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Dschiheads

Dschiheads

Titel: Dschiheads
Autoren: Wolfgang Jeschke
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Wolkenlandschaften, aus denen Türme emporwuchsen, getaucht in kaltes Licht. Zuweilen waren in den Wolkenlücken steile Felszacken zu erkennen. Das Eis an ihren fast senkrechten Flanken glitzerte fahl wie die Reißzähne im Unterkiefer eines gewaltigen Raubtiers.
    Â»Die Gipfel des Marunga-Massivs«, sagte Maurya. »Fast vierzehntausend Meter hoch.«
    Ailif nickte. Das Shuttle wurde jetzt von Turbulenzen geschüttelt, hochgehoben und wieder fallen gelassen. Zehn Minuten später ging die Sonne auf.
    Der Pilot hatte auf Automatik geschaltet – sie überflogen eine geschlossene graue Wolkendecke, die sich nun zunehmend aufhellte.
    Â»Das Haar«, sagte der Pilot und deutete nach unten.
    Â»Das was?«, fragte Ailif. »Meinen Sie Ihren Rauschebart?«
    Leutnant Geddes ließ sich zu keiner Antwort herab. Maurya sah zu Ailif und hob fragend die Schultern.
    Â»Sie sind also beide Professoren«, sagte der Pilot nach einer Weile.
    Â»Ja. Für Exobiologie und nichtmenschliche Zivilisationen«, erklärte Maurya sachlich.
    Â»Nichtmenschliche Zivilisationen? Und Sie meinen, hier auf Paradise so etwas zu finden?«
    Â»Allerdings«, erwiderte Ailif.
    Â»Lächerlich. Und dafür sind Sie fünfhundert Millionen Kilometer weit geflogen?«
    Â»Nun, Leutnant, das zu beurteilen dürfen Sie getrost uns überlassen«, schnaubte Ailif.
    Â»Hat die Flotte Sie beauftragt?«
    Â»Ja. Aber ich wüsste nicht, was Sie das angeht.«
    Der Pilot zuckte mit den Achseln. »Das muss der verrückte Commander gewesen sein, der Sie angefordert hat.«
    Â»Der verrückte Commander? Ist das Ihr Vorgesetzter?«
    Â»Gott sei Dank nicht mehr.«
    Sie flogen genau Richtung Süden. Die Sonne brannte aus einem fast schwarzen Himmel.
    Dann tauchte vor ihnen eine weite grau-gelbe Fläche auf, die sich wie ein Schild vom westlichen zum östlichen Horizont wölbte: der Glast, das riesige Sandmeer des Kontinents. Plötzlich endeten die Wolken wie mit einem Skalpell abgeschnitten, und unter der Kante strömte der mächtige Ontos hervor. Sein Tal erstreckte sich wie ein Meridian in Nord-Süd-Richtung durch die Wüste, teilte den Kontinent in zwei Hälften, bevor er weit im Süden, jenseits des breit gefächerten Deltas, ins polare Eismeer mündete. Entlang dieser Bruchlinie würde sich in den nächsten Jahrmillionen der Superkontinent von Hot Edge teilen und sich dem Meer öffnen, das schon jetzt bei Springfluten tief ins Delta strömte und den Fluss bis zu fünfhundert Kilometer weit zurückstaute.
    Eine Viertelstunde später hatten sie den Äquator überquert, aber nirgends war ein Ende des Glast abzusehen. Das Shuttle folgte der grünen Schnur des Flusses und ging tiefer, obwohl weit und breit keine Spuren von Ansiedlungen auszumachen waren. Am westlichen Horizont war Rauch zu sehen.
    Â»Die Ölfelder von Tarkut«, erklärte der Pilot knapp.
    Â»Dann muss früher hier ein Kontinentalsockel geendet haben und die Mündung eines Stromtals gewesen sein«, sagte Ailif mehr zu sich selbst und spähte durch die seitliche Luke. »Die Mündung des Ur-Ontos, bevor die Kontinentalplatten sich zusammenschoben und den Glast bildeten. Hier wird er auch wieder auseinanderbrechen.«
    Â»Wie konnten Menschen auf die Idee kommen, sich in dieser schrecklichen Einöde niederzulassen?«, fragte Maurya.
    Â»Die Ersten taten es nicht freiwillig«, erwiderte der Pilot. »Sie mussten hier notlanden, aber es gelang ihnen zu überleben. Es war nicht einfach, Madam, das können Sie mir glauben. Es kamen viele um.«
    Â»Das war vor mehr als hundert Jahren.«
    Â»Ziemlich genau.«
    Â»Und die Menschen hatten lange keinen Kontakt zur Flotte.«
    Â»Das ist richtig. Aber Gott hat die Hand über sie gehalten.«
    Â»Frommes Arschloch«, murmelte Ailif.
    Maurya warf ihm einen tadelnden Blick zu. Er hob die Schultern und lächelte gequält.
    Â»Durch den Fluss haben sie überlebt«, sagte der Pilot. »Er hat sie ernährt.«
    Â»Und immer wieder werden die Siedler hier von diesen merkwürdigen Ungeheuern angegriffen?«, fragte Maurya.
    Der Pilot nickte. »Ja. Das sind harte Prüfungen für die Gläubigen. Aber Gott gibt uns die Kraft durchzuhalten.«
    Â»Was sind das für Ungeheuer? Wo kommen sie her?«, fragte Ailif.
    Â»Das herauszufinden sind Sie doch hierhergekommen. Jedenfalls hat
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