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Du sollst nicht hassen

Titel: Du sollst nicht hassen
Autoren: Izzeldin Abuelaish
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nähte gern mit ihrer Nähmaschine. Sie fertigte alle Kleidungsstücke selbst an, passte die Längen sämtlicher Hosen oder Hemdsärmel an und änderte die Kleider der älteren, sodass die jüngeren sie tragen konnten. Meine Tochter Mayar war diejenige, die ihr am ähnlichsten sah, und Dalal ist diejenige, die ihr charakterlich am ähnlichsten ist.
    Bildung war Nadia sehr wichtig. Sie hatte ihre Ausbildung als Zahntechnikerin im Westjordanland abgeschlossen. Auch wenn sie Hausfrau und Vollzeit-Mutter war, so war sie doch weit mehr als das. Sie beeindruckte andere mit ihrem Wissen und trug so zu vielen Unterhaltungen bei. Einige ihrer herausragendsten Charakterzüge waren Geduld, Nachsicht und Fürsorglichkeit. Sie trat dafür ein, anderen zu helfen und zu spenden; besonders empfänglich war sie für jene, die arm und bedürftig waren. Sie hatte so viele Träume für mich und die Kinder und hörte niemals auf, unsere Träume bedingungslos voranzutreiben. Sie ermutigte die Kinder, niemals aufzugeben. Sie brachte ihnen bei, eine Schwierigkeit immer und immer wieder anzugehen. Sie wollte, dass sie wussten, dass es immer noch eine Gelegenheit und einen anderen Tag geben würde, an dem etwas gelingen könnte. Ich werde Nadia für ihre Liebe zu mir und unseren Kindern immer zu großem Dank verpflichtet sein. Sie hat den Kindern das Beste gegeben, das sie als Grundlage für ihr eigenes Leben brauchen. Ich sehe Nadias Einfluss auf sie jeden Tag, und mir ist klar, welches Glück ich hatte, dass ich mit einer so wundervollen Frau verheiratet war. Mögen sie und unsere drei Töchter bei Gott ruhen und möge ihrer aller Geist immer mit uns sein.

EPILOG
      
    Ich hoffe, mit diesem Buch das palästinensische Volk und seine Tragödie den Lesern nähergebracht und verständlich gemacht zu haben. Ich wollte unsere Entschlossenheit zeigen, die Herausforderungen des Lebens anzunehmen und durch sie stärker – nicht schwächer – zu werden.
    Dieses Buch handelt auch von der Freiheit. Wir müssen etwas dafür tun, um frei von Krankheit, Armut, Unwissenheit, Unterdrückung und Hass zu werden. In einem einzigen furchtbaren Jahr haben meine Familie und ich Tragödien erlebt, die alles menschliche Maß übersteigen. Doch als tiefgläubiger Moslem glaube ich voll und ganz, dass alles, was von Gott kommt, zum Guten führt und dass das Schlechte von Menschenhand ist und verhindert oder verändert werden kann.
    Der erste Schlag war der Verlust meiner geliebten Ehefrau Nadia. Was einen nicht tötet, macht einen stärker. Meine Kinder und ich haben Nadias Tod überwunden, und durch die Notwendigkeit, zusätzliche Verantwortung zu übernehmen und einander dabei zu helfen, wurden wir stark.
    Dann verlor ich im Januar 2009 drei teure Töchter und eine Nichte, als ein israelischer Panzer Granaten auf mein Haus feuerte. Wenn die eigenen Kinder zu »Kollateralschäden« in einem scheinbar endlosen Konflikt werden, wenn man ihre Körper buchstäblich zerfetzt und geköpft gesehen hat, wie soll man da frei von Hass sein? Wie soll man die Wut unterdrücken? Ich habe aus meinem Glauben heraus geschworen, nicht zu hassen und die Wut zu unterdrücken. Der Koran lehrte mich, dass wir das Leiden geduldig ertragen müssen und jenen vergeben, die Unrecht tun. Das heißt aber nicht, dass wir nichts unternehmen sollen, um dieses Unrecht wiedergutzumachen.
    Politiker mögen dafür leben, ihre Namen einst in Stein gemeißelt zu sehen. Aber unsere Kinder schreiben ihre Namen nur in den Sand. Ich will allen sagen, was meiner Familie geschehen ist, damit all den unschuldigen Menschen, die wegen irgendwelcher Konflikte auf der Welt sterben, Gerechtigkeit widerfährt. Ich hoffe, dass man sich durch die Stiftung Daughters for Life an die Namen meiner Töchter erinnern wird und dass sie an Schulen, Colleges und Einrichtungen, die die Bildung von Mädchen fördern, unvergessen bleiben.
    Ich möchte mit diesem Buch Menschen inspirieren, die den Blick für die Hoffnung verloren haben. Ich möchte ihnen helfen, positive Dinge in Gang zu setzen, um die Hoffnung zurückzugewinnen und den Mut zu haben, daran festzuhalten, damit die lange und schmerzliche Reise irgendwann zu einem friedlichen Leben führt.
    Ich habe aus dem Koran gelernt, dass die ganze Welt eine einzige Familie ist. Wir sind aus einem Mann und einer Frau hervorgegangen und wurden in Nationen und Stämme aufgeteilt, sodass wir einander kennenlernen und die Verschiedenheit schätzen können, die unser Leben
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