Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
den Mord in die Schuhe schieben, mein Lieber. Den Gatten töten, damit die Witwe sich mit einem anderen verheiratet, nein, einer solchen selbstlosen Handlung ist kein Mann fähig.«
    »Was für eine weise Schlussfolgerung, mon cher!«
    »Lassen Sie gefälligst Ihren Spott«, erwiderte ich verärgert. »Und womit tändeln Sie denn da die ganze Zeit herum?«
    Hercule Poirot hielt den betreffenden Gegenstand mit spitzen Fingern hoch.
    »Mit dem Kneifer der guten Ellis, teurer Hastings. Sie ließ ihn zurück.«
    »Unsinn! Sie hatte ihn beim Weggehen auf der Nase.«
    »Falsch, mon ami.« Er schüttelte sanft den Kopf. »Absolut falsch. Was sie auf der Nase hatte, war der Kneifer, den wir in Carlotta Adams’ Handtäschchen fanden…«

29
     
    M ir fiel die Aufgabe zu, am anderen Morgen Inspektor Japp zu benachrichtigen.
    »Ach, Sie sind’s, Captain Hastings«, antwortete mir eine ziemlich bedrückt klingende Stimme. »Na, was gibt’s?«
    Ich übermittelte ihm Poirots Nachricht.
    »Um elf Uhr bei Ihnen sein? Ja, das kann ich machen. Er hat doch nicht etwa das Geheimnis um den Tod des jungen Ross gelüftet? Ich gestehe offen, dass wir vollkommen im Dunkeln tappen.«
    »Eine gute Neuigkeit hat er, glaube ich, für Sie bereit«, sagte ich. »Auf jeden Fall scheint er sehr mit sich zufrieden zu sein.«
    »Das kann ich von mir gerade nicht behaupten. Also gut, Captain Hastings. Ich werde mich pünktlich einfinden.«
    Mein nächster Anruf galt Martin Bryan. Ihm erzählte ich, wie mir befohlen war, dass Poirot eine Entdeckung gemacht habe, die seines Erachtens Mr Bryan viel Vergnügen bereiten würde. Als er mich fragte, was es sei, antwortete ich wahrheitsgemäß, dass ich keine Ahnung hätte. Bryan schwieg, und erst nach einem Weilchen erklärte er: »Abgemacht. Ich werde kommen.«
    Zu meinem Erstaunen rief daraufhin Poirot persönlich Jenny Driver an und bat sie ebenfalls zu uns her.
    Er war ruhig und ernst, und ich belästigte ihn nicht mit Fragen. Als erster stellte sich Martin Bryan ein, wie immer in den letzten Wochen frisch und munter. Jenny Driver folgte ihm fast auf dem Fuß. Es schien sie zu überraschen, Bryan bei uns zu treffen, und er schien ihre Überraschung zu teilen.
    Poirot schleppte zwei Stühle herbei und forderte die beiden auf, Platz zu nehmen.
    »Inspektor Japp muss jeden Augenblick eintreffen«, sagte er, auf seine Uhr guckend.
    »Inspektor Japp?«, wiederholte Bryan erstaunt.
    »Ja, ich habe ihn ganz inoffiziell – als Freund – hergebeten.«
    Der Schauspieler versank in Schweigen. Jenny streifte ihn mit einem raschen Blick und schaute dann in eine andere Richtung. Ich hatte den Eindruck, als sei sie heute Morgen sonderbar zerstreut.
    Gleich darauf trat Inspektor Japp ins Zimmer. Er begrüßte Poirot mit seiner gewöhnlichen Scherzhaftigkeit.
    »Was bedeutet diese Versammlung hier? Sie wollen mir, vermute ich, irgendeine neue wundervolle Theorie anvertrauen?«
    Poirot strahlte ihn an. »Nein, nein, keine wundervolle Theorie. Nur eine ganz einfache Geschichte, so einfach, dass ich mich schäme, sie nicht sofort durchschaut zu haben. Wenn Sie erlauben, werde ich den Fall von Anfang an mit Ihnen durchgehen.«
    Japp seufzte und sah nach der Uhr. »Dauert es länger als eine Stunde?«
    »Beruhigen Sie sich, mon ami, so lange brauchen Sie nicht auszuharren. Nicht wahr, Sie möchten wissen, wer Lord Edgware, wer Miss Adams und wer den jungen Ross tötete?«
    »Das letztere vor allem«, erwiderte Japp vorsichtig gespannt.
    Poirot räusperte sich und begann dann dozierend vorzutragen: »Ich komme zurück auf jenes Supper im Savoy, als Lady Edgware eine Unterredung mit mir verlangte. Sie wünschte ihren Gatten loszuwerden, und am Schluss unseres Gesprächs sagte sie – ziemlich unklug nach meiner Meinung –, dass sie schließlich noch ein Taxi nehmen und ihn eigenhändig töten würde. Diese Worte hörte auch Mr Bryan, der in diesem Augenblick hereinkam.« Er wirbelte herum. »Eh? Stimmt das?«
    »Wir alle hörten sie«, verbesserte ihn der Schauspieler. »Die Widburns, Marsh, Carlotta – alle, ohne Ausnahme.«
    »Zugegeben. Eh bien, es wurde dafür gesorgt, dass ich jene Worte Lady Edgwares nicht vergaß. Mr Martin Bryan besuchte mich am folgenden Morgen eigens zu dem Zweck, sie mir in den Kopf zu hämmern.«
    »Keineswegs«, rief Bryan ärgerlich. »Ich kam – «
    Poirot hob eine Hand. »Sie kamen, um mir eine Lügengeschichte von einem Mann, der Sie auf Schritt und Tritt verfolgte, zu erzählen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher