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Drei Unzen Agonie

Drei Unzen Agonie

Titel: Drei Unzen Agonie
Autoren: Carter Brown
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konnte, stieß sie einen
schrillen Freudenschrei aus und warf mir die Arme um den Hals.
    »Rudy !« rief sie so laut, als stünde sie auf der Bühne eines überfüllten Theaters.
»Rudy! Schatz! Wie nett, dich wieder mal zu sehen.«
    Ohne mich aus ihrer
Umschlingung zu entlassen, zog sie mich in die Wohnung. Als es mir endlich
gelang, mich zu befreien, standen wir im Wohnzimmer. Und wir waren nicht
allein. Cindys Gast sah aus wie der Bösewicht aus dem Märchen. Er war etwa
ebenso groß wie ich, ungefähr zehn Kilo schwerer, mit dem bösartig glitzernden
Blick einer Schlange.
    »Wer ist das ?« fragte er scharf.
    »Rudy?« Das braunhaarige
Mädchen sah mich flehend an. »Rudy ist ein alter Freund aus Chikago .« Sie lachte nervös. »Ich kann mich noch erinnern, daß der
Chef immer sagte, bevor Rudy kam, mußte er immer ein ganzes Heer von
Rausschmeißern beschäftigen .«
    Der andere Mann musterte mich
abschätzend, und der Ausdruck seiner Augen beunruhigte mich. Man konnte sich
nicht vorstellen, daß sich dahinter menschliche Regungen verbargen.
    »Ein Rausschmeißer ?« meinte er schließlich geringschätzig. »Sieht mir aber
mehr nach einem heruntergekommenen Kellner aus, mit den Plattfüßen .« Seine schmalen Lippen verzogen sich. »Freut mich, Sie
kennenzulernen. Ich wäre Ihnen aber dankbar, wenn Sie sich jetzt aus dem Staub
machen würden. Cindy und ich haben nämlich eine kleine Unterhaltung unter vier
Augen .«
    Ich sah Cindy an, sie zitterte.
»Soll ich ihn zum Fenster rauswerfen, meine Süße ?« fragte ich.
    Ohne Eile kam er auf mich zu,
erwartungsfroh grinsend. Ich wartete, bis er in Reichweite war, dann holte ich
mit der Rechten aus. Im letzten Moment bremste ich den Schwung und verpaßte ihm statt dessen mit der linken Handkante einen Schlag
gegen den Hals. Zumindest hatte ich das vor. Aber leider landete meine
Handkante nicht. Der Bursche reagierte schnell. Er glitt mir unterm linken Arm
durch, packte mein Handgelenk und schleuderte mich über seine Schulter. Ich
segelte durch die Luft und prallte gegen die Wand. Benommen lag ich einen
Moment auf dem Boden und versuchte mir darüber klarzuwerden, was geschehen war.
Dann traf mich seine Schuhspitze am Kopf und setzte meinen Bemühungen um
Klarheit ein Ende.
    Als ich wieder zu mir kam,
blickte ich in die dunklen angstvollen Augen Cindys; ihre vollen Lippen bebten.
Mein Kopf schmerzte mörderisch.
    »Geht es einigermaßen ?« fragte sie mit schwankender Stimme.
    »Glänzend«, erwiderte ich mit
zusammengebissenen Zähnen. »Wo ist denn unser Freund ?«
    »Er ist eben gegangen .«
    »Gekrümmt vor Lachen, was ?« knurrte ich.
    »Es ist alles meine Schuld .« Sie sah aus, als wollte sie gleich zu weinen anfangen.
»Tut mir so leid. Es war schrecklich nett von Ihnen mitzumachen. Er hat mir
solche Angst eingejagt. Ich dachte, er würde mich umbringen .«
    Vorsichtig rappelte ich mich
auf, ging hinüber zur Couch und ließ mich darauf nieder. Der Schädel brummte
mir immer noch.
    »Kann ich Ihnen irgend etwas
bringen ?« fragte Cindy mit unsicherer Stimme.
    »Whisky auf Eis«, erwiderte ich
dankbar.
    Ihr Gesicht erhellte sich ein
wenig bei dem Gedanken, mir einen Liebesdienst erweisen zu können, und sie
verließ das Zimmer. Sie besaß die klassische Figur der Schönheitstänzerin —
groß und schlank, mit vollem Busen. Mit dem Drink in der Hand setzte sie sich
neben mich aufs Sofa. Als ich das Glas geleert hatte, fühlte ich mich ein wenig
wohler.
    »Ich bin Cindy Vickers«, sagte
sie, »aber ich nehme an, das wissen Sie bereits .«
    »Richtig.« Ich nickte. »Und
mein Name ist Danny Boyd. Aber wer war denn Ihr Freund ?«
    »Ich war früher
Striptease-Tänzerin, und in dem Beruf begegnet man haufenweise unsympathischen
Leuten .« Ihre Stimme verlor etwas von ihrer
Zutraulichkeit. »Er wollte mich dazu überreden, wieder aufzutreten. Und er
wollte mich managen. Als ich ihm sagte, er sollte verschwinden, wurde er böse.
Augie läßt sich nicht mit einer abschlägigen Antwort abspeisen .«
    »Augie ?« wiederholte ich.
    » Augie Crane.« Sie zog ein Gesicht. »Ich weiß nicht, was ich mit ihm machen soll. Wo
doch Jonathan...« Sie brach ab und sah mich scharf an. »Was wollen Sie von mir,
Danny ?«
    »Maxine Lord hat mich
engagiert, um herauszufinden, wer die Formel für ihr Parfüm gestohlen hat«,
erklärte ich. »Ihrer Meinung nach kommen als Verdächtige nur vier Menschen in
Frage. Drei von ihnen, darunter Jonathan, arbeiten in ihrer Firma. Sie hat
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