbegreiflich. Ich habe drei wunderschöne Töchter und eine wunderbare, liebevolle Nichte verloren. Ich kann sie nicht zurückholen. Aber ich habe fünf weitere Kinder, für die ich sorgen muss. All meine Kinder sind meine Hoffnung für die Zukunft, meine Hoffnung auf Veränderung und eine friedliche Welt. Mögen meine Töchter die letzten gewesen sein, die sterben mussten. Möge diese Tragödie der Welt die Augen öffnen. Es ist an der Zeit, dass wir uns hinsetzen und miteinander reden. Ich habe wieder und wieder gesagt: Wenn ich wüsste, dass meine Töchter das letzte Opfer auf dem Weg zum Frieden zwischen Palästinensern und Israelis gewesen wären, könnte ich ihren Verlust akzeptieren. Es muss eine neue Ära anbrechen; wir brauchen eine Chance, uns einander auf ehrliche Weise nahezukommen. In der langen Zeit, seit das Osloer Abkommen unterzeichnet wurde, wurden Friedensgespräche abgebrochen, wieder aufgenommen und wegen ein paar Quadratmetern vorgesehener Grenzziehung aufgegeben – mit anderen Worten: für eine Nichtigkeit. Glauben Sie mir, es gibt keine »magischen« Quadratmeter, Hügel oder Täler, die, wenn sie der Gegenseite überlassen würden, dem Nahen Osten Frieden bringen könnten. Frieden kann nur über eine interne Neuorientierung erreicht werden – auf beiden Seiten. Was wir brauchen, ist Respekt und die innere Stärke, den Hass aufzugeben. Dann werden wir endlich Frieden haben. Und meine Töchter wären der letzte Preis gewesen, den irgendwer in der Region zu zahlen hat.

NEUN
    Daughters for Life
    Nun haben Sie erfahren, wie meine Töchter gestorben sind. Doch ich möchte, dass im Gedächtnis bleibt, wie sie gelebt haben. Sie waren bescheidene und liebenswerte Mädchen, sie halfen, wo Hilfe Not tat, und dachten oft zuerst an andere als an sich selbst. Und sie konnten die Passagen des Korans auswendig, in denen vom Recht auf Bildung für alle Menschen – Frauen und Männer – die Rede war.
    So überliefert zum Beispiel Abu’ d-Darda, ein Gefährte Mohammeds, folgende Worte des Propheten:
    »Wenn irgendjemand auf der Suche nach Wissen eine Straße bereist, wird Gott ihn auf eine der Straßen zum Paradies führen. Die Engel werden vor großer Freude über einen, der Wissen sucht, ihre Flügel senken, die Bewohner der Himmel und der Erde und die Fische tief im Wasser werden um Vergebung für den Gelehrten bitten. Die Überlegenheit des Gebildeten über den Frommen ist die des Mondes in der Nacht, da er voll ist, über den Rest der Sterne. Die Gelehrten sind die Erben des Propheten und die Propheten hinterlassen weder Dinare noch Dirham, sondern ihr Wissen, und der, der davon nimmt, nimmt reichlich davon.« (Sunan Abu-Dawud, Wissen, Buch 25:3634)
    Bessan
    Bessan wurde nach einer der ältesten Städte der Welt benannt, die im Nordosten Palästinas liegt. Es gibt ein wunderschönes Lied über diese Stadt von einem populären libanesischen Sänger.
    Debra Sugerman, die Leiterin des Creativity for Peace Camps in Santa Fe, nannte meine Tochter eine Friedensstifterin. Sie war strahlend und schön und sprach voller Aufrichtigkeit auch unpopuläre Dinge aus, wenn sie es für richtig hielt. Es gibt einen Film mit dem Titel »Dear Mr. President«, den die Teilnehmer des Camps produziert haben. Darin sagt Bessan, dass die Mädchen, die sie im Camp kennengelernt habe, dasselbe Herz, dieselben Gefühle, Gedanken und Hoffnungen hätten und dass sie gemeinsam dazu beitragen könnten, Lösungen für die Probleme des Nahen Ostens zu finden. Sie sagt, dass keines der israelischen Mädchen im Camp will, dass den Palästinensern Land genommen wird, und dass sie sich schlecht fühlen,
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