Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du Mich Auch

Du Mich Auch

Titel: Du Mich Auch
Autoren: Ellen Berg
Vom Netzwerk:
Katharina hinzu. »Der Fahrer besorgt ihn immer für mich.«
    Jetzt bestand der Chor aus Evi und Beatrice. »Du hast einen – Fahrer?«
    »Nee, einen Neandertaler, der sein Hirn in der Hose spazieren fährt. Dafür muss ich nie einen Parkplatz suchen.«
    »Krass«, sagte Beatrice.
    Dann kamen die Getränke.
    Evi wollte protestieren, doch sie traute sich nicht. Alkohol hatte sie noch nie vertragen, schon gar nicht auf nüchternen Magen. Aber wenn sie jetzt nicht mitmachte, würde sienoch jämmerlicher dastehen als sowieso schon. Ergeben griff sie nach dem Glas, in dem eine gefährlich aussehende Flüssigkeit die Eiswürfel leise knacken ließ.
    Beatrice prostete ihren Freundinnen zu. »Für immer, für ewig, für uns!«
    Zu dritt wiederholten sie ihre alte Parole: »Für immer, für ewig, für uns!«
    Und nun? Alle drei wunderten sich insgeheim, wie unterschiedlich sie doch waren. Damals, in der Schulzeit, war es ihnen nicht aufgefallen, aber im Laufe der Jahre hatten sich die Kontraste verschärft. Nun saßen sie fremdelnd da, drei Frauen, drei Lebensentwürfe, drei Welten. Ein unbefangener Beobachter hätte kaum vermutet, dass es etwas gab, was sie einst verbunden hatte.
    »Evi und ich ankern ja im beschaulichen Hafen der Ehe«, sagte Beatrice, nachdem sie eine Weile in ihrem Drink gerührt hatte. »Und du, Katharina?«
    »Nichts für mich.« Katharina lächelte nadelfein. »Ich meine, die Familie ist selbstverständlich der Nukleus der Gesellschaft, die unverzichtbare Keimzelle allen sozialen Lebens. Aber einer muss ja die Arbeit machen. Ich bin vierundzwanzig Stunden im Dienst. Da kann man keine Breichen kochen, Apfelkuchen backen und dem Herrn Gemahl abends den Rücken kraulen.«
    Beim Stichwort Apfelkuchen zuckte Evi. »Aber macht das auf die Dauer nicht ein bisschen einsam?«, fragte sie.
    »Ich ziehe Freundschaften vor«, erklärte Katharina. »Besonders Arbeitsfreundschaften. Der Familienminister zum Beispiel ist mein engster Vertrauter.« Sie machte eine Kunstpause, um die Verblüffung der beiden auszukosten. »Er ist ein starker professioneller Partner. Ich recherchiere für ihn,arbeite Dossiers aus. So etwas ist weit befriedigender als die Isolationsfolter einer konventionellen Zweierbeziehung.«
    »Na, na!« Beatrice rührte etwas schneller in ihrem Drink. »Mein Mann ist jedenfalls sensationell – one in a million! Er verwöhnt mich, wo er kann, und hält mir den Rücken frei. Unsere Tochter ist sowieso schon aus dem Haus. Total tough, die Kleine. Sie studiert Jura.«
    »Schick sie mal vorbei, wenn sie ein Praktikum machen will«, sagte Katharina gönnerhaft.
    Beatrice wirkte mit einem Mal angespannt. »Nicht nötig«, flötete sie. »Die Praktika sind längst history. Nächste Woche geht sie nach Cambridge. Ist irre teuer, aber eine unverzichtbare opportunity zum Networken. Think global, sage ich immer. Sorry, Katharina, aber was soll sie hier in der Provinz?«
    Der Punkt geht an Beatrice, stellte Evi fest, die den Schlagabtausch fasziniert verfolgt hatte. Die beiden spielten in derselben Liga. Und waren fest entschlossen, einander auszustechen. Evi dagegen war längst aus dem Rennen. Das machte die Sache für sie wesentlich einfacher.
    Verstimmt strich sich Katharina über die festgezurrten Haare. Sie setzte eine randlose Brille auf und sah zum Tresen hinüber. Immer schön von Niederlagen ablenken, war ihre bewährte Taktik.
    »Der leicht verfettete Blonde auf elf Uhr. Ist das nicht Bernd, der Schrecken unserer Mädchenblüte?«
    Sie hatten damals eine Geheimsprache gehabt, so wie die tollen Kerle in den Agentenfilmen ihrer Jugendzeit. Elf Uhr, das hieß: geradeaus, etwas links. Wie auf Kommando sahen sie zum Tresen.
    Sofort löste sich ein stämmiger Mann aus der Runde, derdie Blicke der drei Frauen aufgefangen hatte. Breitbeinig baute er sich vor ihnen auf.
    »Na, immer noch zusammengetackert?«, fragte er. »Hui. Der flotte Dreier. Da weiß man ja gar nicht, wo man anfangen soll!«
    Er grinste herausfordernd.
    »Der Bernd, sieh an«, sagte Beatrice kühl. »Früher konntest du nicht mal eine Chipstüte aufreißen. Und jetzt gleich drei Mädels auf einmal? Vergiss es!«
    Sofort vereiste seine Miene. »So was Überspachteltes wie du hätte bei mir sowieso nie eine Chance. Und ich stehe auch nicht auf Übergrößen und Emanzen in Nadelstreifen. Wirsing.«
    Er drehte sich abrupt um und kehrte an den Tresen zurück, wo er mit Gelächter empfangen wurde.
    »Typen wie der gehören auf DIN A4 gefaltet«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher