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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin
Autoren: E Bailey
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niemand zu vermissen schien. Aber eines Nachmittags erinnerte ich mich plötzlich an Oonas geschlossene Schlafzimmertür in der Nacht der Party. Ich machte mir plötzlich Gedanken, wobei sich mir sämtliche Härchen aufstellten, ob sie eventuell die ganze Zeit tot dagelegen hatte. Genauso schnell versuchte ich, den Gedanken beiseite zu schieben. Es gab Wichtigeres, auf das ich mich konzentrieren musste, wie zum Beispiel mit meiner Familie alles wieder in Ordnung zu bringen. Miranda hatte mir genug Zeit meines Lebens weggenommen.
    Alles mit Mum und Toby zurechtzurücken begann mit einer Litanei von Entschuldigungen – die mir aber gar nicht so schwerfiel, weil ich mich tatsächlich supermies fühlte wegen allem, was ich gesagt hatte. Und dann musste ich viel Zeit zu Hause verbringen, langweilige Filme ansehen und schrecklich schlechten Kuchen essen. Aber unterm Strich war es das wert, denn danach änderte sich tatsächlich einiges. Zum Beispiel sagte Mum, dass sie nach unserem Streit erkannt hatte, dass sie mich tatsächlich für selbstverständlich gehalten hatte, und jetzt zahlt sie mir etwas fürs Babysitting. Ich koche immer noch viel, aber das liegt vor allem daran, dass ich Toby und mir Tofuschnitzel ersparen möchte.
    Mit Dad zurande zu kommen dauert etwas länger. Ich habe eingesehen, dass ich wirklich, wirklich wütend auf ihn war, als er uns verließ, so plötzlich, ohne sich zu verabschieden. Als ich ihm das neulich am Telefon gesagt habe, sagte er, er hätte das Gefühl gehabt, zu gehen oder explodieren zu müssen. »Niemand hat wirklich Schuld, Mäuschen«, sagte er. »Es gehört nun einmal zu den Dingen …« Für mich klingt das wie eine plumpe Ausrede. Ich bin immer noch sauer auf ihn, aber wenigstens denke ich nicht mehr, es wäre meine Schuld gewesen, dass er gegangen ist, und ich habe mich entschieden, dass ich ihn wiedersehen werde. Irgendwann. Vielleicht ist es einfacher, über all diese Sachen zu reden, wenn wir uns treffen.
    Dank Lachlan habe ich angefangen, mir mit den Leuten in der Schule mehr Mühe zu geben. Du weißt schon, mit ihnen quatschen und ihnen nicht gleich aus dem Weg gehen, weil sie ja denken könnten, ich wäre seltsam. Ich bin seltsam, und weißt du was? Das ist okay. Die meisten interessanten Leute sind seltsam. Lachlan scheint das zu verstehen, und ich mag die Art, wie er manchmal Gags über imaginäre Freunde macht. Als ob es nur etwas schrullig wäre. Ich kann jetzt sogar darüber lachen, obwohl ich Ami immer noch vermisse.
    Lachlan und ich haben eine Menge Zeit mit Dallas verbracht, um ihn wieder auf Kurs zu bringen. Lachlan half Dallas, sich mit Pearl und Vinnie auszusöhnen, und er arbeitet sogar daran, das neue Album mit ihnen zu vollenden. Da ist seit Kurzem ein neuer Ansatz in ihrer Musik. Ein guter.
    Aber meistens sind wir allein, Lachlan und ich. Es sei denn, du zählst die tausend Schmetterlinge mit, die immer in meinem Inneren umherfliegen, wenn wir uns küssen. Manchmal treffe ich ihn morgens am Strand, und wir schwimmen eine Runde oder legen uns auf den Sand und hören Musik.
    In den ersten Tagen habe hauptsächlich ich geredet – ich habe ihm alles erzählt, was passiert war, und auch alles über Ami. Warum ich sie gebraucht hatte. Und warum ich sie jetzt nicht mehr brauche. Aber jetzt reden wir auch über andere Sachen – wie zum Beispiel, was wir machen, wenn wir mit der Schule fertig sind. Wir denken uns natürlich jedes Mal etwas anderes aus, aber der neueste Plan ist, nach Übersee zu fahren, einen Caravan zu kaufen und um die Welt zu reisen. Wir werden uns tagsüber an Stränden aufhalten und uns abends Gigs anhören.
    Es blieb also nicht viel Zeit, sich über Miranda Gedanken zu machen. Aber dann und wann ertappe ich mich dabei, dass ich mich frage, was sie gerade anstellt. Wo sie ist. Das ist es ja gerade – sie könnte überall sein und alles tun. Es klingt sicher eigenartig, aber da besteht immer noch eine Verbindung zwischen uns. Vielleicht vermisse ich sie ja ein ganz kleines bisschen. Ich weiß, das ist irgendwie hirnrissig, aber es hat keinen Zweck, es zu leugnen.
    Gestern Nacht habe ich mit klopfendem Herzen Mirandas Namen bei Google eingegeben. Nichts. Aber das heißt nicht, dass sie nie wieder auftauchen wird. Ich bin mir sogar ziemlich sicher. Irgendwo. Eines Tages.

DANKSAGUNGEN
    Dieses Buch schuldet den erstaunlichen Leuten bei Hardie Grant Egmont einen Riesendank; insbesondere der unvergleichlichen Hilary Rogers, die die Idee von Anfang
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