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DU HÖRST VON MIR

DU HÖRST VON MIR

Titel: DU HÖRST VON MIR
Autoren: Luis Algorri
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kleinen Eier und über seinen Schwanz, der vielleicht durch die Seife und das heiße Wasser gar nicht mehr so klein und weich war wie gerade eben noch. Als mir der Gedanke durch den Kopf schoss, dass José vielleicht jetzt das Gleiche machte wie ich, spritze ich spontan und heftig gegen die Trennwand. Mein Sperma lief in Schlieren die Kacheln hinunter.
    »Was sagst du?«, hörte ich Josés Stimme.
    »Wie bitte?«
    »Nichts, ich dachte nur, du hättest etwas gesagt.«
    »Ich? Nö...«
    Er hatte meinen Seufzer gehört, der mir entfuhr, als ich abgespritzt hatte.
    »Hör mal, ich bin schon fertig. Ich geh auf die Liegewiese, ja?!«
    »Warte. Eine Sekunde. Wir gehen zusammen.«
    Ich stellte meine Dusche ab und ging aus der Kabine in den Gang, immer noch nackt. Da stand er, angelehnt an die Tür einer der Duschen, mit gekreuzten Beinen. Er hatte eine Zigarette angezündet.
    »Rauchst du immer, nachdem du dich beim Tennis verausgabt hast?«
    Er lachte: »Und du? Läufst du immer nackt im Gang rum, nachdem du geduscht hast?«
    Nun wurde ich knallrot. Vor lauter Nervosität hatte ich meine Badehose im Spind vergessen.
    »Mensch, du hast Recht! Wo bin ich nur mit meinen Gedanken?«
    Ich hätte zehn Jahre meines Lebens gegeben, wenn er gewusst hätte, wo ich tatsächlich mit meinen Gedanken gewesen war, aber das war nicht sehr wahrscheinlich. Ich holte meine Badehose, zog sie an und wir verließen die Umkleidekabinen. Ich wusste bereits genau, was ich zu sagen hatte:
    »Und, wann fangen wir an?«
    »Wann fangen wir womit an?«
    »Meine Güte, José, mit Latein und Geschichte und so.«
    »Ja, hm... ich weiß nicht, ich muss mit meinen Eltern sprechen, wie viel sie bezahlen können...«
    Ich packte ihn fest hinten im Nacken und schüttelte seinen Kopf. Er lachte. Seine Haut, mittlerweile trocken, war fast unerträglich zart.
    Ich glaube, damals, als ich zum ersten Mal seinen Nacken berührte und so tat, als würde ich ihm nicht den Nacken streicheln, als meine Fingerspitzen an seinem Nacken diesen lautlosen Funken spürten, dies war der Moment, als alles begann.
    »Sag mal, spinnst du«, rief ich empört, »was soll denn der ganze Quatsch? Bezahlen! So weit käme es noch! Dem Bruder meiner Freundin werde ich Geld für Nachhilfe abnehmen!«
    Wir stritten ein wenig darüber. Er lehnte beschämt ab, dass ich ihm gratis helfe. Ich ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Schluss jetzt mit der Debatte!«, entschied ich. »Nach welchem Zeitplan lernst du?«
    »Na ja, das kommt darauf an... meistens am Nachmittag.«
    »Aber die Nachmittage verbringst du doch hier!«
    »Mann! Doch nicht jeden Tag!«
    »Fast alle«, gab ich zu bedenken.
    »Von wegen! Ich komme ganz selten her.«
    Ich warf ihm einen Blick voll einstudierter Strenge zu:
    »Was du brauchst, ist ein bisschen Disziplin. Morgens kümmere dich um Physik oder Was-Weiß-Ich. Ich komme ab Montag immer zwischen vier und sechs zu dir nach Hause.
    Und danach, wenn du dann noch Lust hast, können wir immer noch zusammen hierher ins Schwimmbad kommen.
    O.k.?«
    Er sah mich an und lächelte mit gesenktem Kopf.
    Plötzlich war er es, der mir die Hand in den Nacken legte, so wie ich es zuvor bei ihm gemacht hatte. Ich war so überrascht, dass ich nicht wusste, wie ich reagieren sollte. Er sah mich an und lächelte wieder. Dieses Engelsgesicht, das endlich nur für mich allein lächelte, diese schmale und unschuldige Hand auf meiner Haut und diese leicht verschämte Stimme, die zu mir sagte: »He, Mann, danke. Ganz ehrlich.«
    Lachend runzelte ich die Stirn.
    »Warte ein paar Wochen, Freundchen, du wirst dich schon noch bei mir bedanken, denn ich werd dich ganz schön rannehmen...«
    »Genau das brauche ich, denn ich bin echt so verdammt schlecht.«
    »Das werden wir noch sehen. Du machst deine fünf Prüfungen im nächsten Monat wie ein kleines Genie. Und außerdem wirst du Tennis spielen lernen.«
    Wir gingen raus. Er hob die Hand, um sich zu verabschieden. Er lächelte mir noch einmal zu, dann drehte er sich um und lief in Richtung Liegewiese. Ich blieb stehen. Als ich sah, wie er auf Höhe der Hecke angekommen war, rief ich ihm nach: »He, José!«
    Er drehte sich zu mir um.
    »Ich bin dir gar nicht so unsympathisch, oder?«
    Er fing an zu lachen und schüttelte den Kopf. Er winkte mir noch einmal zu und verschwand. Ich sah, dass Ana uns zuschaute, ausgestreckt auf ihrem Handtuch. Zum ersten Mal, seitdem ich sie kennen gelernt hatte, fühlte ich mich schlecht.
    Nicht ihretwegen, sondern
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