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Drei Mal täglich

Drei Mal täglich

Titel: Drei Mal täglich
Autoren: Lori Wilde
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Lacy ihn. Bennett hatte Dr. Laramie bei vierunddreißig Operationen assistiert. Lacy war bei achtundzwanzig davon dabei gewesen.
    Achtundzwanzig Mal in fünf Wochen hatte Bennett in ihre strahlend blauen und doch geheimnisvollen Augen geschaut. Und achtundzwanzig Mal hatte er sich danach gesehnt, ihr Gesicht ohne den grünen Mundschutz zu sehen. Nur ein einziges Mal hatte er sie bisher ohne angetroffen. Das war an dem Tag, an dem sie sich in ihrem Spind eingesperrt hatte.
    Jedes Mal, wenn er Blickkontakt suchte, wich sie ihm aus. Jedoch nicht schnell genug, um zu verbergen, dass ihr die Röte in die Wangen stieg. Ihre Schüchternheit steigerte die Attraktion noch. Wenn es genügte, ihr in die Augen zu schauen, um sie aus der Fassung zu bringen, was würde dann erst ein Kuss bewirken?
    Diese Fantasie verfolgte ihn, obwohl er genau wusste, dass er die Finger von einem Mitglied des Operationsteams lassen sollte.
    Sie arbeiteten zusammen. Es wäre dumm gewesen, Berufliches mit Privatem zu vermengen. Außerdem blieb er nur noch eine Woche in Houston. Um eine Frau wie Lacy wirklich kennenzulernen, brauchte es viel mehr Zeit. Und selbst wenn er so weit ging, sich auszumalen, dass es vielleicht zu irgendeiner Form von Beziehung mit ihr kommen könnte, gab es Schwierigkeiten. Er hatte noch ein Jahr als Arzt im Praktikum in Boston vor sich. Danach wollte er seine eigene Praxis eröffnen. Das kostete Kraft und Energie. Am wichtigsten war jedoch, dass er sich bei den Operationen, bei denen es auf Leben und Tod ging, nicht durch ein Paar wunderschöne blaue Augen ablenken lassen durfte.
    Im Übrigen hatte er vor Jahren entschieden, sich bei der Partnerwahl niemals auf rein körperliche Anziehung zu verlassen. Er war Mediziner und wusste alles über Pheromone. Sie waren notwendig, um die Art zu erhalten. Doch wissenschaftlich geschulte Menschen suchten sich ihren Lebenspartner nicht auf Grund seiner erotischen Ausstrahlung aus. Schließlich wusste Bennett aus eigener Erfahrung, wohin das führte.
    Seine Eltern waren sich begegnet, waren miteinander im Bett gelandet, hatten ein paar Wochen später geheiratet, ein Kind gezeugt und sich nach zwei Jahren im Streit getrennt. Beide hatten Bennett mit auf den Weg gegeben, dass sexuelle Anziehung nicht genügte, um eine gute Ehe zu garantieren. Liebe auf den ersten Blick war Quatsch, das wusste Bennett heute. Lust, ja. Liebe, nein.
    Deshalb war er Lacy außerhalb des OP-Saals bewusst aus dem Weg gegangen. Er fürchtete sich vor der Art und Weise, wie sie seine Fantasie anregte. Obwohl er sich selbst unhöflich fand, ging er davon aus, dass es das Beste für sie beide war. Er konnte es sich nicht leisten, sich zu verlieben, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Mindestens noch für drei Jahre nicht. Und er weigerte sich, denselben Fehler zu machen wie seine Eltern. Nein, er hatte keine Zeit für eine Beziehung. Schon gar nicht für eine Fernbeziehung. Deshalb war es besser, sich heimlich an Lacys blauen Augen zu erfreuen und kein Risiko einzugehen.
    Entschlossen verdrängte er alle Gedanken an die schüchterne OP-Schwester, die so unerwartet seine Neugier erregt hatte, und folgte Grant Tennison in den lauten Nachtclub, wo Hochbetrieb herrschte.
    Grant passierte ein paar voll besetzte Tische in der Nähe des Eingangs und strebte geradewegs zur Bar. Ab und zu begrüßte er jemanden im Vorbeigehen.
    Bennett sah sich um. Grant hatte recht behalten. In diesem Club gab es eine Riesenauswahl bildschöner Frauen. Rechts neben der Bar befand sich ein rundbogiger Durchgang. Dahinter lag die Tanzfläche. Der Discjockey spielte gerade einen Titel von Anastacia – genau richtig zum Abtanzen. Eine ganze Menge Leute rockte im Rhythmus der Musik. Links der Bar gab es einen Raum mit Poolbillard, Tischfußball und Videospielen.
    Bennett lehnte sich an den Bartresen, bestellte ein Bier und beobachtete die Menge. Er liebte es, Leuten zuzusehen. Als er noch ein kleiner Junge gewesen war, hatte ihn seine Großmutter oft mitgenommen, wenn sie ins Einkaufszentrum fuhr, am Flughafen jemanden abholte oder zum Arzt musste. Bennett konnte stundenlang dasitzen und die Menschen beobachten. Er fragte sich, wer sie waren, was sie taten, wie sie lebten, wohin sie gingen.
    Seine Erinnerungen an Nanna, wie er seine Großmutter nannte, waren liebevoll. Er war verzweifelt gewesen, als sie vor fünf Jahren an einem Herzinfarkt starb.
    Sein Interesse an Menschen, an ihren Problemen, ihrer Lebensweise hatte dazu geführt,
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