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Drei Engel für Armand

Drei Engel für Armand

Titel: Drei Engel für Armand
Autoren: Jim C. Hines
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verwandelten sich in glitzernden Silbernebel, wo die Sonnenstrahlen auf sie trafen.
    »Wo ist sie?«, fragte Danielle.
    »Wir wissen es nicht«, antwortete die am nächsten stehende Wache, ein Junge, seinem glatten Gesicht nach zu urteilen nicht älter als Danielle selbst. »Als sie fiel … der Dunst …«
    »Ich habe es auch gesehen«, sagte ein anderer und fuhr sich über die grauen Bartstoppeln. Die weiße Feder an seinem Helm wies ihn als Feldwebel aus. »Der Nebel zog sich zurück, verschwand fast völlig, und das Wasser wurde reglos wie Eis. Dann, bei meinem Leben, war es, als ob sie zu nichts zusammenschrumpfte!«
    »Es hat nicht gespritzt«, ergänzte eine dritte Wache.
    »Ihr beide geht zu diesen Felsen hinunter und seht nach, ob ihr eine Spur von ihr finden könnt«, befahl der Feldwebel. »Ich erstatte derweil dem Hauptmann Bericht.« Er bedachte Danielle mit einem knappen Lächeln. »Macht Euch keine Sorgen, Hoheit. Wir werden uns um die Angelegenheit kümmern.«
    Danielle wischte sich das Gesicht ab und trat zurück, zur unverkennbaren Erleichterung des Feldwebels. Sie bezweifelte, dass die Wachen etwas finden würden. Die Miene des Feldwebels verriet ihr, dass er dies ähnlich sah.
    Charlotte war entkommen. Sie würde sich nie selbst das Leben nehmen – dazu war sie viel zu selbstverliebt.
    »In Ordnung, genug gegafft!«, bellte der Feldwebel. »Einer von euch geleitet die Prinzessin zu ihren Gemächern!«
    »Ich kann das übernehmen, Sir«, bot Talia an. Danielle hatte sie nicht einmal bemerkt. »Ich kann mir denken, dass Ihr jeden Mann auf der Mauer haben wollt zu unserem Schutz, falls diese Frau zurückkommt.«
    Er nickte, wandte sich ab und starrte aufs Meer. Talia nahm Danielle am Arm und zog sie zum Turm zurück. »Kommt mit, Prinzessin!«, flüsterte sie. »Wir müssen reden!«
    Danielle gestattete Talia, sie von der Mauer zu führen. Sie fühlte sich schwindlig und ihr Verstand war wie betäubt, als sie zu verstehen versuchte, was passiert war. Charlotte hatte sie ermorden wollen. Und Armand … »Wie hat sie das mit meinem Mann gemeint?«
    Talias Griff verstärkte sich schmerzhaft. »Kommt mit«, sagte sie noch einmal.
    Als sie über den Hof hasteten, sah Danielle zum Kreuz hoch und betete für Armand.

Kapitel 2
    Talia bestand darauf, dass Danielle draußen wartete, bis sie ihre Gemächer in Augenschein genommen hatte. Erst als sie unter jeder Decke und hinter jedem Wandbehang nachgesehen hatte, winkte sie sie herein. Danielle hatte kaum die Schwelle überschritten, als Talia die Tür hinter ihr schloss und verriegelte.
    Die tote Taube lag noch auf dem Boden. Das Blut hatte zu trocknen begonnen und bildete eine dunkle, sirupartige Lache. Ein schwaches Gurren führte Danielle zu der verwundeten Taube, die noch immer auf dem Bett kauerte.
    »Du bist eine Hexe?« Talias Ton ließ die Frage mehr wie eine Feststellung klingen.
    Danielle schaute sie verständnislos an.
    »Die Art, wie du über diese Tiere gebietest. Sie kämpfen und sterben für dich.«
    »Sie sind meine Freunde«, sagte Danielle. »Sie kamen zu mir, als meine Mutter starb. Die Vögel und die Mäuse, sie halfen mir bei der Hausarbeit und leisteten mir Gesellschaft in den langen Stunden, die ich in der Dachkammer eingesperrt war.«
    Talia runzelte die Stirn. »Es wäre besser, das nicht vor allzu vielen Leuten zu erwähnen. Sie denken sowieso schon, dass die königliche Familie ziemlich schrullig ist.« Sie hob Charlottes Jagdmesser auf. »Du hast besser gekämpft, als ich erwartet habe, aber du hast einen sehr dummen Fehler gemacht.«
    Es war das erste Mal seit der Hochzeit, dass jemand so unverblümt mit ihr sprach. Jemand außer ihren Stiefschwestern natürlich. Danielle war verärgert und erleichtert zugleich. »Welcher Fehler war das?«
    »Du warst still. Lektion Nummer eins: Wenn jemand versucht, dich zu ermorden, dann schrei wie ein verzogenes Kind!« Talia sah zum Fenster hinaus. »In diesem Schloss gibt es Hunderte von Wachen und Soldaten, die alle besser ausgebildet sind als du.«
    »Wachen wie du?«, fragte Danielle und bettete die Taube in ihren Schoß. So wie es aussah, musste der Flügel geschient und verbunden werden.
    Talia schnappte sich ein Kissen vom Bett und stopfte es in die Fensteröffnung, sodass das Tageslicht nur noch durch ein paar Ritzen ins Zimmer kam. »Erzähl mir von deiner Stiefschwester. Hat sie schon immer solche Magie beherrscht?«
    »Wenn das der Fall gewesen wäre, dann hätte sie mich schon vor
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