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Du Kannst Es, Du Weisst Es Nur Noch Nicht: Die Kraft Der Hypnose

Du Kannst Es, Du Weisst Es Nur Noch Nicht: Die Kraft Der Hypnose

Titel: Du Kannst Es, Du Weisst Es Nur Noch Nicht: Die Kraft Der Hypnose
Autoren: Andreas Ahnfeldt
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schließlich allein mithilfe seiner Vorstellungskraft ins bewegte Leben zurückkehrte.
    Mit achtzehn Jahren erkrankte Erickson schwer an Kinderlähmung und wurde nahezu bewegungsunfähig. Seine Eltern setzten ihn immer in einen Schaukelstuhl, während sie auf dem Feld arbeiteten. Der junge Erickson hatte den starken Wunsch, an das Fenster des Raumes zu gelangen, in dem er saß, um hinauszuschauen. Dieser Wunsch, verbunden mit der intensiven Vorstellung, das Fenster trotz seiner Bewegungsunfähigkeit zu erreichen, sorgte für so genannte ideomotorische Muskelbewegungen, also nicht bewusste, sondern allein durch das Denken erzeugte Bewegungen. Sie können diese Muskelbewegungen selbst erfahren, wenn Sie zum Beispiel ein Pendel in die Hand nehmen, es kreisen lassen und dann die Augen schließen. Während Sie sich nur vorstellen, wie das Pendel vor- und zurückschwingt, werden die ideomotorischen Muskelbewegungen dafür sorgen, dass es sich ohne Ihr bewusstes Tun in dieser Weise bewegt.
    Erickson erzielte bald erste Erfolge und lernte, immer mobiler zu werden, bis es ihm gelang, durch die Kraft seiner Vorstellung den Schaukelstuhl zu bewegen und mit ihm zum Fenster zu kommen.
    Er verbrachte viel Zeit im Rollstuhl und verstand es, diese Zeit für sich zu nutzen, indem er Menschen und ihre Art zu kommunizieren genau beobachtete. Bald erkannte er, ob das, was jemand sagte, auch mit dem übereinstimmte, was er wirklich meinte. Zugleich studierte er, welche Veränderungen seine Worte im Gegenüber hervorriefen. Später konstatierte er schlicht:
    »Es gibt keine zwei Leute, die denselben Satz in der gleichen Weise verstehen.«
    Erickson entwickelte sich zu einem Meister des Beobachtens, eine Fähigkeit, die ihm später als Therapeut sehr nützlich werden sollte. In diesen frühen Erfahrungen wurzelt auch seine eigene Therapie, die er Jahre später entwickelte. Zugleich bildeten sie den Grundstein zu seinem therapeutischen Sprachgebrauch, aus dem Jahre später das Neurolinguistische Programmieren hervorging.
    Mithilfe von Visualisierungen überwand er die schwere Krankheit, bis er schließlich ohne Krücken laufen konnte. Erickson studierte daraufhin Medizin und Psychologie an der Universität von Wisconsin und wurde später Facharzt für Psychiatrie. Noch während seiner Studienzeit beschäftigte er sich mit der Hypnose und erkannte die Möglichkeiten, die in ihr verborgen liegen. Doch ging es ihm in seinem therapeutischen Ansatz nicht darum, einem Patienten als Hypnotiseur eine Suggestion zu geben, um ihn zu einer Verhaltensänderung zu bewegen. Er begegnete seinen Patienten in deren Wirklichkeit, einer Welt eigener Vorstellungen und Deutungen – eine Fähigkeit, die er sich in den Jahren des Beobachtens zu eigen gemacht und in der er es zur Meisterschaft gebracht hatte. Was immer ein Mensch an Ressourcen mitbrachte, seien es Lebenserfahrungen, Talente und Fähigkeiten oder Erinnerungen, galt es seiner Ansicht nach zum Wohl und zur Gesundung zu nutzen.
    Ein Beispiel soll dies verdeutlichen. Wenn jemand Angst vor dem Fliegen hat, trägt er dennoch die Fähigkeit bzw. die Ressource in sich, auch beim Fliegen entspannt zu sein, keine Angst zu haben und sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Er kann in diesem Moment nur nicht darauf zurückgreifen. »Wir alle tragen die Ressourcen, die wir brauchen, in uns«, sagte Erickson hierzu. Mithilfe hypnotherapeutischer Techniken versetzte er seine Patienten in die Lage, die eigenen Ressourcen in sich zu entdecken und für sich nutzbar zu machen.
    Ericksons Ansatz war grundsätzlich lösungsorientiert, er fragte nicht: »Was ist das Problem?«, sondern: »Was ist die Lösung, wo will ich hin?« So arbeitete er mit seinen Patienten, ohne weiter über das Problem zu reden, sondern direkt auf die Lösung fokussiert. Wenn wir uns zum Beispiel sagen: »Ich will keine Angst vor Spinnen haben«, so liegt der Fokus immer noch auf der Angst. Wenn wir uns aber sagen: »Ich will eine Spinne ansehen und dabei ruhig und gelassen sein«, dann ist der Fokus auf die Lösung gerichtet.
    Neben dem Erarbeiten von Lösungsstrategien hatte er das Ziel, das Positive in einem vom Patienten als negativ bewerteten Verhalten zu finden, statt es abzuurteilen – eine Technik, die heute als »Utilisation« bekannt ist.
    Viele der Ansätze, die er entwickelte, übte er an sich selbst und verfeinerte sie weiter - ein Grundsatz, dem auch ich mich in meiner Arbeit mit Klienten verschrieben habe. Die verschiedenen
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