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Drei Engel für Armand

Drei Engel für Armand

Titel: Drei Engel für Armand
Autoren: Jim C. Hines
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Jahren in eine Kröte verwandelt.« Danielle betrachtete die zersplitterten Überreste des Hockers. »Sie hat den Hocker zerstört, ohne ihn zu berühren, aber sie schien beinah überrascht, als es funktionierte.«
    Talia hob ein Bein des Hockers auf und steckte es in ihren Gürtel wie ein Schwert.
    »Was machst du da?«
    Talia fegte mit dem Fuß etwas zerbrochenes Glas zur Seite. »Welche Magie deine Stiefschwester auch angewandt hat, vielleicht gibt es Spuren von dem Zauber, mit deren Hilfe wir mehr erfahren können.«
    »Bist du eine Hexe?«, fragte Danielle. Die Taube versuchte mit ihrem unverletzten Flügel zu schlagen. Danielle streichelte die grauen Federn und summte ein Schlaflied, bis sie sich wieder beruhigte. »Du hast gewusst, dass ich in Schwierigkeiten stecke. Du bist durch die Tür gekommen, obwohl sie von innen verriegelt war.«
    Talia kniete neben der Leiche des Täuberichs nieder und zog behutsam ein paar Federn aus dem klebrigen Blut. »Ich habe eine Freundin, die sich ein bisschen auf Zauberei versteht. Nenn sie aber nicht Hexe! Das mag sie nicht.« Sie ließ die blutverschmierten Federn in die Tasche ihrer Schürze gleiten. »Hat Charlotte sonst noch was über den Prinzen gesagt?«
    »Nicht bis zur Mauer. Ich verstehe das nicht. Armand sollte eigentlich in Emrildale sein und Verhandlungen mi –«
    »Ist er aber nicht.« Talia sah sich ein letztes Mal im Zimmer um, dann richtete sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf Danielle. »Ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass du hier warten sollst, während ich deine Stiefschwester verfolge.«
    Danielle hob den Kopf. »Ja, das hast du.«
    Die kaum merkliche Andeutung eines Lächelns umspielte Talias Lippen. »Lass die Taube hier. Sie wird hier sicher sein und es liegt genug verschüttetes Essen für sie herum.«
    »Nein! Sie braucht Hilfe!« Erst dann fiel es ihr ein zu fragen: »Wohin gehen wir?«
    Talia öffnete die Tür zum Abort. »Meiner Freundin einen Besuch abstatten.«
    Danielle rührte sich nicht. »Im Abort?«
    »Ja.« Talia betrat den dunklen, engen Raum und bedeutete Danielle, ihr zu folgen. Als Danielle sich noch immer weigerte, verdrehte sie die Augen und sagte: »Sie ist auch eine Heilerin. Sie wird deinem Liebling helfen können.«
    »Eine Heilerin, die im Abort lebt«, sagte Danielle noch einmal. Als Talia keine Antwort gab, zuckte sie die Schultern, nahm ein Halstuch aus dem Schrankkoffer an der Wand und bastelte eine einfache Schlinge daraus, in die sie die Taube setzte.
    »Und mich hältst du für sonderbar, weil ich mit Vögeln rede«, murmelte Danielle.
    Der Geruch nach Blut wich übleren Düften, als sie Talia in den Abort folgte. Der Gestank ließ sie erröten. Die Dachrinnen leiteten Regenwasser durch die Aborte an den Außenmauern und spülten ihren Inhalt weg, aber seit es das letzte Mal richtig geregnet hatte, war fast eine Woche vergangen, und der Weihrauch, den sie gestern Abend verbrannt hatte, trug wenig dazu bei, den Gestank zu überlagern. Sie war jetzt schon fast einen Monat wieder hier, aber ihr Körper hatte sich noch nicht völlig an die Üppigkeit des Palastessens angepasst.
    »Mach die Tür zu!«, sagte Talia.
    Danielle gehorchte. Zwei schmale Fensterschlitze ganz oben in der kleinen Kammer waren die einzige Lichtquelle. Sie konnte gerade noch Talias schlanke Gestalt ausmachen, die auf der Bank neben dem Loch saß.
    Talia tätschelte die Bank. »Greif rein!«
    »Wieso?« Sie hatte schlimmere Dinge für ihre Stiefmutter und Stiefschwestern sauber gemacht, aber das war absurd.
    »Es gibt nichts, wovor du Angst haben müsstest«, ermunterte Talia sie. »Alles, was du eventuell … hinterlassen hast, ist zwei Stockwerke tief gefallen, wo es dir nicht wehtun kann.«
    »Wer bist du?«, verlangte Danielle zu wissen.
    »Ich bin diejenige, die dir das Leben gerettet hat.«
    Das ließ sich nicht leugnen. Danielle barg die Taube dicht an ihrer Brust, bückte sich und streckte eine Hand in das Loch. Ein Ring aus abgenutztem, gepolstertem Leder lief rings um den Rand. Sie biss die Zähne zusammen, denn halb rechnete sie damit, dass dies irgendein Trick war, doch nichts geschah.
    »Such auf der Unterseite der Bank, die hintere linke Ecke!«
    Der Schacht unter der Öffnung war quadratisch, sodass es unter der Bank vier unregelmäßige Steindreiecke gab. Ganz behutsam erforschte Danielle die Ecke, die Talia ihr genannt hatte. In der Nähe der hinteren Kante berührten ihre Finger kaltes Metall: Aus dem Stein ragte ein Hebel, so groß
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