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Dschiheads

Dschiheads

Titel: Dschiheads
Autoren: Wolfgang Jeschke
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unterhalb der Terrasse vorbeiwälzte. Die Wassermassen glänzten unter einem kupferfarbenen Abendhimmel. Die riesigen Leiber der Dünen versanken bereits in ihren eigenen Schatten.
    Â»Kein Wunder«, sagte Ailif. »Die nächste Meeresküste ist mehr als zehntausend Kilometer entfernt.«
    Â»Ist die Flotte nicht in der Lage, ihre Leute mit Jodtabletten zu versorgen? Ich bitte dich.«
    Ailif lachte leise. »Vielleicht halten sie ihre Blähhälse ja für ein Gottesgeschenk.«
    Maurya nickte. »Das ist hier zu befürchten. Übrigens, hast du die Treppe gesehen?«
    Â»Nein, ich bin mit dem Aufzug heruntergefahren.«
    Â»Unglaublich! Alles aus edlen Hölzern. Die Stufen, die Geländer, die vertäfelten Wände. Wie in einer teuren Lodge. So luxuriös habe ich mir eine Flottenstation nicht vorgestellt. Und das hier am Ende der Welt! Die müssen unheimlich reich sein. Glaubst du, sie sind dick drin im Ölgeschäft?«
    Ailif zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Diese Anlage von Tarkut in der Wüste wirkte eher klein.«
    Â»Vielleicht gibt es ja weitere in der Gegend, die ergiebiger sind.«
    Â»Ich werde Jo mal recherchieren lassen.«
    Â»Hast du einen Blick auf die Vorräte hier geworfen?« Maurya deutete auf die mit Aluminium und Plastik verkleideten Schränke, die die Wand säumten.
    Â»Nein.«
    Â»Essen vom Feinsten. Verpackte Fertiggerichte wie in der Küche eines Luxushotels. Man sollte es nicht für möglich halten.«
    Â»Offensichtlich sind das reiche Leute hier. Auf jeden Fall kein Kasernenfraß – das ist doch schon mal was.«
    Der Kommandant des Stützpunkts betrat die Cafeteria, ein mittelgroßer schlanker Mann in den Fünfzigern mit sorgfältig ausrasiertem Oberlippenbart. Die Stirn erstreckte sich weit nach hinten und wurde von einem grauen, kurz geschorenen Haarkranz begrenzt. Seine Haut war auffallend blass. Wie konnte man sich bei dem Klima dieses Planeten eine so vornehme Blässe bewahren?, fragte sich Maurya.
    Der Kommandant kam mit federnden Schritten auf sie zu und verbeugte sich vor Maurya. Er hatte sich ganz offensichtlich gewaschen und eine frische Uniform angezogen. Sein Aftershave war herb und ausdrucksstark. »Professor Fitzpatrick?« Er neigte den Kopf. »Professor Avrams?« Er reichte Ailif die Hand, zog sie aber rasch wieder zurück. »Ich bin Commander Josuah Cayley, der Leiter dieser Flottenstation. Es ist mir eine Ehre und ein Vergnügen, Sie auf Paradise begrüßen zu dürfen. Der Name des Planeten ist irreführend, das kann ich Ihnen versichern.« Er lächelte. »Aber seine Bewohner bestehen nun einmal darauf. Es ist eher die Hölle. Eine schreckliche Welt. Es freut mich, dass Sie trotzdem hierhergekommen sind.«
    Â»Danke, Commander«, erwiderte Maurya höflich.
    Â»Ich bitte Sie. Kommen Sie mit, gehen wir in mein Büro.« Cayley ging voraus. »Sie sind Kunsthistoriker?«
    Â»Nein, Exobiologen.«
    Â»Ach. Wie interessant. Ich dachte, man hat Sie hergeschickt, um die angeblichen … Kunstwerke der einheimischen Wasserbewohner zu begutachten.«
    Cayley öffnete die Tür zu einem kleinen klimatisierten Saal. Vor ihnen tat sich ein abstrakter geometrischer Raum auf, der unwillkürlich an das Doppelspaltexperiment in der Quantenphysik erinnerte: regelmäßige Streifen, bei denen sich Schwarz und Karmin abwechselten, wie eine waagrecht geschlitzte Wand, hinter der Brände wüteten. Dann gewöhnte sich das Auge daran. Der Raum war mit Jalousien abgedunkelt, aber die Schlitze zwischen den Lamellen ließen das Licht des Abendhimmels herein, das die Wände und das Mobiliar mit roten Streifen linierte.
    Der Kommandant öffnete die Jalousien. Der westliche Himmel glühte bis in die hohe Atmosphäre in einem prachtvollen Rot.
    Â»Wir hatten einen Sandsturm im Westen«, erklärte er, dann schloss er die Jalousien wieder, die Beleuchtung sprang an, und man konnte erkennen, dass auch hier die Wände mit erlesenen Hölzern getäfelt waren. Der Boden war mit einem zweifarbigen Parkett ausgelegt, das honigfarben lasiert war. Cayley nahm hinter der leeren Fläche eines mächtigen Schreibtisches Platz, dessen Platte aus zweierlei verklebten Hölzern gefertigt war, die unter der Politur goldene und weiße Streifen bildeten.
    Ailif musterte ihn skeptisch. Menschen, die an so peinlich aufgeräumten
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