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Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)

Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)

Titel: Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
Autoren: Jackson Pearce
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Geruch nach Modellierton und alter Farbe steigt mir in die Nase, als ich Luft hole.
    »Wenn du wüsstest«, antwortet der Dschinn, während er sich an den Türrahmen lehnt.
    Lawrence kann es natürlich nicht hören. Ich würde dem Dschinn nur zu gern sagen, er solle verschwinden, aber mit unsichtbaren Leuten zu reden wird mich in Lawrences Augen wahrscheinlich nicht gerade normaler aussehen lassen.
    »Ganz egal, was es ist, Vi, du kannst’s mir sagen. Es wird schon nicht schlimmer sein als irgendwas, das ich dir mal erzählt habe. Oder hast du im Ernst vor, Geheimnisse vor deinem besten Freund zu haben?«
    Eines muss man Lawrence lassen, er beherrscht die Kunst, einem ein schlechtes Gewissen einzureden. Ich werfe dem Dschinn einen erbitterten Blick zu, bevor ich antworte.
    »Wenn du … sagen wir einfach mal, rein theoretisch, du hättest drei Wünsche frei. Was würdest du dir dann wünschen?«, frage ich.
    »Was?«, fragt Lawrence zurück.
    Ich lasse mich mit einem lauten Seufzer auf eine Trittleiter fallen. Worte beginnen mir aus dem Mund zu strömen, auf genau die Art, wie sonst die Emotionen durch meinen Pinsel rutschen. Ich fange mit der Shakespeare-Stunde gestern an, dann kommt der gestrige Abend in meinem Zimmer, danach dieser Morgen. Lawrence hört mir vollkommen ausdruckslos zu, und der Dschinn wirft mir zweifelnde Blicke zu.
    Als ich fertig bin, fühle ich mich sowohl albern als auch erleichtert. Bestimmt wird Lawrence mich nicht für so verrückt halten, wie ich mir vorkomme. Obwohl ich es ihm nicht übel nehmen könnte.
    Mein bester Freund geht neben mir in die Knie. »Also … wie ein Flaschengeist. Du hast aus Versehen einen Dschinn beschworen?«
    »Genau. Und jetzt lässt Dschinn mich nicht mehr in Frieden, bevor ich mir irgendwas wünsche.«
    »Mein Name ist nicht Dschinn, weißt du. Das ist, als würde ich dich Mensch nennen«, sagt der Dschinn.
    Ich antworte nicht. Stattdessen starre ich an ihm vorbei auf Ollies Tätowierung, die ich durch die offene Tür erkennen kann, nur um weder Dschinn noch Lawrence ansehen zu müssen. Lawrence legt die Finger an meine Wange und dreht mein Gesicht wieder zu sich herum. Mir wird die Kehle eng, wie jedes Mal, wenn er mich so berührt, und ich mache mich von ihm los.
    »Warum sprichst du dann nicht einfach ein paar Wünsche aus, damit er dich in Frieden lässt?«, fragt Lawrence. Er glaubt mir immer noch nicht und redet mit mir, als wäre er ein Erwachsener und ich ein Kleinkind mit lebhafter Fantasie.
    »Wow. Diesen Typen mag ich«, sagt Dschinn, während er sich vom Türrahmen abstößt und sich auf meiner anderen Seite, Lawrence gegenüber, auf den Boden setzt. »Auf den solltest du hören, Her…, ich meine, Viola«, verbessert er sich.
    Ich seufze und sehe wieder Lawrence an. »So einfach ist das nicht!«, schnappe ich.
    »Doch, klar ist es das. Wünsch dir einfach, Ollie wäre deine beste Freundin oder irgend so was«, sagt Dschinn, während er durch die Abstellraumtür zu Ollie hinsieht.
    »Halt den Mund«, zische ich.
    »Ich hab doch gar nichts gesagt!«, antwortet Lawrence.
    Ich merke, wie ich rot werde.
    »Oh. Du redest mit Dschinn. Verstehe«, sagt Lawrence.
    Ich würde gern das Gesicht in den Händen vergraben, denn ich höre den Zweifel in seiner Stimme, und jetzt fühle ich mich so allein und so verängstigt wie damals, als wir uns getrennt haben.
    »Lawrence! Ich mein’s ernst!«, rufe ich.
    Er greift entschuldigend nach meiner Hand. »Nein, nein. Es tut mir leid. Es ist einfach … ich meine, wie machst du es, sechzehn zu sein und nicht zu wissen, was du dir wünschen sollst?«, fragt er, während er mir mit dem Daumen über den Handrücken streicht.
    »Genau!«, brüllt Dschinn.
    Ich ignoriere ihn und bin im Begriff, Lawrence zu antworten, als mein bester Freund plötzlich aufspringt. Er macht mehrere unsichere Schritte rückwärts und starrt dabei mit offenem Mund über meinen Kopf hinweg. Sekundenlang sehe ich ihn an, bevor mir klar wird, dass er Dschinn bemerkt hat, der gerade langsam aufsteht.
    »Der ist ja … echt.« Lawrence verschluckt sich fast an seinen Worten.
    Ich atme aus und nicke. Wenigstens ist er jetzt genauso verrückt wie ich.
    Lawrence macht einen halben Schritt vorwärts und streckt eine Hand aus, um Dschinn an der Schulter anzutippen. Als seine Finger auftreffen, fährt er zusammen. Dschinn zuckt die Achseln und wirft mir den nächsten gereizten Blick zu – er hat eine Menge davon auf Lager, stelle ich
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