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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin
Autoren: E Bailey
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herumzuwirbeln, als ob alles Teil einer komplizierten Nummer sein sollte, die sie zusammen aufführten.
    Ich konnte erkennen, dass es nicht gerade einfach sein würde, Dallas hier wegzulotsen. Keine Möglichkeit, dass er einfach mit mir kommen würde – selbst wenn ich ihm sagen würde, er wäre in Gefahr. Dallas mochte mich, aber ein paar Worte von Miranda würden reichen, dass er sich blitzschnell gegen mich wenden würde. Und dann wäre er auf immer und ewig verloren.
    Ich starrte auf den Boden und sah etwas Verwaschenes in pink unter dem Bett liegen. Es war das T-Shirt, das ich während meines Selbstmordversuchs getragen hatte. Seitdem hatte es immer in meinem Bündel von Beweisen in meinem Zimmer gesteckt. Wenigstens hatte ich das angenommen. Als ich das Shirt hochhob, fielen drei glitzernde Sachen aus Silber aus seinen Falten. Mein altes Charm-Armband. Miss Falippis Medaillon. Ein kleiner Silberschlüssel – die Art, mit der man ein Tagebuch verschließt.
    Meine Hände fingen an zu zittern, aber ich nahm das Armband und sah es an. Früher war es mal mein Lieblingsstück gewesen. Nach kurzem Zögern streifte ich es mir über, und die Anhänger klingelten vertraut. Ich steckte das Medaillon und den Schlüssel in die Tasche von Lachlans Sweatshirt. Jetzt fühlte ich mich besser. Ich hatte begonnen, Terrain zurückzuerobern.
    Ich blickte hoch und sah, dass Miranda mich mit demselben durchdringenden Blick musterte wie auf der Fahrt hierher. Sie versuchte herauszubekommen, was sich verändert hatte. Sie löste sich von Dallas, und sofort sank er in den nächstbesten Sessel. Miranda ist jetzt sein Rückgrat , dachte ich schaudernd.
    Miranda ging zu seinem Krug mit Zombie-Saft und hob ihn hoch. »Ich wünschte, du wärst etwas besser drauf, Olive«, sagte sie. »Du ziehst uns alle mit runter.«
    Ich zeigte keine äußerliche Regung. Miranda goss einen frischen Becher Zombie-Saft ein und hielt ihn mir entgegen.
    »Nein, danke.«
    Mirandas Augen blitzten. »Nimm.«
    Mein Dad hatte immer gerne gespielt und es genossen, mir Gewinnstrategien beizubringen. Ich hatte sie, seit er gegangen war, aus meinem Hirn verbannt, aber eine von ihnen kam mir sofort in den Sinn. Mäuschen, manchmal ist vortäuschen zu verlieren der beste Weg zu gewinnen.
    Ich nahm den Becher. Er war aus weichem Plastik, und bei dem leichtesten Druck meiner Finger hob sich die blaue Flüssigkeit, bis sie fast überquoll.
    »Los«, sagte Miranda. »Trink.«
    Ich öffnete den Mund und kippte den Inhalt fast auf einmal runter. Dallas pfiff und jubelte. Miranda füllte meinen Becher aufs Neue, und als ich das getrunken hatte, füllte sie ihn noch einmal. Als ich den letzten Tropfen austrank, fing das Zimmer an, sich zu drehen. Ich torkelte ein wenig, als der Zombie-Saft wirkte.
    »Du siehst so lustig aus«, kicherte Miranda. »Vor allem mit diesem Kapuzenshirt. Gar nicht wie du selbst. Du hattest mal so einen interessanten Geschmack. Na, wenigstens anders. Jetzt siehst du genauso aus wie alle anderen auch. Aber ganz tief im Inneren ist es ja auch sowieso das, was du bist. Sterbenslangweilig und mainstream.«
    Ein neuer Song setzte ein. Eine Luxe-Coverband, so hörte sich diese Musik an. Ich hatte jetzt Mühe, aufrecht zu stehen, und streckte die Arme aus, um mir an irgendetwas Halt zu verschaffen.
    » Ich weiß, was heute Abend mit dir nicht stimmt«, verkündete Miranda triumphierend. »Es sind diese neuen Songs, stimmt doch. Denn sie sind alle über mich – darüber, dass Dallas mich mehr liebt als irgendetwas auf der Welt. Arme Olive. Das muss dich doch anfressen.«
    Das wirbelnde, schummrige Gefühl in meinem Kopf beschleunigte sich noch. Ich versuchte, es in den Griff zu bekommen, indem ich meinen Blick auf einen einzelnen Fleck an der Wand fixierte. Miranda trat näher. »Stimmt es?«, flüsterte sie. »Frisst es dich an?«
    Lass dir von niemandem in die Karten sehen, Mäuschen. Vor allem, wenn du ein Siegerblatt in der Hand hast.
    »Tausende von Mädchen würden morden, um an deiner Stelle zu sein«, sagte ich. »Und das zu haben, was du hast.«
    »Aber was ist mit dir? «, zischte Miranda. »Würdest du morden, um an meiner Stelle zu sein? Willst du ich sein und alles haben, was ich habe?«
    Ich hätte einfach kleinlaut nicken sollen. Oder überhaupt nichts sagen. Miranda einlullen, damit sie glaubte, dass alles in Ordnung wäre, sodass ich an einer Strategie arbeiten könnte, Dallas aus dem Haus zu bekommen. Aber, ganz ehrlich, ich war diese
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