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Dschiheads

Dschiheads

Titel: Dschiheads
Autoren: Wolfgang Jeschke
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der Stimme.
    Â»Um das gleich von Anfang an klarzustellen, Mr. Jespersen«, sagte Maurya. »Sir Jonathan Swift ist kein Tier. Jo ist mein persönlicher Assistent. Und mein Freund.«
    Jespersen starrte sie verblüfft an und hob beschwichtigend die Hände.
    Â»Also doch, ein Hund!«, sagte Leutnant Geddes empört, der hinzugetreten war. »Sie haben mich irregeführt, Professor Avrams.« Er starrte Jonathan an, als wäre er etwas über die Maßen Unappetitliches, ja Scheußliches.
    Â»Was dachten Sie denn, was sich in dem Container befindet?«, fragte Ailif spöttisch. »Eine Mumie?«
    Â»Die Frachtdaten wiesen den Inhalt als einen gewissen Sir Jonathan Swift aus. Was weiß ich, wer das ist.«
    Â»Nun, da hätten Sie mit der Vermutung einer Mumie gar nicht so falsch gelegen. Sir Jonathan Swift ist seit mehr als fünfhundert Jahren tot. Er war ein passabler Philosoph und ein hinreißender Schriftsteller aus Irland. Auf der Erde.«
    Â»Und nach ihm haben Sie den Hund benannt?«
    Ein verhaltenes Schwanzwedeln signalisierte Belus tigung.
    Â»Bist du ein Hund, Jo?«, fragte Ailif mit ironischem Unterton. »Leutnant Rauschebärtchen fragt dich, ob du ein Hund bist.«
    Â»Mit Leib und Seele«, erwiderte Jonathan mit dumpf grollender Stimme. »Aber mein Geist ist anderer Art. Er ist eine KI.«
    Â»Teufelswerk!«, zischte Geddes und wich zwei, drei Schritte zurück.
    Â»Nur die Ruhe, junger Mann«, wies Jonathan ihn zurecht. »Da hat kein Teufel die Hand im Spiel gehabt. Ich wurde an der James Joyce University auf New Belfast gezüchtet und modifiziert.«
    Â»Solch monströse Chimären sind in der Schöpfung nicht vorgesehen«, erwiderte der Pilot empört. »Sonst hätte Gott sie geschaffen.«
    Â»Oh«, warf Ailif spöttisch ein, »der war vielleicht gerade anderweitig beschäftigt. Zum Beispiel damit, sich Typen wie Sie auszudenken.«
    Â»Ailif, bitte!«, ging Maurya energisch dazwischen.
    Â»Werden Sie nicht beleidigend, Professor Avrams!«, zischte Geddes.
    Â»Lass gut sein, Jerome«, sagte Jespersen ruhig und kraulte Jonathans Kopf. Maurya beobachtete ihn interessiert und fragte sich, ob sich da eine Freundschaft anbahnte. »Die Leute haben eine weite Reise hinter sich«, fuhr Jespersen fort. »Ich bringe Sie jetzt in Ihre Unterkunft. Die Gästezimmer sind im vierten Stock. Da drüben sind die Aufzüge.«
    Ailif sah Geddes an und hob die Hand. Der Pilot blickte angewidert auf die Tattoos an seinem Handgelenk und erwiderte die Geste nicht.
    Jespersen wandte sich Maurya zu. »Und was vertilgt Ihr Freund Jonathan so am Tag, Madam? Ich frage deshalb, weil ich ja auch für seine Verpflegung sorgen muss.«
    Â»Er verzehrt alles, was ein Hundeherz so mag. Vorzugsweise Fleisch natürlich, zwei bis drei Kilo pro Tag, und gelegentlich einen Kauknochen gegen Langeweile. Aber er liebt auch Süßigkeiten. Außerdem – je nach Aufgabenstellung – einiges an Elektrizität für seinen Hochleistungsrechner, den er hier mit sich herumschleppt.« Maurya kraulte Jonathans dickes Nackenfell. »Seine integrierte KI.«
    Â»Aha. Und in welcher Form nimmt er die zu sich?«
    Â»Darum kümmert er sich selbst. Ebenso um seinen Bedarf an Kühlung.«
    Â»Benötigt er eine eigene Unterkunft?«
    Â»Hm«, brummte Jonathan. »Es wäre nicht schlecht, wenn Sie für mich eine eigene Räumlichkeit hätten. Nur sollten die Türen – auch die von Professor Fitzpatrick und Professor Avrams – mit elektronischen Schlössern ausgestattet sein, damit ich sie mit einem Signal öffnen kann.«
    Jespersen nickte. »Dann brauche ich einen Augenscan von dir … Darf ich überhaupt du zu Ihnen sagen, Sir?«
    Â»Klar.« Jonathan, der sich auf den Betonboden gelegt hatte, ließ hechelnd die Zunge herabhängen und blickte fragend zu ihnen auf. »Sonst noch was, Mr. Jespersen?«
    Â»N… nein«, erwiderte Jespersen und sah Sir Jonathan Swift, den sprechenden Hund, irritiert an.
    Â»Die Leute hier scheinen alle Probleme mit der Schild drüse zu haben«, sagte Maurya eine Stunde später, als sie geduscht und sich umgezogen hatten und bei einem kühlen Drink in der Cafeteria saßen. Wasser rieselte an den Wänden herab und kühlte die Luft. Durch die große Glasfront hatte man einen Ausblick nach Osten auf den Fluss, der sich
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