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Drei Unzen Agonie

Drei Unzen Agonie

Titel: Drei Unzen Agonie
Autoren: Carter Brown
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mir
ferner erklärt, daß ihr Bruder bis über beide Ohren in Schulden steckt, weil er
sein ganzes Geld an seine Freundin hängt, eine ehemalige Tänzerin .«
    »Jonathans Schwester lügt wie
gedruckt !« Cindy sprang auf, ihr Busen unter der
grünen Bluse hüpfte wild. »Ich habe zweihundert Dollar in der Woche verdient
und nur aufgehört, weil Jonathan mich darum bat .«
    »Er hat Sie nicht mit
Brillanten und Nerzmänteln überschüttet ?«
    Ein träumerischer Ausdruck trat
in ihre Augen. »Er liebt mich. Er ist der wunderbarste Mensch, den ich je
kennengelernt habe — und er liebt mich. Mehr noch, er hat Achtung vor mir .« Sie lächelte glücklich, als sie zu mir heruntersah. »Es
ist das Schönste, was mir je im Leben widerfahren ist. Ich werde mich deshalb
auch nicht von Ihnen ärgern lassen, Danny Boyd. Außerdem haben Sie mir ja
geholfen. Ich will die häßlichen Bemerkungen, die Sie über Jonathan und mich
gemacht haben, vergessen, weil Sie ja nur Ihre Aufträge ausführen und nach
Maxine Lords Pfeife tanzen müssen .«
    »Ich bin tief gerührt, Cindy«,
erklärte ich ironisch. »Nur nehme ich Ihnen nicht ab, daß Augie Crane bloß deshalb hierher kam, weil er Sie überreden wollte, wieder
aufzutreten. Das brächte dem guten Augie doch höchstens ein paar lumpige Dollar
pro Woche ein, und Augie gibt sich mit solchen Lappalien nicht zufrieden, wenn
ich ihn richtig einschätze .«
    »Wenn Sie mir nicht glauben,
dann können Sie ja verschwinden«, entgegnete sie aggressiv.
    »Ich bin ein berufsmäßiger
Schnüffler«, versetzte ich. »Damit verdiene ich meine Brötchen. Wenn Sie mir
die Wahrheit nicht sagen wollen, werde ich so lange schnüffeln, bis ich sie
weiß. Sie könnten mir eine Menge Arbeit ersparen — das schulden Sie mir .«
    »Ich habe Ihnen die Wahrheit
gesagt. Wenn Sie mir nicht glauben, kann ich’s nicht ändern .« Ihr Gesicht verschloß sich. »Und damit herzlichen Dank, Danny Boyd, und auf
Wiedersehen.«
    »Mir brummt immer noch der
Schädel«, ächzte ich. »Kann ich noch einen Drink haben ?«
    Sie zuckte gleichgültig die
Schultern. »Bedienen Sie sich .«
    Ich stand auf und ging zur Bar.
Mein Kopf schmerzte immer noch. Nachdem ich mir meinen Drink gemixt hatte,
drehte ich mich um und sah sie an.
    »Wissen Sie von Jonathans
Erbschaft ?«
    »Natürlich, er hat mir alles
erzählt. Seine Schwester will mit diesem Theater über die gestohlene Formel nur
erreichen, daß man ihm die Leitung der Firma abspricht .«
    »Das glaubt Jonathan ?«
    »Er weiß es .«
    »Kennen Sie Charles Fremont ?«
    »Ich habe von ihm gehört. Gehört
er nicht zur Konkurrenz? Er soll doch angeblich die Formel von Jonathan gekauft
haben .«
    »Stimmt .« Ich seufzte leise und steckte mir eine Zigarette an. Über Langeweile konnte ich
mich wirklich nicht beklagen. Am Morgen hatte ich mich mit diesem verrückten
Fremont herumschlagen müssen, nach dem Mittagessen hatte man mir eine Tracht
Prügel verabreicht, und jetzt erwies sich Cindy Vickers als so dankbar für
meine Ritterlichkeit, daß sie mir nichts erzählte, was ich nicht schon wußte.
Kurz gesagt: Ich war nicht einen Schritt vorwärtsgekommen.
    »Hören Sie, Danny«, sagte sie
versöhnlich. »Es tut mir wirklich leid, daß Sie Augie in die Arme gelaufen
sind. Sie haben mir aus der Patsche geholfen, und ich bin Ihnen dankbar dafür.
Aber jetzt weiß ich, daß Sie für Maxine Lord arbeiten, also gegen Jonathan. Und
er ist zufällig der Mann, den ich liebe. Es wird Ihnen vielleicht lächerlich
erscheinen, aber ich werde ihn heiraten .«
    »Vor oder nach der Erbschaft ?« fragte ich höflich.
    Sie verschränkte die Arme und
blickte mich resigniert an. »Da sehen Sie’s .«
    »Maxine Lord hat mich
engagiert, um herauszufinden, wer ihr die neue Formel gestohlen hat«, erklärte
ich geduldig, »nicht um nachzuweisen, daß Jonathan der Dieb war. Wenn er also
unschuldig ist, sollte es Ihnen doch eine Genugtuung sein, Maxine das zu
beweisen .«
    Ihr Gesicht verriet noch immer
Zweifel. »Das sagen Sie so .«
    »Ich habe Ihr Spielchen
mitgemacht, als ich hier hereinkam und mich von Augie zusammenschlagen ließ. Da
ist es doch nur recht und billig, daß Sie jetzt meine Partie mitspielen«,
meinte ich.
    Sie biß sich nachdenklich auf
die Unterlippe. »Jetzt haben Sie mich völlig verwirrt. Vielleicht kann ich
Ihnen wirklich glauben, Danny, aber es ist eine Ewigkeit her, seit ich jemandem
begegnet bin, dem — ich meine, außer Jonathan... Ach, ich bin ganz
durcheinander .«
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