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Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron
Autoren: Leo Frobenius
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Amazonenlegende I
    Nupe
    In alter, alter Zeit waren die Frauen in einem Lande für sich und die Männer in einem Lande für sich. Die Stadt der Männer war sehr, sehr groß. Die Stadt der Frauen war sehr, sehr groß.
    Einmal ging ein Jäger aus. Er ging weit durch das Land. Er kam in das Land der Frauen. Die Frauen sahen den Mann. Die Frauen fielen über den Mann her und die Frauen schlugen den Mann. Der Mann rannte schnell fort. Der Mann flüchtete in seine Stadt. Der Mann lief zu seinem König und sagte: »Ich bin weit, weit fortgegangen. Ich bin in ein anderes Land gekommen. In dem anderen Lande fielen die Menschen über mich her und schlugen mich. Ich rannte, so schnell ich konnte, von dannen.« Der König fragte den Jäger: »Wie waren denn die Leute, die dich wegtrieben?« Der Jäger sagte: »Die Leute waren anders als wir. Sie hatten hier (auf eine Brustseite zeigend) ein Stück Fleisch und hatten hier (andere Brustseite) ein Stück Fleisch. Dann hatten die Leute lange, lange Haare. Es war ein schönes Volk.«
    Der König sagte zu dem Jäger: »Ich möchte dieses Volk sehen. Wie kann ich dieses Volk sehen?« Der Jäger sagte: »Man kann die Leute nicht sehen. Jeder Mann, der nur immer dort hinkommt, wird von diesen Leuten geschlagen und vertrieben werden.« Der König sagte: »So fangt doch einige und bringt mir diese hierher!« Der Jäger sagte: »Mein König! Das ist nicht möglich. Das ist nicht möglich!« Der König sagte: »So kämpft mit ihnen. Kämpft oder tut mit ihnen, was ihr wollt. Ich muß aber einige von diesen Leuten sehen!« Der Jäger sagte: »So werden wir es auch nicht können, denn diese Leute sind wohl stärker als wir. Laß mich aber jetzt gehen. Ich will diese Sache bis morgen bedenken und dann wiederkommen.«
    Der König sagte: »Das ist gut.« Der Jäger ging nach Hause.
    Am anderen Tage kam der Jäger wieder zum König und sagte: »Du willst einige von diesen Leuten sehen?« Der König sagte: »Ja, ich will einige von diesen Leuten sehen!« Der Jäger sagte: »Wenn du mir guten Honig und Zuckerrohr besorgen kannst, will ich einen Versuch machen, dir diese Leute oder einige von ihnen herzubringen.« Der König sagte: »Honig und Zuckerrohr sollst du haben. Ich werde sogleich danach senden.« Der König sandte zwei Leute in den Busch, um Honig zu suchen. Die beiden Leute gingen in den Busch. Die Leute fanden Honig. Sie brachten eine große Kalebasse voll Honig zum König. Der König sandte Honig zu dem Jäger. Der Jäger kochte den Honig mit Wasser. Er nahm auch Wabenwachs, in dem noch Honig war, und steckte es in seine Schultertasche. Das Honigwasser gab er aber dem König. Dann ging der Jäger hinaus und schnitt sehr süßes Zuckerrohr ab. Das Rohr schnitt er in kleine Stücke und steckte sie in seinen Schultermattensack. Damit machte sich der Jäger wieder auf den Weg.
    Der Jäger ging denselben Weg, den er zuerst gegangen war. Der Jäger kam wieder in das Land der Frauen. Die Frauen sahen den Jäger, sie liefen auf ihn zu. Sie wollten ihn fangen und schlagen. Der Jäger rief: »Schlagt mich nicht! Ich habe etwas ganz Besonderes. Ich habe etwas sehr, sehr Süßes, das will ich eurer Königin geben. Ich bin geschickt von einem anderen König!« Die Frauen sagten: »Der andere König ist uns ein Nichts. Zeige aber einmal das sehr, sehr Süße her. Denn wenn wir dich zur Königin bringen und die Sache ist dann nicht so süß und unwahr, dann tötet die Königin dich und wird auch über uns unwillig!« Der Jäger sagte: »Ich will euch gern ein wenig geben, denn ich habe genug davon bei mir.« Der Jäger brach ein wenig von der gefüllten Wabe ab und gab es den Frauen. Die Frauen nahmen es. Die Frauen versuchten es. Die Frauen sagten: »Das ist wahr! Das ist ganz ausgezeichnet.« Die Frauen kosteten noch ein wenig davon und fragten: »Was ist das?« Der Jäger sagte: »Das ist der Schmutz des Penis (eba) meines Königs. Den soll ich eurer Königin bringen.« Die Frauen fragten: »Hast du denn den Eba deines Königs auch bei dir?« Der Jäger sagte: »Ja, den Penis meines Königs habe ich auch bei mir. Der ist hier oben in der Schultertasche und macht da seinen Schmutz (tschöki). Er macht da den Schmutz, den ihr eben versucht habt.« Die Frauen sagten untereinander: »Dann wollen wir diesen Mann zu unserer Königin bringen. Denn was er da von seinem König bringt, ist so gut, daß unsere Königin es unbedingt versuchen muß.« Die Frauen sagten untereinander: »Ja, unsere Königin muß
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