Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Wahrscheinlich lieferte Ihnen irgendein Film den Stoff dazu. Ein Mädchen, dessen Einwilligung Sie erst einholen müssten… ein Mann, den Sie an einem Goldzahn wiedererkannten. Mon ami, heutzutage würde kein junger Mann mit einem Goldzahn in der Welt umherlaufen, besonders nicht in Amerika. Der Goldzahn ist ein hoffnungslos veraltetes Stück der Zahnheilkunde, merken Sie sich das! Nachdem Sie nun Ihre Geschichte vom Stapel gelassen hatten, kamen Sie zu dem eigentlichen Zweck Ihres Besuches: mir Gift gegen Lady Edgware ins Herz zu träufeln. Um es klar auszudrücken, Sie bereiteten den Boden für den Augenblick, da sie ihren Gatten ermorden würde.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, murmelte Martin Bryan, dessen Gesicht totenblass geworden war.
    »Sie ziehen die Vorstellung, dass er in eine Scheidung einwilligen könnte, ins Lächerliche. Und als ich an jenem Morgen zu ihm gehe, setzt Lord Edgware der Scheidung keinerlei Widerstand entgegen. Mithin entfällt jeder Beweggrund für Lady Edgware, ein Verbrechen zu begehen. Und überdies erzählt er mir, dass er seiner Gattin bereits einen diesbezüglichen Brief geschrieben habe.
    Aber Lady Edgware weiß nichts von diesem Brief. Entweder lügt sie oder der Lord, oder jemand hat den Brief unterschlagen.
    Nun drängt sich mir unwillkürlich die Frage auf: Warum macht sich Mr Martin Bryan die Mühe, herzukommen und mir all diese Lügen aufzutischen? Welche inneren Mächte treiben ihn? Und es schält sich die Idee heraus, dass Sie, Monsieur, einmal wahnsinnig in Lady Edgware verliebt gewesen sind. Hierin bestärkt mich der Umstand, dass mir Lord Edgware mitteilte, seine Frau habe ihm erzählt, sie wolle einen Schauspieler heiraten. Aber die Dame änderte ihren Plan. Als Lord Edgware in seinem Brief die Einwilligung zur Scheidung gibt, ist jemand anders der Auserkorene – nicht Sie. Grund genug für Sie, Monsieur, jenen Brief zu unterschlagen.«
    »Niemals habe – «
    »Hinterher mögen Sie sagen, was Sie wollen. Aber vorläufig muss ich Sie bitten, mir zuzuhören.
    In welcher seelischen Verfassung würden Sie sich nach dieser Niederlage wohl befinden – Sie, ein verwöhntes Idol, das bislang noch nie eine Zurückweisung erfahren hat? Wie ich es sehe, tobt in Ihnen eine Art irrer Wut, ein dämonischer Wunsch, Lady Edgware soviel Böses wie möglich zuzufügen. Und welches größere Übel können Sie ihr antun, als zu veranlassen, dass sie des Mordes angeklagt, vielleicht verurteilt wird?«
    »Gerechter Gott!«, sagte Japp.
    Diesmal wandte sich Poirot an ihn. »Ja, ja, das war die kleine Idee, die sich in meinem Hirn zu formen begann. Verschiedenes kam hinzu, um sie zu nähren. So die beiden Freunde von Carlotta Adams: Captain Marsh und Martin Bryan. Captain Marsh war ein armer, mit Schulden beladener Teufel, wohingegen Martin Bryan, ein reicher Mann, ihr sehr wohl zehntausend Dollar für den so genannten Schabernack bieten konnte.«
    »Ich tat es nicht. Ich schwöre, dass ich es nicht tat«, kam es heiser von des Künstlers Lippen.
    »Als der Inhalt von Miss Adams’ Brief an ihre Schwester aus Washington gekabelt wurde – oh, là, là! – da war ich fassungslos. Es schien, dass ich mich unrettbar festgefahren hatte. Doch später machte ich eine Entdeckung. Anhand des Originalbriefes stellte ich fest, dass eine Seite fehlte und dass mit dem ›er‹ durchaus nicht Captain Marsh gemeint sein musste.
    Aber damit ist das Beweismaterial keineswegs erschöpft. Bei seiner Verhaftung bekundete Captain Marsh, dass er geglaubt habe, Martin Bryan in Lord Edgwares Haus eintreten zu sehen. Da diese Aussage aus dem Mund eines Angeklagten kam, legte man ihr kein Gewicht bei. Eh bien, Ronald Marsh wird verhaftet. Unverzüglich bessert sich Ihre Stimmung; die Angst schwindet. Obgleich Ihr eigentlicher Plan dadurch fehlschlug, dass Lady Edgware sich in letzter Minute zur Teilnahme an Sir Montagues Party entschloss, hat sich doch ein Sündenbock gefunden, der sie von aller Sorge um Ihre eigene Person erlöst. Und dann hören Sie bei einem Lunch Donald Ross, diesen netten, aber ziemlich beschränkten jungen Mann, etwas zu Hastings sagen, dem Sie entnehmen, dass Sie keineswegs sicher sind.«
    »Es ist nicht wahr!«, heulte Martin Bryan auf. Schweißtropfen rannen über sein verzerrtes Gesicht. »Bei meiner Seele schwöre ich Ihnen, dass ich nichts hörte, nichts, nichts, nichts – «
    Und nun kam der heftigste Schock dieses Vormittags.
    »Ja, das stimmt«, sagte Poirot ruhig. »Und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher