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Drei Engel für Armand

Drei Engel für Armand

Titel: Drei Engel für Armand
Autoren: Jim C. Hines
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hielt sie vor ihren Körper. Es war zwar kein Schild, aber angesichts der Tatsache, dass die Autorin sich nicht kurz fassen konnte, würde das Buch durchaus ein Messer aufhalten.
    Charlotte sprang vor. Danielle riss das Buch hoch und erwischte das Messer. Der Stahl durchdrang kaum den schweren Einband, doch die Wucht hinter dem Hieb reichte, um Danielle gegen den Schreibtisch torkeln zu lassen. Bücher polterten zu Boden; das Tintenfass fiel herunter und zerbrach in Stücke.
    Vielleicht war es Wahnsinn, aber als Danielle das Buch aus der Hand gerissen wurde, war ihr einziger Gedanke, wie schwierig es sein würde, die Tinte wieder von den Plattenfugen zu bekommen.
    Die Schlafzimmertür klapperte in ihrem Rahmen; es war unmöglich, den Riegel von außen zu öffnen.
    Charlotte griff nach Danielles Kehle, im selben Augenblick flog das Fenster mit einem Knall auf. Glasscherben fielen klirrend auf den Steinfußboden, als die alte weiße Taube ein Taubenpärchen ins Zimmer führte. Charlotte schrie auf, fuhr herum und schlug wie eine Wahnsinnige um sich.
    Danielle riss ein Kissen vom Bett und warf es über Charlottes Arm, sodass das Messer sich darin verfing. Als Charlotte sich umdrehte, versetzte Danielle ihr einen Faustschlag auf die Nase. Charlotte wankte zurück. Danielle packte den Hocker und hob ihn hoch über den Kopf.
    Bevor sie ihn auf ihre Stiefschwester herabsausen lassen konnte, berührte diese ihre Halskette und schrie: »Nein!«
    Der Hocker sprang in Stücke. Verkohltes Holz und Splitter gingen rings um Danielle nieder. Charlotte blickte verständnislos drein und wirkte beinah so entgeistert, wie Danielle sich fühlte.
    Eine Taube bekam Charlottes Haare mit den Krallen zu fassen und zerrte daran; die andere hackte nach ihrem Ohr. Charlotte schlug so hektisch mit dem Messer um sich, dass sie sich fast selbst ins Gesicht schnitt, aber es genügte, um die Vögel zurückzutreiben.
    Danielle sprang aufs Bett zu, rutschte aber auf den Büchern aus und schlug der Länge nach hin. Sie rollte sich von Charlotte weg, Glas- und Holzsplitter piekten ihr in den Rücken. Eine der Tauben stieß noch einmal auf Charlottes Gesicht herab, aber ein Glückstreffer mit dem Messer ließ sie gegen das Bett taumeln; von ihrem Flügel tropfte Blut.
    »Lasst das Messer fallen!« Talias Stimme war kalt und entschlossen und gebieterischer als die jeder Dienerin. Sie stand im Eingang und hielt eine der überdimensionierten Armbrüste in Händen, wie sie normalerweise die Palastwachen trugen. Die Waffe aus glänzendem schwarzen Holz mit schimmernden Messingbeschlägen reichte mehr als aus, um Gehorsam zu erzwingen. Danielle hatte keine Ahnung, wie Talia durch die Tür gekommen war, doch ihr Timing war göttlich.
    »Warte!«, schrie Charlotte.
    »Nein.« Talia drückte ab. Ein Bolzen mit Stahlspitze schwirrte durch die Luft.
    Gleichzeitig torkelte der Täuberich durch die Luft auf Charlotte zu, als ob eine unsichtbare Hand ihm einen Schlag von der Seite verpasst hätte. Der Bolzen bohrte sich in die Brust des Vogels; er knallte gegen Charlotte, hinterließ einen blutigen Streifen auf ihrem Hemd und fiel zu Boden. Seine Beinchen zuckten schwach.
    Talia zögerte nicht: Sie schleuderte Danielles Stiefschwester die Armbrust ins Gesicht. Das improvisierte Wurfgeschoss ließ Charlotte mit blutender Nase gegen die Wand taumeln. Talia schob eine Zehe unter das Tablett, das Charlotte weggeworfen hatte; eine kurze Aufwärtsbewegung mit dem Fuß, und sie hielt es in der Hand. Mit der Geschmeidigkeit einer Tänzerin fuhr sie herum und warf Charlotte das Tablett gegen den Unterarm. Das Messer fiel klirrend zu Boden.
    Talia durchschritt das Zimmer. »Bleibt unten, Prinzessin!«
    Charlotte wich an das zerbrochene Fenster zurück. Sie schloss die Augen und bewegte die Lippen wie im Gebet. Einen Moment darauf zerbarst der Fensterrahmen, fiel herunter und nahm die letzten Glasreste mit sich.
    Talia sprang, aber Charlotte war schneller und zog sich durch die Fensteröffnung, sodass die Dienerin nur noch mit den Fingerspitzen ihre Fußknöchel streifte.
    »Verdammt!« Talia zog sich vom Fenster zurück. »Sie hat sich nicht einmal einen Knöchel verstaucht!«
    Danielle drehte sich um und sah nach der Taube, die in einer Blutlache lag. Ein Blick genügte, um ihr zu sagen, dass der Vogel tot war. Die Spitze des Armbrustbolzens ragte aus seinem Rücken und hielt ihn in einer Seitenlage fest. Sie fuhr mit dem Finger über die weichen weißen Federn an seinem Kopf
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