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Drei Engel für Armand

Drei Engel für Armand

Titel: Drei Engel für Armand
Autoren: Jim C. Hines
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noch schwieriger. Charlotte schien es nicht zu schaffen, und dann war es auf einmal, als ob die Luft selbst zusammenströmte, um sie hochzuheben. Wind peitschte ihr Haar, als sie die Beine hochzog und sauber in einer Lücke zwischen den Steinen landete. Sie sprang auf den Laufgang herunter und drehte sich hin und her. Für Danielle sah es so aus, als ob sie Angst hätte.
    »Nur ruhig, Mädchen!«, rief eine der Wachen.
    Charlotte wandte sich ab und starrte auf das Meer unter ihr. Ein anderer Wachtposten näherte sich vom Nordostturm. »Dort gibt es nichts außer einen langen Fall und einen schmutzigen Tod auf den Felsen am Fuß der Klippe!«
    Danielle erreichte Talia gerade rechtzeitig, um sie murmeln zu hören: »Klingt gut in meinen Ohren.« Die Dienerin hob ihre zweite Tomate zum Wurf.
    Danielle rief: »Warte! Charlotte, sie werden dich töten, wenn du zu kämpfen versuchst!«
    Charlotte fing an zu lachen. Sie wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ab und breitete die Arme aus. »Sollen sie doch! Das spielt keine Rolle. Ohne deinen feinen Prinzen wirst du nie etwas anderes sein als eine dreckige kleine Dienstmagd!«
    Danielles errötete vor Zorn und ihre Nackenhaare stellten sich auf angesichts der unverhohlenen Häme in Charlottes Stimme. Sie warf einen Blick auf Talia, die Charlotte mit der Angespanntheit einer sprungbereiten Katze beobachtete.
    »Befehlt den Wachen, sie lebendig gefangen zu nehmen!«, raunte Talia.
    »Was?« Danielle schaute sie verwirrt an.
    »Die Wachen werden keine Befehle von einer Dienerin entgegennehmen«, zischte Talia durch die zusammengebissenen Zähne. »Lasst sie nicht entkommen!«
    »Es gibt keinen Ort, wo sie hin …« Danielle verstummte, als sie sich an Charlottes Sprung aus dem Fenster erinnerte und die Art, wie sie vom Dach der Kapelle praktisch auf die Mauerkrone geflogen war. Sie hob die Stimme. »Wachen, ich will diese Frau lebend haben!«
    Einer der Wachtposten hob seine Armbrust, während die anderen sich heranarbeiteten. Charlotte lächelte und befingerte ihre Halskette.
    »Passt auf!«, schrie Danielle gellend. Sie kannte dieses Lächeln. »Der Stein an ihrem Hals – er ist magisch!«
    Talia fluchte und warf ihre letzte Tomate. Das gut gezielte Geschoss erwischte Charlotte am Ohr und ließ sie auf die andere Seite der Mauer taumeln. Sie kreischte wütend und zeigte auf die näher kommenden Wachen.
    Der Wachtposten mit der Armbrust wankte. Die Waffe drehte sich in seinen Händen, bis sie schließlich auf Danielle zielte.
    Ein harter Tritt in die Kniekehlen schickte Danielle zu Boden; einen Herzschlag später landete Talias Fuß unsanft auf ihrer Schulter und nagelte sie auf der Erde fest. Der Armbrustbolzen bohrte sich dort in den Boden, wo Danielle gerade noch gestanden hatte. Sie hob den Kopf und konnte eben noch sehen, wie Charlotte auf den äußeren Mauerrand stieg. Die Wachen rannten auf sie zu. Eine war schon fast in Reichweite, und dann sprang Charlotte.
    Danielle stand auf und lief mit einem Gefühl der Übelkeit im Bauch zum nächsten Treppenaufgang. Sie hätte sich am liebsten übergeben, aber sie zwang sich weiterzugehen. Hoch durch den Turm, durch die Wachstube und hinaus auf die Mauer.
    Feuchter, salziger Wind schlug ihr entgegen und brachte sie ins Wanken. Die Wachen drängten sich um die Stelle, von wo aus Charlotte gesprungen war, alle bis auf den einen, der seine Armbrust auf Danielle abgeschossen hatte. Er starrte immer noch seine Waffe an, und aus seinem bärtigen Gesicht war jede Farbe gewichen.
    Mit einem Ruck nahm er Haltung an, als er Danielle erblickte. »Euer Hoheit, ich …« Er blinzelte, dann warf er die Armbrust weg, als ob er sich die Finger daran verbrannt hätte. »Es tut mir leid, ich hatte nicht –«
    »Ich weiß«, sagte Danielle. Sie tätschelte ihm den Arm, als sie an ihm vorbeieilte.
    Eine der anderen Wachen kam ihr entgegen, um ihr den Weg zu versperren. »Ihr solltet nicht hier oben sein, Euer Hoheit. Nur ein einziger Fehltritt –«
    Danielle ließ sich nicht beirren. Im letzten Moment -sie war dem Mann schon so nah, dass sie die schweißdurchtränkte Uniform und den scharfen, metallischen Geruch seiner Helmpolitur riechen konnte – trat er zur Seite. Sie ging zu der Lücke auf der Maueraußenseite, von wo aus Charlotte gesprungen war, stützte die Hände auf die dicken, weißen Steine, lehnte sich hinaus und schaute aufs Meer.
    Tief unter ihr, am Fuß der Klippe, brachen sich die Wellen an den Felsen. Wolken feuchten Dunstes
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