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Drei Unzen Agonie

Drei Unzen Agonie

Titel: Drei Unzen Agonie
Autoren: Carter Brown
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daß ich Mitleid
mit ihr haben sollte, Mr. Boyd, aber wie kann ich das nach allem, was sie mir
anzutun versucht hat? Sie ist krank — geistig verwirrt. Als ich entdeckte, daß
sie einen unersättlichen Appetit auf Männer hat — auf andere Männer! —, machte
ich Schluß. Und nun versucht sie auf diese kleinliche Art, Rache zu üben.
Irgendeiner ihrer Angestellten beschaffte sich meine Formel und...«
    »Wie ?« erkundigte ich mich.
    Er fuhr sich mit beiden Händen
durch das volle lockige Haar und starrte mich an. »Woher soll ich das wissen,
Mr. Boyd? Wenn ich es wüßte, hätte ich sofort die Polizei benachrichtigt .«
    »Okay.« Ich zuckte die
Schultern. »Wann?«
    »Wann ?« wiederholte er gereizt. »Woher soll ich das wissen ?«
    »Sie ließen die Formel wohl
einfach umherliegen ?«
    »Lächerlich! Wenn ich im Labor
arbeitete, trug ich sie stets bei mir. Hier im Büro lag sie immer im Safe .« Er fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe und zog
ein Gesicht, als hätte er Salz geschmeckt. »Ich muß zugeben, daß ich zu Hause
in meiner Wohnung nicht so vorsichtig war. Ich lebe allein und habe keine
Hausangestellten. Die Papiere lagen häufig umher, auf dem Schreibtisch oder sonstwo . Ich kann mir nur vorstellen, daß eines Abends,
wahrscheinlich als ich gerade Maxine besuchte und somit ihre Leute wußten, wo
ich war, jemand die Gelegenheit benutzte, um in meine Wohnung einzubrechen .«
    »Fanden Sie Hinweise darauf,
daß man bei Ihnen eingebrochen hatte ?«
    »Nein.« Wieder bleckte er seine
Kaninchenzähne. »Aber wenn der Einbrecher nur hinter der Parfümformel her war,
hätte er wohl kaum Spuren hinterlassen .«
    »Vielleicht nicht«, stimmte ich
zu.
    »Nun...« Er blickte ostentativ
auf die Uhr. »Ich bin ein vielbeschäftigter Mann, Mr. Boyd. Ich habe Ihnen
schon zuviel Zeit gewidmet. Es tut mir leid, daß Sie meinetwegen einen Auftrag losgeworden
sind. Richten Sie Maxine aus, daß ich meine Anwälte beauftragen werde, Klage
einzureichen, wenn sie diese unsinnigen Anschuldigungen fortsetzt. Guten Tag,
Mr. Boyd.«
    Ich stand auf und beugte mich
über den Schreibtisch. »Ich werde Miss Lord nur eines ausrichten: daß Sie ein
armseliger Lügner sind, Mr. Fremont. Nicht einmal ein Säugling würde die
Geschichte glauben, die Sie mir aufgetischt haben. Sie waren äußerst vorsichtig
mit Ihrer wertvollen Formel, aber zu Hause ließen sie das Papier achtlos umherliegen.
Und eines Abends stahl sich jemand in Ihre Wohnung und beschaffte sich eine
Kopie. Dieser Jemand gab die Kopie Miss Lord. Sie brachte daraufhin das Parfüm
zur gleichen Zeit mit Ihnen auf den Markt — nur so zum Spaß. Ich kann mir
direkt vorstellen, daß sie sich halbtot lachte, als sie das Parfüm wenige
Wochen später unter riesigen Verlusten vom Markt zurückzog. Sie müssen nicht
ganz bei Trost sein, wenn Sie glauben, daß ich auf so eine Geschichte
hereinfalle .«
    Sein Gesicht lief scharlachrot
an. »Ich hätte Sie gar nicht hereinlassen sollen«, sagte er. »Verschwinden Sie
auf der Stelle, sonst lasse ich Sie hinauswerfen .«
    Ich packte ihn am Revers und
zog ihn aus seinem Sessel. Seine Augen verdrehten sich, und er stieß einen
unterdrückten Schreckensschrei aus. Nach ein paar Sekunden ließ ich ihn abrupt
los. Er fiel mit einem hörbaren Plumps in den Sessel zurück.
    »Mit Hinauswürfen würde ich an
Ihrer Stelle lieber nicht drohen«, meinte ich milde. »Sie haben nicht den Mumm
dazu .«
    Schweratmend saß er da,
verängstigt wie ein Hase. Dann leuchtete plötzlich ein böser Schimmer in seinen
Augen auf. Die Worte sprudelten über seine Lippen, als wäre unvermittelt ein
Damm geborsten.
    »Gewalttätigkeit, hä? Schön,
wenn Sie’s so haben wollen? Wenn Maxine einen Muskelprotz engagiert, um mich
einzuschüchtern, dann muß ich die nötigen Maßnahmen ergreifen, um mich zu
schützen. Darauf können Sie sich verlassen! Ich habe Freunde, die auf dem
Gebiet keine Frischlinge sind — Spezialisten sozusagen. Die werden mit Freuden
die Gelegenheit ergreifen .«
    Er brach ab und kaute einen
Moment nachdenklich an seinen Fingernägeln. Als er wieder sprach, kamen die
Worte langsamer. »Das wär’s, Mr. Boyd. Bitte grüßen Sie Maxine von mir, wenn
Sie sie das nächstemal sehen .« Er grinste beinahe schadenfroh. »Und vergessen Sie nicht, ihr zu sagen, daß ich
auch Bruder Jonathan grüßen lasse. In ein paar Monaten wird er ja seine
Erbschaft endlich antreten können .«
    »Seine Erbschaft?«
    »Ach? Das hat sie Ihnen
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