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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel
Autoren: Barbara Noack
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dabei zu. »Ziemlich
umständlich.« Und machte folgsam alles nach. Beide schauten erwartungsvoll.
    Ein weiterer Schluckauf riß ihn von innen hoch.
»Sie müssen was falsch gemacht haben. Versuchen Sie’s noch mal!«
    Benedikt nahm das Glas, trank aber nicht,
sondern lauschte in sich hinein.
    »Er ist weg.«
    »Ohne Glas?«
    Benedikt prüfte nochmals in sich hinein.
    »Nichts mehr.«
    »Schade«, sagte Peter. »Dann probieren Sie’s
beim nächsten Mal mit dem Glas.«
    Benedikt zeigte auf sein Bier: »Ich probier es
schon ’ne ganze Weile mit dem Glas.«
    Pause.
    »Gibt’s hier eigentlich vernünftige Torten?«
erkundigte sich Peter unvermittelt.
    (Anmerkung: »Torte« ist eine Variante aus dem
Konditorbereich, sie meint dasselbe wie Biene, Mieze, Mutter, Ische, Zahn, also
ein Mädchen.) »Die drei Spitzenmädchen von Nebel sind alle in festen Händen
beziehungsweise Fäusten, wenn man sie anzumachen wagt«, hatte Benedikt bereits
ergründet. »Ja, bin ich lebensmüde!? Außerdem habe ich sowieso keine Lust...«
    »Nicht?« Das konnte Peter nicht verstehen. »Also
ich immer.«
    Seit drei Wochen zappelte er bereits auf dem trockenen,
wenn das so weiterging...
    »Übrigens habe ich eben bei unseren Honoratioren
verschissen.«
    »Ach nee — warum?«
    »Ich spiele kein Instrument.«
    »Bei mir haben sie auch schon vorgefühlt. Sie
suchen dringend einen Flötisten für ihr Orchester. Der letzte ist ihnen
weggestorben.«
    Sie tranken ihr Bier und schauten in die Runde.
»Haben Sie mal was von Karlchen gehört?« fragte Benedikt nach einer Weile.
    »Nein, Sie?«
    »Auch nicht. Kaum gewöhnt man sich an sie, kommt
sie nicht mehr.«
    »Vielleicht sollten wir sie mal anrufen.«
    »Ja, bloß wo?«
    »Ich hab ihre Nummer in München.«
    Aber dann tranken sie sich fest.
    Irgendwann fiel ihnen Karlchen wieder ein. Das
war so gegen elf Uhr dreißig. Sie begaben sich an die Theke, um sie anzurufen.
Benedikt drehte die Nummern, die Peter ihm diktierte.
    Es tutete mehrere Male, bis Karlchen sich
meldete.
    »Hallo, Karlchen. Wir sind hier«, verkündete
Benedikt aufschlußreich.
    »Was sagt sie?« fragte Peter.
    »Sie macht erst mal Licht.«
    »Dann hat sie also schon geschlafen.«
    »Ja. Sehr unangenehm. Müssen wir ihr schon was
Liebes sagen.«
    »Warum?«
forschte Peter, der dagegen war. »Weil wir sie aufgeweckt haben.«
    »Aber was sagen wir ihr?«
    »Na, vielleicht, daß wir sie vermissen.«
    Peter überlegte. »Vielleicht nicht so direkt.
Sonst versteht sie das falsch.«
    »Wir
sind ja zu zweit«, beruhigte ihn Benedikt, »da ist das ganz un- un-« Er suchte
nach dem passenden Wort, es fiel ihm bloß nicht ein. »Karlchen macht aber lange
Licht.«
    Endlich schrie sie ins Telefon, daß selbst Peter
es hören konnte: »Also, daß ihr mich anruft, das find ich echt stark! Wie
geht’s euch denn? Erzählt doch mal!«
    »Nicht doll«, versicherte Benedikt. »Peter auch
nicht. Er hat’s bloß näher zum Wirtshaus als ich.«
    »Ihr habt wohl schon eine ganze Menge geschluckt
wie? Ihr sollt nicht soviel saufen«, mahnte Karlchen besorgt.
    Im selben Augenblick tauchte in der
Wohnzimmertür Marianne auf, den Gürtel des Bademantels eng um ihre Taille
ziehend. Die kurzen Locken fielen in ihr vom Schlaf zerknittertes
Kindergesicht.
    »Wer ist denn dran?« wollte sie wissen.
    Karlchen winkte ab: »Gleich«, und ins Telefon:
»Jetzt geht aber heim. Geht wirklich! Hört ihr? — Und überlegt euch das mit dem
Zusammenziehen.«
    »Sag
bloß, das war der Bayerische Wald!«
    »Woher
weißt du?«
    »Und nicht bloß einer — gleich zwei?« staunte
Marianne.
    »Purer Zufall. Ich habe sie beide innerhalb 24
Stunden kennengelernt.«
    »Und in welchen von beiden bist du verliebt«,
interessierte sich Marianne.
    »Verliebt?« Karlchen schob das Thema erschrocken
von sich. »Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Ich könnte auch
wirklich nicht sagen, welchen von beiden ich netter finde. Ich möcht’s auch
nicht. Wir sind eben Freunde, verstehst du?«
    Marianne lächelte nicht ohne Zweifel.
    »Und außerdem sind sie auch überhaupt nicht in
mich verknallt«, versicherte Karlchen, ehe sie in ihr noch angewärmtes Bett auf
dem Sofa kroch.
     
    »Du kommst mit zu mir. Du kannst nicht mehr Auto
fahren«, beschloß Peter, als er mit Benedikt aus dem Wirtshaus stolperte.
    »Warum kann ich nicht?«
    »Weil du besoffen bist!«
    Mit seitlich ausbuchtenden Schritten überquerten
sie den Markt in Richtung Obermayersche Untermiete. Vor der Tür legte
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