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Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)

Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)

Titel: Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
Autoren: Jackson Pearce
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zittert immer noch, aber nach sieben Stunden und fünfundfünfzig Minuten verändert sich ihr Gesichtsausdruck. Ihr Blick hebt sich zu meinem, und bevor sie noch ein Wort gesagt hat, spüre ich einen Schwall der Erleichterung. Sie glaubt mir. Sie will mir nicht glauben, trotzdem tut sie es. Einen Schritt näher an einem Wunsch.
    Als sie spricht, klingt ihre Stimme wackelig. »Dann sollte ich … ich meine, wenn es also wirklich alles echt ist … dann sollte ich mir den Weltfrieden wünschen oder … so was.«
    Ich verdrehe die Augen. Manche Dschinn würden sie jetzt täuschen. Sie würden lächeln und nicken und ihr den Wunsch Weltfrieden gewähren.
    Warum bin ich eigentlich so nett?
    »Klar, kannst du, kein Problem. Aber der Wunsch ist verschwendet, denn Wünsche sind nicht dauerhaft. Wenn du dir eine Million Dollar wünschst, dann kriegst du sie, aber wenn du sie ausgegeben hast, ist das Geld weg. Wenn du dir den Weltfrieden wünschst, kriegst du ihn auch, aber sobald jemand ein Gewehr abfeuert, ist es wieder aus damit. Wenn du willst, dass deine Wünsche Bestand haben, dann musst du dir etwas wünschen, das dich glücklich macht – nicht glücklich zu sein , denn wenn es mal regnet oder deine Katze stirbt, ist das zu Ende. Sondern etwas, das dich glücklich macht . Du hast ungefähr eine halbe Million Wünsche zur Auswahl, aus denen du dir was aussuchen kannst, also bitte, finde etwas, das dich glücklich macht.«
    Sie sitzt auf dem Bett und zieht die Knie bis an die Brust. »Dann könnte ich … ich könnte mir wünschen, dass …«
    »Alles. Jedes spezifische Ding …«, sage ich nervös. Wütend blicke ich zu der Uhr auf ihrer Kommode hinüber, und eine weitere Minute vergeht.
    »Aber ich weiß nicht, was mich … glücklich machen könnte. Ich weiß nicht, was dazu führen könnte, dass ich wieder dazugehöre …«
    »Haare! Kleider! Ein neuer Freund, wenn’s denn sein muss. Komm schon«, murmele ich. Ich hätte sie sich einfach den Weltfrieden wünschen lassen sollen.
    »Haare und Kleider können nicht bewirken, dass ich mir nicht mehr unsichtbar vorkomme«, sagt sie niedergeschlagen. »Wenn ich einfach … wenn ich einfach ein Teil von etwas anderem sein könnte, etwas Besonderem. Wenn ich irgendwo hingehörte … irgendjemand und nicht einfach bloß die beste Freundin von dem coolen Schwulen wäre oder … irgendwas … irgendwas, das dazu führt, dass ich nicht mehr unsichtbar bin.«
    »Ja!«, rufe ich mit so viel gespielter Begeisterung, dass sie beinahe einen Satz rückwärts macht. »Wünsch dir Freunde! Scharenweise Freunde! Ich kann das bewirken. Sprich’s einfach aus, sag ›Ich wünsche mir Freunde‹, und es passiert. Unsichtbarkeit aufheben, das ist einfach. Ich kann bewirken, dass sie dich praktisch anbeten.«
    »Nein, nein«, protestiert sie. »Es geht nicht um sie , es ist … ich meine, sie sind ja nett zu mir und alles, aber ich gehöre nicht wirklich dazu. Es stört sie nicht, wenn ich mit ihnen herumhänge oder wir zusammen im Kunstsaal sitzen. Ich bin unsichtbar.«
    »Yeah, okay«, unterbreche ich sie. »Alles, was du willst. Machen wir’s also.« Ich schlage die Hände gegeneinander, reibe sie, nicke ihr zu.
    Sie sagt nichts.
    Warum sagt sie nichts?
    Ich balle die Hände zu Fäusten und hole tief Atem. »Jederzeit.«
    »Einfach so?«, fragt sie matt.
    »Ja. Einfach so.« Eine weitere Minute vergeht. Sie beißt sich nervös auf die Lippen. »Okay, du hast also ein Problem damit, wie unglaublich einfach es ist?«, erkundige ich mich.
    »Äh, ja. Ich habe …«, sagt sie, und ihre Stimme ist kaum lauter als ein Flüstern.
    Ich schlucke einen Seufzer hinunter. »Warum?«, frage ich.
    »Es geht einfach … einfach so? Ich versuche jetzt seit sieben Monaten und vier Tagen wieder dazuzugehören, aber jetzt … einfach so? Ich hab’s nicht fertiggebracht, ich habe es einfach nicht allein geschafft, aber jetzt … einfach so … kann ich?«
    »Du kannst dich bei mir bedanken, nachdem du dir was gewünscht hast«, sage ich durch die zusammengebissenen Zähne.
    »Ich … nein. Das kann ich mir nicht einfach wünschen.« Ihre Stimme verändert sich, wird kräftiger. Sie mustert mich mit schmalen Augen. »So ein armseliges Etwas bin ich nicht. Ich brauche mir keine Freunde zu wünschen. Ich kann mir nicht einfach wünschen, dazuzugehören, und dann ist es so.«
    »Doch, kannst du.«
    »Nein! Ich mache das nicht. Geh weg.«
    »Ich kann nicht gehen, bevor du dir nicht irgendwas
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