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Driver

Driver

Titel: Driver
Autoren: James Sallis
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Dienstleistung. Wir machen’s ganz umkompliziert.«
    Driver leerte seinen Kurzen und schob das Bier über den Tisch. Tanz mit dem, der dich bezahlt hat. »Tut mir leid, deine Zeit verschwendet zu haben.«
    »Und wenn ich eine Null dranhänge?«
    »Wie wär’s mit dreien?«
    »So gut ist keiner.«
    »Du hast es selbst gesagt, da draußen gibt’s jede Menge Fahrer. Such dir einen aus.«
    »Ich glaube, das hab ich gerade.« Er forderte Driver mit einem Kopfnicken auf, sich wieder zu setzen, schob das Bier wieder auf seine Seite. »Ich mach hier nur ein kleines Tänzchen mit dir, check dich aus.« Er befingerte den kleinen Ring in seinem rechten Ohr. Später glaubte Driver, dieser Tick hätte ihm schon alles sagen müssen. »Wir sind zu viert, geteilt wird durch fünf. Zwei Anteile für mich, einer für jeden von euch. Kommst du damit klar?«
    »Kann ich mit leben.«
    »Dann sind wir uns einig.«
    »Sind wir.«
    »Gut. Noch einen Kurzen?«
    »Warum nicht?«
    Genau in dem Augenblick hob das Altsaxofon zu einem langen Solo an, so langsam und geschmeidig wie eine nächtliche Autofahrt.

5
    Als Driver das Benito’s verließ, empfing ihn eine verwandelte Welt. Wie die meisten Städte wurde auch L. A. nachts zu einem völlig anderen Tier. Die letzten orangefarbenen Flecken lösten sich am Horizont auf, die Lichter der Stadt verdrängten die Sonne, hunderttausend ungeduldige Stellvertreter. Drei Typen mit rasierten Schädeln und Baseballkappen lungerten an seinem Wagen herum. Obwohl der auf sie nicht sonderlich reizvoll gewirkt haben konnte. Ein stinknormaler 80er Ford. Ohne vorher die Haube aufzumachen, konnten sie unmöglich wissen, was mit der Karre angestellt worden war. Aber … da standen sie.
    Driver ging zur Fahrertür und blieb abwartend stehen.
    »Cooler Schlitten, Mann«, meinte einer der Typen und rutschte von der Motorhaube. Er sah seine Kumpels an. Alle lachten.
    Ja, zum Brüllen.
    Drivers Schlüsselbund lag in seiner Hand, einen Schlüssel ließ er zwischen Mittel- und Ringfinger hervorragen. Er machte einen blitzschnellen Schritt vorwärts, schlug mit der Faust genau auf die Luftröhre des Anführers. Er spürte, wie der Schlüssel sich ins Fleisch bohrte, und blickte dann zu ihm hinab, als er verzweifelt nach Luft schnappend auf dem Boden lag.
    Im Rückspiegel beobachtete er kurz darauf die anderen beiden, die wild herumfuchtelnd über dem Verletzten standen und aufgeregt darüber diskutierten, was zum Teufel sie jetzt tun sollten. So hatten sie es sich wohl nicht vorgestellt.
    Vielleicht sollte er wenden. Und ihnen sagen, dass genau so das Leben war – nichts als eine lange Abfolge von Ereignissen, die nicht so liefen, wie man es sich ursprünglich vorgestellt hatte.
    Zum Teufel damit. Entweder kamen sie selbst dahinter oder eben nicht. Die meisten Menschen kapierten es nie.
    »Zuhause« war natürlich relativ, aber dorthin fuhr er jetzt. Driver zog alle paar Monate um. In dieser Hinsicht hatte sich nicht viel geändert, seit er in Mr. und Mrs. Smith’ Mansardenzimmer gewohnt hatte. Er lebte ein oder zwei Schritte außerhalb der normalen Welt, weitgehend verborgen, wie ein Schatten, fast unsichtbar. Was er besaß, konnte er entweder auf dem Rücken tragen oder einfach zurücklassen. Anonymität war, was er am meisten an der Stadt liebte. Ein Teil von ihr zu sein und doch gleichzeitig ein Stück außerhalb zu stehen. Er bevorzugte ältere Wohnblocks, deren Parkplätze rissig waren und mit Ölflecken übersät. In denen sich kein Mensch beschwerte, wenn der Nachbar zu laut Musik hörte, und Mieter häufig mitten in der Nacht ihren Kram ins Auto packten und auf Nimmerwiedersehen verschwanden. Nicht mal die Cops kamen gern an diese Orte.
    Seine derzeitige Wohnung befand sich im ersten Stock. Von vorne sah es aus, als sei die Vordertreppe der einzige Weg hinauf und hinunter. Doch nach hinten führten die Wohnungen auf eine Art Galerie, die sich über die gesamte Breite jeder Etage zog und von der weitere Treppen abgingen. Aus einem klaustrophobisch engen Eingangsbereich direkt hinter der Tür gelangte man rechts in ein Wohnzimmer, links ins Schlafzimmer, und die Küche befand sich wie der unter einem Flügel verborgene Kopf eines Vogels hinter dem Wohnzimmer. Mit einiger Sorgfalt ließen sich dort eine Kaffeemaschine, zwei oder drei Kochtöpfe, vielleicht noch ein halbes Service und ein paar Becher unterbringen, und es blieb immer noch genug Platz, um sich umzudrehen.
    Und genau das tat Driver jetzt, nachdem
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