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Dschiheads

Dschiheads

Titel: Dschiheads
Autoren: Wolfgang Jeschke
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und Leutnant Geddes machte auch keinerlei Anstalten, sie vorzustellen.
    Die Wände waren mit Postern bedeckt. Eines zeigte überlebensgroß einen Mann im Raumanzug mit Helm und dunklem Visier, der auf einer Art fliegendem Teppich stand, den er über schroffe Berggipfel hinweg durch Sturmwolken steuerte. AG-FLYER NO. 1 stand in dicken Buchstaben darüber.
    Â»Willkommen im Glast!«
    Ein breitschultriger sportlicher Typ von einem Mann, etwa fünfunddreißig oder vierzig Jahre alt, war aus einer Aufzugtür getreten und machte sich daran, seinen Hitzeschutzanzug, eine Art verspiegelte Burkha, abzulegen. Zwei der Mechaniker halfen ihm dabei.
    Der Mann verströmte intensiven Schweißgeruch. Sandfarbene Bermudashorts entblößten muskulöse braungebrannte Beine. Er hatte einen dunkelblonden Bürstenhaarschnitt und einen Drei-Tage-Bart, der seine Wangen verschattete. An Stirn, Schläfen und im Nacken sah man in der Haut die Abdrücke, die das Netzwerk aus dünnen Kühlschläuchen seiner Burkha hinterlassen hatte. Er hatte dunkle, weit auseinanderstehende Augen, was seinem Gesicht etwas Koboldhaftes gab. Seine buschigen Brauen waren über der Nasenwurzel zusammengewachsen, bildeten eine Klammer, wie um die Augen an einem weiteren Auseinanderdriften zu hindern. Er grinste und entblößte breite Zähne. Wie ein Tier, das kräftig zubeißen und unerbittlich festhalten kann, dachte Maurya und lächelte zurück. Ein ansehnlicher Kropf quoll dem Mann aus dem Ausschnitt seines schweißfleckigen T-Shirts. Auch am Hals des Piloten war Maurya eine Verdickung aufgefallen – Struma schien hier endemisch zu sein.
    Â»Sind Sie der Commander hier?«, erkundigte sich Ailif.
    Â»Sehe ich so aus?«, fragte der Mann zurück und lachte. »Nein, Sir, entschuldigen Sie bitte. Ich bin Master Chief Petty Frank Jespersen. Früher hätte man mich wohl einen Bootsmann, Deckoffizier oder Proviantmeister genannt. Jedenfalls bin ich so eine Art Mädchen für alles hier. Unterbringung, Verpflegung, Kühlung. Vor allem Kühlung. Es geht ständig etwas kaputt in der Air Condition. Und dann wird’s hier schwierig, vor allem für Leute wie Sie, die von draußen kommen und nicht an unser Klima gewöhnt sind.«
    Â»Kommt öfter jemand hierher, Mr. Jespersen?«, fragte Maurya.
    Jespersen schüttelte den Kopf. »Eher selten, Madam. Es ist ziemlich einsam hier.«
    Â»Scheint nicht der große Bahnhof für uns zu sein«, murmelte Ailif und deutete mit einem Nicken auf die Mechaniker, die nun den Frachtraum des Shuttles entluden. »Ist der Kommandant des Stützpunkts anderweitig beschäftigt?«, fragte er laut.
    Jespersen lachte keuchend. »Er wird noch unten im Kühlbunker sein. Wir hatten heute fast achtzig Grad, Sir. Und es sind zwei Schiffe im Orbit. Die mussten versorgt und eines davon startfertig gemacht werden. Es gab viel zu tun. Commander Cayley wird Sie später begrüßen. Wenn Sie sich frisch gemacht haben, kommen Sie doch einfach runter in die Cafeteria im Erdgeschoss.« Er deutete zum Aufzug. »Ich bringe Sie nach oben und zeige Ihnen Ihre Unterkünfte.« Er griff nach den Schlaufen des Reisecontainers, den die Mechaniker ausgeladen hatten. »Wow«, sagte er überrascht. »Der hat’s aber in sich!«
    Â»Lassen Sie nur«, sagte Maurya. »Der kann selber gehen. Kommst du raus, Jonathan?«
    Aus dem Container war ein Schnauben zu hören, dann sprangen klickend die Verschlüsse am vorderen Ende auf. Zunächst erschien eine große schwarze Knubbelnase, die in einem weißen, auf beiden Seiten von einer dunkelbraunen Maske begrenzten Gesicht saß, aus dem kluge hellbraune Augen blickten. Es folgte eine mächtige weiße Brust und weiße Vorderbeine, die in faustgroßen, mit perlfarbenen Krallen bewehrten Pfoten endeten. Ein hellbraunes Fell bedeckte den breiten Rücken wie ein Überwurf, dunkelbraune Schlappohren vervollständigten die Erscheinung.
    Als er sich vollends aus dem Container gezwängt hatte, fiel es schwer, sich vorzustellen, wie der Hund in dem Gepäckstück hatte Platz finden können. »Hrrm«, machte er, schüttelte seine Wolle, schob die Pfoten weit vor, streckte sich, riss gähnend das Maul auf und entblößte ein furchterregendes Gebiss.
    Â»Mein Gott, ist das ein Riesenvieh!«, sagte Jespersen mit geweiteten Augen und Bewunderung in
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