Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dschiheads

Dschiheads

Titel: Dschiheads
Autoren: Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
sie angesteckt zu haben mit deiner Nervosität. Sie schauen zum Hals heraus und an deinen Handgelenken.«
    Er blickte auf die Hände hinab. Tatsächlich waren seine Moving Tattoos vorgerückt und aus den Ärmeln gekrochen, fingergroße farbige Eidechsen, die träge auf seinen Handrücken Stellung bezogen hatten. Eine hatte sich aus dem Kragen seines Overalls hervorgewagt und bewegte sich unterhalb seines Ohrs. Er strich sie mit den Fingerspitzen unter seine Kleidung zurück und schnaubte grollend.
    Der Pilot war ein junger Mann in hellblauem Fliegeroverall mit dünnem braunem Haar, das er zu einem strähnigen Zopf geflochten hatte, und einem schütteren Vollbart, der ihm bis zum Gürtel herabhing. Ailif musterte ihn grimmig und mit sichtlichem Missfallen.
    Â»Ich bin Leutnant Jerome Geddes. Ich habe den Auftrag, Sie abzuholen und in den Glast hinunterzubringen.«
    Â»Und warum haben Sie sich so viel Zeit gelassen, Leutnant? Das Shuttle aus dem Ontos-Delta war schon vor sieben Stunden da und ist vor sechs Stunden wieder abgeflogen. Uns haben Sie hier in der Eiseskälte der Station ausharren lassen.«
    Â»Es wird Ihnen bald wärmer werden, als Ihnen lieb ist, Sir.«
    Â»Das ist keine Antwort auf meine Frage, Leutnant.«
    Der Pilot ging nicht darauf ein. Er warf einen Blick auf seinen Personal Assistant am Handgelenk.
    Â»Sie sind Professor Ailif Avrams von der James Joyce University auf New Belfast.«
    Â»Allerdings«, erwiderte Ailif hoheitsvoll und zwirbelte seinen gewaltigen Schnauzbart.
    Â»Und Sie, Madam, sind Professor Maurya Fitzpatrick von derselben Universität.«
    Â»Korrekt.«
    Der Pilot deutete eine Verbeugung an. »Es freut mich, Sie an Bord begrüßen zu dürfen.«
    Â»Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet«, insistierte Ailif.
    Â»Wissen Sie über Shuttle-Flüge Bescheid, Professor Avrams?«
    Â»Allerdings. Während meiner Militärzeit bin ich wiederholt mit einem Shuttle im Orbit gewesen.«
    Maurya musterte Ailif überrascht von der Seite und lächelte spöttisch.
    Â»Dann wissen Sie auch, dass man von einem äquatornahen Startplatz wie der Glast-Station weit weniger Startfenster hat als von einem polnahen wie dem Ontos-Delta. Nämlich nur zwei pro Tag.«
    Â»Sind wir die einzigen Passagiere, die in den Glast wollen?«, fragte Maurya, um dem müßigen Disput ein Ende zu machen.
    Â»Wir haben selten Besuch«, erwiderte der Pilot. »Die Station im Glast ist kein Ferienparadies, Madam, das kann ich Ihnen versichern.« Er blickte erneut auf seinen PA. »Es fehlt noch ein weiterer Passagier. Ein Sir Jonathan Swift, ebenfalls von der James Joyce University.«
    Maurya drehte sich um und erklärte lächelnd: »Oh, der ist längst an Bord, Leutnant. Er ruht in seinem Spezialabteil.«
    Der Pilot sah irritiert nach hinten und fasste den Reisecontainer aus Hartplastik ins Auge, der auf den rückwärtigen Sitzen im Passagierabteil festgelascht war. »Was ist da drin? Ein Tier?«
    Â»Wie kommen Sie auf so etwas?«, fragte Ailif.
    Â»Eine Maschine?«
    Â»Teils, teils. Wir kommen der Sache näher.«
    Â»Hören Sie, Professor. Ich muss wissen, was ich an Bord habe.«
    Â»Das ist der ehrenwerte Sir Jonathan Swift, wie er in Ihren Unterlagen verzeichnet ist.«
    Â»Geht von ihm irgendeine Gefahr aus?«
    Â»Keine Spur!«, sagte Maurya. »Er ist mein Forschungsassistent.«
    Â»Weshalb reist er in einem Container?«
    Â»Ach, wissen Sie, Leutnant, er tut sich etwas schwer mit dem Festhalten.«
    Â»Ist er behindert?«
    Aus dem Container war ein dumpfes Grollen zu hören.
    Â»Keineswegs. Er hat nur keine Hände.«
    Der Pilot starrte sie verblüfft an. »Aha«, sagte er dann und nahm in seinem Pilotensessel Platz.
    Â»Ist alles okay, Jo?«, erkundigte sich Maurya über die Schulter.
    Â»Bisschen eng«, kam es aus dem Container. »Aber es geht schon.«
    Â»Schnallen Sie sich bitte an«, sagte der Pilot. »Wir starten in wenigen Minuten.«
    Â»Ja, höchste Zeit, dass wir von dieser Gefriertruhe hier wegkommen«, murrte Ailif. »Hot Edge. Der heißeste Ort im System …«
    Â»Fang doch nicht wieder an, Ailif«, mahnte Maurya seufzend. »Lass endlich gut sein.«
    Â»Nicht Hot Edge«, sagte der Pilot. »Sie meinen Paradise.«
    Â»Ich meine Hot Edge«, erwiderte Ailif. »Goldilocks Hot
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher