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Du oder das ganze Leben

Titel: Du oder das ganze Leben
Autoren: S Elkeles
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bist eine Schande für die Bruderschaft, Alejandro. Wir haben dich und deine Familie beschützt und du hast beschlossen, uns den Rücken zu kehren. Stimmt das?«
    Ich wünschte, mein Leben wäre ein Roman von John Grisham. Seine Helden scheinen stets nur eine Handbreit vom Tod entfernt, entwickeln dann aber einen genialen Plan. Er beinhaltet normalerweise, Informationen zu verstecken, die den Bösen zu Grunde richten werden. Und wenn der Held sterben sollte, wird der Böse seines Lebens nicht mehr froh. Unglücklicherweise sind die Dinge im wahren Leben nicht so einfach.
    »Hector war derjenige, der die Bruderschaft verraten hat«, erwidere ich. » El traidor .«
    Die Antwort darauf, dass ich Hector einen Verräter genannt habe, ist ein harter Fausthieb gegen meinen Unterkiefer. Verdammt, darauf war ich nicht vorbereitet, weil ich mit dieser Augenbinde rein gar nichts sehe. Ich versuche, mir den Schmerz nicht anmerken zu lassen.
    »Du bist dir darüber im Klaren, welche Konsequenzen es hat, die Bruderschaft zu verlassen?«
    Ich bewege meinen Unterkiefer vor und zurück. »Ja.«
    Als der Kreis aus Leuten sich um mich schließt, höre ich das Knirschen von Kies. Dieses Mal bin ich das Ziel.
    Eine unheimliche Stille legt sich über die Menge. Niemand lacht, niemand macht ein Geräusch. Einige der Jungs, die mich umzingeln, sind schon mein ganzes Leben mit mir befreundet. Genau wie bei Enrique tobt in ihrem Inneren ein Krieg. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Die Glücklicheren durften heute zu Hause bleiben, sie sind für den Kampf nicht ausgewählt worden.

    Ohne jede Warnung werde ich ins Gesicht geschlagen. Aufrecht stehen zu bleiben, fällt schwer, insbesondere, da ich weiß, dass weitere Schläge folgen werden. Es ist eine Sache, in einem Kampf zu sein, den man vielleicht gewinnen kann, aber eine ganz andere, zu wissen, dass du keine Chance hast.
    Etwas Scharfes schlitzt meinen Rücken auf.
    Dann werde ich in die Rippen geschlagen.
    Ein Hieb nach dem anderen trifft meinen Oberkörper, kein Zentimeter bleibt unberührt. Ein Schnitt hier, eine Faust da. Ich stolpere ein paar Mal, nur um wieder hochgezogen und in eine weitere harte Faust gestoßen zu werden.
    Ich habe eine Schnittwunde an meinem Rücken und sie brennt, als leckten Flammen an meiner Haut. Ich erkenne Enriques Schläge, denn sie werden mit weniger Wut ausgeteilt als die der anderen.
    Erinnerungen an Brittany verhindern, dass ich vor Schmerz aufschreie. Ich werde stark für sie sein … für uns. Ich werde nicht zulassen, dass sie entscheiden, ob ich lebe oder sterbe. Ich selbst habe mein Schicksal in der Hand, nicht die Bruderschaft.
    Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist. Eine halbe Stunde? Mein Körper wird schwächer. Ich habe Probleme mich aufrecht zu halten. Ich rieche Rauch. Werden sie mich in ein Feuer stoßen? Das Bandana liegt immer noch fest über meinen Augen, aber das ist egal, denn ich bin ziemlich sicher, dass sie inzwischen sowieso zugeschwollen sind.
    Ich habe das Bedürfnis, mich zu Boden fallen zu lassen und zu krümmen, aber ich zwinge mich, aufrecht stehen zu bleiben.
    Inzwischen bin ich wahrscheinlich kaum wiederzuerkennen, warmes Blut strömt aus Wunden in meinem Gesicht und an meinem Körper. Ich fühle, dass mir mein T-Shirt vom Körper
gerissen wird, es fällt in Fetzen zu Boden und verhüllt nicht länger die Narbe an der Stelle, wo Hector mich angeschossen hat. Eine Faust trifft mich genau dort. Der Schmerz ist zu groß.
    Ich stürze zu Boden, mein Gesicht scheuert über den Kies.
    Hier und jetzt bin ich nicht sicher, ob ich es schaffen werde. Brittany, Brittany, Brittany. Solange ich dieses Mantra in meinem Kopf wiederhole, weiß ich, dass ich noch am Leben bin. Brittany, Brittany, Brittany.
    Ist der Geruch nach Rauch real oder ist es der Geruch des Todes?
    Durch den dichten Nebel in meinem Hirn meine ich jemanden sagen zu hören: »Glaubst du nicht, er hat genug?«
    Ich höre ein entferntes aber entschiedenes »Nein.«
    Proteste werden laut. Wenn ich mich bewegen könnte, würde ich es tun. Brittany, Brittany, Brittany.
    Mehr Proteste. Niemand protestiert normalerweise während dieser Herausforderungen. Es ist nicht gestattet. Was passiert gerade? Was kommt als Nächstes? Es muss schlimmer als die Prügel sein, denn ich höre hitzige Diskussionen.
    »Haltet ihn mit dem Gesicht nach unten«, meldet sich Chuys Stimme. »Niemand verrät die Latino Blood, während ich das Sagen habe. Lasst dies eine Warnung für jeden
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