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Du Mich Auch

Du Mich Auch

Titel: Du Mich Auch
Autoren: Ellen Berg
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weiterhungern. Ich esse, worauf ich Lust habe«, erklärte sie.
    »Das sieht man, Sweety, das sieht man. Bist ein bisschen out of shape.« Beatrice ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Und dein wunderwunderbarer Mann findet das – okay?«, fragte sie eine Spur zu spitz.
    »Er hasst dicke Frauen«, sagte Evi. »Na und?«
    Verblüfft sah Beatrice sie an. Dann wurde sie von einem Lachanfall geschüttelt.
    »Du bist ja voll abgefahren«, kicherte sie. »Na und, sagt sie. Ich fass es nicht.«
    »Die Zeiten, als wir uns gegenseitig den Kaviar von den Zehen geschleckt haben, sind lang vorbei«, verkündete Evi. »Wenn du meine Meinung wissen willst: Ich halte ehelichen Sex für überschätzt.«
    Gleich darauf erschrak sie. Ach du liebe Güte, hatte sie das jetzt wirklich gesagt? Andererseits: War es nicht vollkommengleichgültig, wem sie hier was über das Notstandsgebiet ihrer Ehe erzählte? Sie würden sich nie wiedersehen. Dieser Abend war lediglich eine weitere trübselige Episode in ihrem überaus trübseligen Leben. Nur ein bisschen unterhaltsamer.
    Mit offenem Mund saß Beatrice da. Sie konnte kaum glauben, was Evi da gerade zwischen zwei Bissen zum Besten gegeben hatte.
    »Äh – hast du das etwa ernst gemeint?«
    Evi nickte und schob sich seelenruhig eine Gabel Nudelsalat in den Mund. Ein bisschen zu viel Mayonnaise und die Erbsen viel zu weich. Aber genauso war es richtig. Futtern wie bei Muttern. Sie rülpste dezent.
    »Was ist denn hier los?«
    Mittlerweile hatte auch Katharina den Tisch gefunden, an dem Evi mit sichtbarem Behagen die Reste des Buffets vernichtete. »Nudelsalat! Herrje, das ist ja fiesester Partyfraß aus den Siebzigern!«
    »Schmeckt super«, sagte Evi ungerührt. »Willst du auch?«
    »Bloß nicht.« Angewidert sah Katharina zu, wie Evi eine Scheibe kalten Bratens zersäbelte. »Hausmannskost ist der Sex der Rentner«, giftete sie. »So weit bin ich noch nicht.«
    »Ach was«, sagte Evi schlicht.
    Beatrice sah von einer zur anderen. Unter ihrem linken Auge zuckte es. Ihr Kopf wackelte, und ihr Magen fühlte sich an, als habe jemand einen Ameisenhaufen angezündet. Irgendetwas war anders als sonst. Was bloß? Sie kam nicht gleich drauf, doch dann wusste sie es: Sie hatte Hunger. Schrecklichen Hunger.
    »Ich hole mir auch was zu essen«, beschloss sie. »Ist doch total egal heute Abend.«
    Mit einiger Mühe richtete sie sich auf und stakste zumBuffet. Drei Minuten später kam sie wieder. Sie hatte alles auf ihren Teller getürmt, was sie finden konnte, und das Ganze mit ein paar Löffeln Nudelsalat gekrönt. Ohne Zögern machte sie sich über ihre Beute her.
    Katharina hob eine Augenbraue. Keine Selbstdisziplin, diese bemitleidenswerten Mädels, dachte sie. Leider sah es gar nicht so schlecht aus, was sie da in sich hineinschaufelten.
    »Halloooo, die Damen!«
    Drei Herren kamen an den Tisch geschlendert. Alle hielten sie Biergläser in den Händen und befanden sich in einem Zustand, den sie vermutlich »angeheitert« genannt hätten. Neugierig beäugten sie das Trio, das sich bestens ohne männliche Gesellschaft amüsierte.
    »Hmmm, lecker, die drei Cremeschnittchen«, sagte einer von ihnen. »Immer noch sahnig, nach all den Jahren.«
    Weder die glänzende Halbglatze noch der vorgewölbte Bauch konnte ihn davon abhalten, sich für unwiderstehlich zu halten. Gierig leckte er sich die Lippen. Es war mehr als offensichtlich, dass er das Klassentreffen nutzen wollte, um erotische Erinnerungen aufzufrischen.
    »Oha. Kennen wir uns?«, fragte Beatrice.
    »Besser, als du wahrhaben möchtest, Süße«, behauptete der Herr.
    Beatrice lehnte sich zurück. »Ihr hohes Alter und Ihre traurige Gestalt sagen mir, dass Sie einer unserer Lehrer gewesen sein müssen.«
    »Oder der Hausmeister«, gluckste Katharina. »Der hatte doch auch so eine Gruselfrisur.«
    »Ich tippe auf eine missglückte Haarverpflanzung«, sagte Beatrice und deutete auf die spärlichen Flusen, die der Mann zu einem Puschel auftoupiert hatte.
    »Sieht aus, als hätte er eine Teppichfliese auf dem Kopf!«, sekundierte Katharina.
    Eine dunkle Wolke erschien auf der Stirn des Angesprochenen. »Nur nicht frech werden«, drohte er. »Ich bin’s, Rainer, euer ehemaliger Mitschüler, und wenn ihr’s genau wissen wollt: Ich hatte euch alle drei!«
    Die anderen beiden Herren feixten erfreut.
    »Stimmt. Du hattest uns alle drei tief in deinem verwundeten Herzen«, grinste Beatrice. »Und dann musste Oberstudiendirektor Meier einen Notarzt
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