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Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)

Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)

Titel: Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
Autoren: Jackson Pearce
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sind unbekümmert, sinnlich, verwegen.
    »Schon wieder? Im Ernst?«
    Ich winde mich geradezu beim Klang der Stimme.
    »Ich habe keinen Wunsch«, knurre ich, während ich mich umdrehe und dem Dschinn ins Gesicht sehe.
    Er stemmt sich auf die Anrichte hoch, wobei sich seine Unterarme biegen wie lebendiger Bernstein, und zuckt dann die Achseln. »Du hast sogar Dutzende. Du weigerst dich nur, sie auszusprechen.«
    »Ich denke nicht dran, einen Wunsch für irgendwas Dummes zu verwenden«, murmele ich. Ich weiß nicht recht, was schlimmer ist – die Tatsache, dass ich diese Wünsche nach anderen Haaren und Kleidern, nach Zugehörigkeit habe , oder die Tatsache, dass ein Fremder darüber Bescheid weiß. »Wirst du … ich meine … hast du vor, heute noch mal den ganzen Tag lang aufzutauchen und wieder zu verschwinden?«
    »Ich komme nur, wenn du etwas von mir willst oder einen Wunsch aussprechen möchtest.«
    »Dann liest du also meine Gedanken?«, frage ich, und eine nervöse Gänsehaut breitet sich auf meinen Armen aus.
    Der Dschinn verdreht die Augen. »Nein. Du bist meine Herrin, deshalb besteht eine Verbindung zwischen uns, bis du deine Wünsche ausgesprochen hast. Wenn du mich sehen willst oder einen Wunsch hast, dann bin ich da – du brauchst nicht mal laut nach mir zu rufen. Ich merke es einfach, wenn ich auftauchen soll. Es ist schwer zu erklären. Gedanken lesen kann ich nicht.«
    »Oh«, sage ich und bin mir nicht sicher, ob ich das verstanden habe.
    »Wenn du mich hier nicht haben willst, dann sag mir einfach, dass ich wegbleiben soll. Ich muss einem direkten Befehl Folge leisten, Herrin.« In der Stimme schwingt eine Spur Sarkasmus mit – oder ist es Bedauern?
    Herrin  – bei dem Wort schaudere ich. »Nenn mich nicht so«, sage ich. Zu hören, wie er es ausspricht, ist verstörend – als würde jemand mich sexy nennen.
    Der Dschinn zieht eine Augenbraue hoch. »Wie soll ich dich denn dann anreden?«
    »Viola?«
    »Wir haben unsere Herren nicht mit dem Vornamen anzureden.«
    Ich starre ihn nervös an. Ich bin niemandes Herrin.
    Der Dschinn holt tief Luft und verdreht schon wieder die Augen. »Schön, dann nenne ich dich Viola «, sagt er. »Ich bin jetzt seit neunzehn Stunden hier, Viola . Und weißt du, das mit dem Namen ist eine Verletzung der ersten Vorschrift des Protokolls. Ich kriege Ärger, wenn ich nach Hause komme.«
    »Danke«, sage ich aufrichtig. »Danke auch, dass du diese … Vorschrift , ja? … brichst«, füge ich hinzu.
    Er verzieht das Gesicht, als schmerze die Frage. »Es gibt ein Protokoll mit drei Grundvorschriften, die Dschinn während ihrer Erdenmissionen zu beachten haben: ihre Herren zu respektieren, nur ihren Herren gegenüber sichtbar zu werden und so schnell wie möglich nach Caliban zurückzukehren. Dich mit dem Vornamen anzureden ist eine von vielen Möglichkeiten, die erste Vorschrift zu verletzen. Es gibt für jede davon eine lange Liste möglicher Verstöße – ich kann dir gern eine Kopie besorgen.«
    »Oh«, sage ich nur. Ich bin mir nicht sicher, ob er es sarkastisch meint, aber absolut sicher, dass ich mich von ihm nicht mit Herrin anreden lasse, Protokoll hin oder her. Es ist einfach unheimlich. »Was passiert, wenn du gegen das Protokoll verstößt?«
    Er seufzt. »Wir werden vom Dschinn-Ältestenrat bestraft. Manchmal sogar gebannt. Du kennst doch sicher die Geschichte von dem Geist aus der Lampe? Das war ein Dschinn, der das Protokoll gebrochen hatte und dafür in einer Lampe irgendwo mitten in der Wüste sein Dasein fristen musste. Mir ist es also sehr viel lieber, wenn ich keine Regeln brechen muss, herzlichen Dank für dein Verständnis.«
    »Oh. Dann … es ist bloß das Wort Herrin .« Ich suche nach Worten – und nach einem Kompromiss, damit der Dschinn nicht in einer Lampe endet und ich mich nicht Herrin nennen lassen muss.
    Irgendwann wirft er die Hände in die Luft. »Schon okay«, sagt er mit einem gereizten Kopfschütteln. »Ich kümmere mich um die Ältesten, wenn ich nach Hause komme. Falls ich jemals nach Hause komme.«
    Ich nicke, wende Ollies Bildern den Rücken zu und kehre zu meinen eigenen zurück, in der Hoffnung, dass der Dschinn verschwindet, wenn ich ihn ignoriere.
    Liebevoll streiche ich mit einem Finger über die Leinwand. Ich male sehr gern, obwohl ich weiß, dass ich nicht gerade eine brillante Künstlerin bin – gut nach Highschool-Maßstäben vielleicht, aber ich bin gewiss kein Profi. Wenn ich male, dann ist es, als
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