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Drimaxid 03 - Hypnos Feinde

Drimaxid 03 - Hypnos Feinde

Titel: Drimaxid 03 - Hypnos Feinde
Autoren: Timo Bader
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später von ihm zu seiner allerersten Zelle ernannt worden war, verlassen hatte, erinnerte sein Leben mehr an einen verworrenen Alptraum, als an ein reales Erlebnis. Und wen sollte er für diesen blutigen Wahnsinn, in den die Galaxie sich verwandelt hatte, verantwortlich machen, wenn nicht das Schicksal – dieses hintergründig wirkende, allgegenwärtige Gefüge?
    Die Wut schien ihn wie ein pulsierender Globus zu umgeben, mit Längen- und Breitengraden aus purer, gleißender Energie. Es dauerte einen Augenblick, indem er das leuchtende Gebilde mit großen Augen bewunderte, ehe ihm bewusst wurde, dass dieses wundersame Maschenwerk nicht durch seinen Zorn erschaffen worden war, sondern ihn schon die ganze Zeit umgeben hatte – unsichtbar, wie die Luft, die durch seine Lungen strömte.
    Das muss das Gewebe von Wyrd sein , dachte er und nickte eifrig.
    Der Autor eines E-Books, das ihm einst durch Zufall in die Hände gekommen war, hatte diesen universellen Begriff der nordischen Mythologie in einer interessanten Abhandlung verarbeitet. Stark vereinfach ausgedrückt, beschäftigt sich jenes Netz hauptsächlich mit der gegenseitigen Verbindung von allem mit allem, auf einer energetischen (also nicht-materiellen) Ebene.
    Folglich existiert das Gewebe von Wyrd nicht in der alltäglichen Realität, sondern in einer anderen Dimension, und bildet somit eine energetische Grundlage für die physische Welt, in der wir leben.
    Jede Tat, jedes Wort und jedes Gefühl bewirkt eine Veränderung im Gewebe von Wyrd und erzeugt dort auch eine Resonanz , hatte es in dem Text geheißen. Und jede Veränderung im Gewebe von Wyrd bewirkt wiederum eine Veränderung in unserer physischen Welt – ob klein oder groß, ob für uns bewusst wahrnehmbar oder nicht.
    Und während Adam mit blutüberströmter Wange und rasselndem Atem hilflos am Boden lag, und Selene sich über ihm aufbäumte, wie ein wild gewordenes Pferd, das im Begriff ist, jemanden mit den Hufen zu zertrampeln, fragte er sich, was dieses ganze Unglück (den Krieg, den Horror im Raumschiff-Sanatorium, die Mutanten – das alles!) ausgelöst hatte. Womit mochte das alles begonnen haben?
    Vielleicht mit dem unbedachten Phaserschuss, mit dem er Roland damals auf dem Todesplateau getötet hatte?
    (… gegrillt hast du ihn, wie ein Hähnchen …)
    Oder doch erst später? Möglicherweise mit dem unwohlen Gefühl, das Adam gespürt hatte, als Roland ihn aus der Zelle zog?
    (… der Realität gewordene Alptraum, indem er fortan leben würde, hatte gerade erst begonnen …).
    Er wusste es nicht.
    Doch eins konnte er in diesem unsagbar erniedrigenden Moment voller Verrat, Tod und Verzweiflung mit unerschütterlicher Sicherheit sagen: Er hatte das Netz gefunden und das Gewebe von Wyrd – oder wie immer man es auch nennen mochte – entlarvt.
    Die Matrix , dachte er und lächelte spitzbübisch, als wäre ihm gerade ein besonders guter Scherz gelungen.
    Stöhnend richtete Adam sich auf, während Selene über ihm ihre Lippen mit schleimigem Speichel befeuchtete, und mit ihm stieg etwas anderes vom Boden auf – eine zerstörerische, wellenförmige Schwingung, die sich kugelförmig in alle Richtungen ausbreitete.
    Für einen Augenblick schien das leuchtende Netz, das ihn umgab, aus den Fugen zu geraten. Selene wurde nach hinten geschleudert, aber es war nicht mehr die Gestalt der Halbmutantin, die Adam wahrnahm, sondern nur noch ein grober Umriss aus schwarzer Materie.
    Ein Scherenschnittmann? , fragte er sich irritiert.
    Für einen Sekundenbruchteil glaubte Adam direkt in Selenes Körper blicken zu können, und dort sah er, wie ihr Herz – ein hässlicher, schwarzer Klumpen, der wie geschmolzene Lakritze aussah –, einer gläsernen Skulptur gleich, in Tausend Teile zerbarst …
     
    *
     
    Nachdem die zerstörerische Schockwelle verschwunden war und die pulsierenden Energieströme in der Luft nicht mehr wie die wellenförmigen Linien auf dem Display eines Herzmessgeräts wild auf und absprangen, löste sich auch das Gewebe von Wyrd – die Matrix – auf und Adam kehrte von … wo immer er auch gerade eben gewesen war … in die Wirklichkeit zurück.
    Der Staub legte sich und da kniete er – mit klaffenden Wunden übersät, aber stolz und mächtig, mit weit aufgerissenen Augen. Vor ihm lag Selene. Adam nahm an, sie wäre tot. Dann bäumte die Halbmutantin sich plötzlich mit einem atemlosen Husten auf und krümmte sich vor Schmerz.
    Sofort ging Adam wieder in Lauerstellung und seine linke
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